Josef Kieweg war Jahrzehnte lang als einer von drei ehrenamtlicher Feldgeschworenen in Kreuth tätig. Seitdem er im Herbst 2011 aus gesundheitlichen Gründen vom Gemeinderat aus dem Amt entlassen wurde, sucht man einen Nachfolger für ihn.
Nun gab Josef Bierschneider auf der letzten Gemeinderatssitzung bekannt, dass sich für die ehrenamtliche Tätigkeit zwei Bürger beworben hätten. Ungewöhnlich sei das so Sepp Mayr, stellvertretender Leiter des Miesbacher Vermessungsamtes. „Gemeinden tun sich oftmals schwer heutzutage neue Feldgeschworene zu finden. Dass sich gleich zwei dafür beworben haben, freut mich umso mehr.“
Feldgeschworener – ein traditionelles kommunales Ehrenamt
Voraussetzung um Feldgeschworener zu werden, ist nicht nur eine gute Landschafts- und Ortskenntnis. Laut Mayr gehört auch das Feingefühl für die Belange der betroffenen Grundstückseigentümer sowie ein gewisses „Standing“ in der Bevölkerung dazu.
„Ein Feldgeschworener ist das Bindeglied zwischen Bürgern, Gemeindeverwaltung und Vermessungsamt. Da muss man auch mit Menschen umgehen können“, sagt Mayr und ergänzt: „Die Arbeit von Feldgeschworenen ist ein beinahe unbekanntes Ehrenamt, dessen Ursprung bis in das 13. Jahrhundert zurückgeht.“
Zu jener Zeit entstanden die Feldgeschworenen aus den Feld- und Untergangsgerichten, die wiederum aus den Dorfgerichten hervorgegangen waren. Auch heute noch können Feldgeschworene unter bestimmten Voraussetzungen Abmarkungshandlungen in eigener Zuständigkeit und Verantwortlichkeit vornehmen und wirken bei der Abmarkung im Zuge von Grundstücksvermessungen durch die staatlichen Vermessungsämter als kompetente Partner mit. Werden dabei Grenzzeichen gesetzt, bringen die Feldgeschworenen ihr geheimes Zeichen (Siebenergeheimnis) ein.
Um die Grenzsteine im teilweise unwegsamen und vor allem in Kreuth sehr gebirgigen Gebiet zu finden, nutzt der Feldgeschworene neben kartographischen Landkarten die amtliche Flurkarte des Vermessungsamtes sowie die Markierungen auf den Grenzsteinen.
Dabei müssen die Feldgeschworenen auch heute noch berücksichtigen, dass die ursprüngliche Lage der Grenzpunkte auf Grund der geheimen Zeichen oder sonstigen Unterlagen zentimetergenau feststehen muss.
Die geheimen Zeichen wurden laut Mayr früher von Feldgeschworenen bis in den Tod bewahrt. „Heute nimmt man das vielerorts nicht mehr ganz so streng, wenngleich einige diese Tradition sehr hoch halten.“
Zwei Bewerber mit guten Chancen
Anträge auf Vermessung und Abmarkung stellen die Grundstückseigentümer grundsätzlich an das Vermessungsamt, das zum Abmarkungstermin einen Feldgeschworenen zur Mithilfe der zuständigen Vermessungsgruppe verständigt. Über die Abmarkung durch Feldgeschworene informiert der jeweilige Obmann der Feldgeschworenen. In Kreuth ist laut Mayr Josef Kandlinger Senior Obmann der Feldgeschworenen.
Die Bewerber in Kreuth, der Zimmerer Georg Hagn und der Bankangestellte Rico Liske sollten beide gute Chancen haben, auch tatsächlich genommen zu werden. „Wenn sie die genannten Voraussetzungen erfüllen, ist gut denkbar, dass beide als Feldgeschworene tätig werden“, meint Mayr. Ebenso sieht das Kandlinger: „Wir haben ja für das Ehrenamt nicht immer Zeit. Umso mehr wir sind, umso besser.
Wann genau man die beiden Bewerber unter „die Lupe“ nehmen wird, steht indes noch nicht fest. In jedem Fall müssen sie danach noch offiziell von der Gemeinde vereidigt werden. Und dann kann es losgehen mit der Arbeit. Vor allem in Kreuth manchmal nicht so einfach, wenn es mit schweren Grenzsteinen hoch in die Hänge geht.
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