Die Strüngmannbrüder und ein Aktienfonds

Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft München I gegen die Tegernseer Unternehmer Andreas und Thomas Strüngmann wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. Nun meldet das „Handelsblatt“, dass die Deutsche Bank die Ermittlungen gegen zahlreiche vermögende Kunden selbst angezeigt habe.

Andreas und Thomas Strüngmann sind in das Visier der Staatsanwaltschaft geraten.
Andreas und Thomas Strüngmann sind in das Visier der Staatsanwaltschaft geraten.

Pharma Milliardäre in Not, titelte das „Manager Magazin“, als die Razzia bei den Strüngmanns bekannt wurde. Nun schreibt das Handelsblatt und erwähnt als einzige Beschuldigte die einstigen Hexal-Gründer namentlich, die umstrittenen Fonds der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim könnten für Kunden schwerwiegende Folgen haben.

Ermittelt werde von Staatsanwälten und Steuerfahndern wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen zahlreiche vermögende Kunden der Deutschen Bank-Töchter Deutsche Oppenheim und Sal. Oppenheim. Im Frühjahr 2014 hatte das Institut die Kanzlei Linklaters und Strafrechtler damit beauftragt, steueroptimierte Produkte des Hauses und ihrer Töchter kritisch unter die Lupe zu nehmen. Dabei stießen die beauftragten Juristen wohl auf fragwürdige Luxemburger Steuersparfonds.

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Diese hatte die damals noch eigenständige Privatbank Sal. Oppenheim in den Jahren 2007 und 2008 an ihre Klienten verkauft. Die Investoren konnten ihr Geld auf diese Weise in eigens für sie konzipierte Produkte stecken, in denen sie Spekulationsgewinne steuerfrei verbuchen konnten – und zwar auch nach Einführung der Abgeltungssteuer ab 2009, berichtet das Handelsblatt.

Besondere Tricks für große Vermögen

Nach Recherchen des Manager Magazins gründeten die Strüngmanns einen Fonds, brachten ihre Dividendentitel in die Konstruktion ein und überließen die Verwaltung einem Fondsmanager. Der Clou: Anders als bei Privatleuten, die bei der Verwaltung ihres Depots den Gewinn jedes Verkaufs versteuern müssen, bleiben bei Unternehmern die Zwischengewinne, die bei der Veräußerung anfallen, innerhalb eines Fonds steuerfrei.

Erst beim Verkauf der Fondsanteile müssen die Investoren ihre Gewinne mit dem Fiskus teilen. Gerade bei großen Vermögen kann sich eine derartige Konstruktion als lukrativ erweisen, so das Manager Magazin: es lassen sich, wenn der Fonds voluminös genug ist, Steuerersparnisse im siebenstelligen Bereich herausholen. Und wer wie im Fall der Brüder seinen Fonds noch vor Januar 2009 aufgelegt hat, spare zusätzlich noch die anschließend eingeführte Abgeltungssteuer von 25 Prozent auf die Kapitalerträge.

Strüngmannbrüder überrascht

“Es gab und gibt nicht die Absicht, Steuern in Deutschland zu verkürzen”, erklärte im März dazu Peter Dietlmaier als Sprecher der Strüngmann-Brüder. “Es wurden in Deutschland immer alle Steuern gezahlt, und das wird auch in Zukunft so sein.” Gegenüber der Tegernseer Stimme argumentierte Dietlmaier im Februar: „Hintergrund der Ermittlungen ist die Annahme der Behörden, dass unter den mehreren Fonds ein Aktienfonds hätte steuerlich anders behandelt werden müssen. Mit den ermittelnden Behörden wird im Sinne einer schnellen Klärung der Vorwürfe vollumfänglich zusammengearbeitet.“

Der Vorwurf soll die Selfmade-Milliardäre völlig überraschend getroffen haben, so das Handelsblatt. Die ehemaligen Generikahersteller hätten die Fonds auf Empfehlung von Sal. Oppenheim gekauft und so versteuert, wie es ihnen die Bank bescheinigte. Daher sehen sie sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. „Die Steuererklärungen wurden auf Basis der Steuerbescheinigungen der Deutschen Bank-Tochter Sal. Oppenheim erstellt“, so Dietlmeier heute gegenüber der Tegernseer Stimme

Großrazzia im Juni

Anfang Juni folgte dann eine Großrazzia, so das Handelsblatt. 28 Objekte hätten die Ermittler gefilzt, darunter Villen schwerreicher Anleger, aber auch Büro- und Geschäftsräume. Nach den Strüngmanns würden rund ein Dutzend weitere vermögende Anleger wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung beschuldigt.

Nach Informationen des Handelsblatts würden sich viele der betroffenen Kunden von der Bank hintergangen fühlen, weil sie die Razzia aus heiterem Himmel getroffen habe. Zudem würde die Staatsanwaltschaft Köln gegen etliche Bank-Mitarbeiter ermitteln.

Die Deutsche Oppenheim erklärte gegenüber dem Handelsblatt, dass sie aus rechtlichen Gründen gezwungen gewesen sei, die Meldungen zu machen und ihr es nicht erlaubt war, die Kunden vorab zu informieren. Einige Kunden sollen deswegen ihr Vermögen abgezogen haben.

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