Die Kleinstadt am Hang will einen Blitzer an der Neureuthstraße. Zu laut und zu schnell flitzen Autos den Hang hoch.
“Wir haben unser Pulver verschossen”, erklärt Johannes Hagn, Bürgermeister in Tegernsee, mit resignierter Miene in der jüngsten Tegernseer Stadtratssitzung. Vor zwei Monaten hat die Verwaltung den Wunsch geäußert, eine permanente Verkehrsüberwachung, vulgo Blitzer, an der Neureuthstraße aufstellen zu lassen. Den Dienst soll der Kommunale Zweckverband Verkehrssicherheit Oberland (KVS) übernehmen. Das sind die Damen und Herren mit dem Blitz-Kasten aus Tölz. Grund: Die Neureuthstraße habe sich zu einer Rennstrecke entwickelt. Besonders PS-starke Autos werden – gegen jede Geschwindigkeitsregel – aufgedreht. Dabei gilt hier 30 Km/h. Wenn dann im Sommer die Wandertouris im Halbstunden-Takt aus der nahegelegenen Bahn schlüpfen, um die Straße zu nutzen, steigen die Gefahrensituationen.
Die Experten sind anderer Meinung
Aber das sieht die Staatsmacht anders: “Zwei Verkehrspolizisten der Inspektion in Bad Wiessee, echte Experten zu diesem Thema, haben sich die Sache genau angeschaut.” Ihr Ergebnis kam postwendend zurück ins Rathaus Tegernsee: kein Unfallrisiko. Alles sei bestens. Überhaupt: 30 Km/h sei eigentlich übertrieben. Die Lärmbelästigung der Anwohner sei nachrangig zu beurteilen. Ein Blitzer, zumal permanent, kommt nicht infrage.
Rudolf Gritsch, CSU-Ratsmitglied und Anwohner, geht daraufhin die Hutschnur hoch. “Das zeugt von Ignoranz. Ich lade die gern mal zu einem Kaffee ein, dann können die Herren sich das einmal einen Tag anschauen, was auf der Neureuthstraße los ist”, empört er sich. Viel zu schnell und zu laut sei der Verkehr an der steilen Straße hoch in den Tegernseer Hang. Gritsch ist Anwohner. Er weiß, wovon er spricht. Aber Hagn zuckt nur mit den Schultern. Man habe da keine Chance. Die Polizei sagt ‘Nein’. Also gibts keine Überwachung. Florian Kohler von der BürgerListe schlägt einen Kreisverkehr am unteren Bereich der Straße in der Nähe des Bahnhofs vor. Bauamtsleiterin Koch winkt ab. Zu wenig Platz für die rangierenden Busse. Die Auffahrtsstraße zu Hotels und Großverlegern bleibt also weiter blitzerfrei.
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