Schnelles Internet in Moosrain – Das wahre Gesicht der Serviceoffensive

von Steffen Greschner

Vierte Ergänzung vom 17. August / 07:55 Uhr
Lang hatte es gedauert, bis die Telekom die Leitungen für das DSL-Netz in Moosrain verlegt hatte. Am Ende zwar deutlich länger als geplant, doch seit Mitte Oktober letzten Jahres haben die Moosrainer “ihren” DSL-Anschluss.

Ein Kritikpunkt im vergangenen Jahr war die verfügbare Geschwindigkeit. Vom “echten” DSL blieb aufgrund der unvorteilhaften Lage der Verteilerkästen teilweise nur wenig übrig.
Nun will die Telekom ihr VDSL-Netz (bis zu 50 Megabit pro Sekunde) auf Moosrain ausweiten. Bisher sei das nur für einen kleinen Bereich am See verfügbar gewesen. Doch zukünftig könnten auch Kunden in Moosrain, die das schnellere Netz zu ihrem normalen DSL-Anschluss dazubuchen, davon profitieren.

Verfügbar sein soll die bessere Infrastruktur in den folgenden Straßen: Am Waldeck, An der Bahn, Bahnhofstraße, Birkenweg, Fichtenweg, Gartenweg, Münchner Straße, Riedern, Schaftlacher Straße, Waakirchner Weg und Wieserweg,

Weitere Informationen zur Verfügbarkeit gibt es unter www.telekom.de/verfuegbarkeit.

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Dritte Ergänzung vom 13. Oktober 2011 / 09:19 Uhr
Laut Auskunft des Gmunder Geschäftsleiters Alfons Besel hat die Telekom die Leitungen gestern Abend freigeschaltet.

Damit müsste DSL eigentlich bei allen Moosrainern funktionieren. Die Geschwindigkeit varriert jedoch und hängt davon ab, wie weit der einzelne von den Verteilerkästen wohnt.

Zweite Ergänzung vom 13. September 2011:
Im März nach der Informationsveranstaltung der Telekom zum geplanten DSL-Anschluss musste man als Moosrainer bereits befürchten, in Punkto Servicequalität größere Abstriche machen zu müssen.

Dabei hatten die meisten der Anwohner gehofft, dass zumindest die Anschlüsse schnell verlegt werden. Zu lange schon musste man sich mit langsamen Internetleitungen zufrieden geben. Doch leider hat die Telekom in ihrer Umsetzungsgeschwindigkeit sogar die größten Moosrainer Spektiker unterboten.

Nachdem der Termin für den Anschluss an das DSL-Netz mittlerweile zum dritten Mal verschoben wurde, kann auch die Gemeinde nicht mehr sagen, wann es denn endlich so weit sein soll. Das einzige was man weiß ist, dass der 15. September sicher nicht gehalten werden kann.

Auf Nachfrage erklärt Geschäftsleiter Alfons Besel, dass er die Verärgerung der Bürger versteht. Doch leider habe man in der Gemeinde keinen Einfluß auf die Bauabwicklung.

Unser Part ist zusammen mit dem Freistaat Bayern den Netzausbau in Moosrain mit öffentlichen Geldern zu fördern. Dies ist eine freiwillige Leistung der Gemeinde. Die Gemeinde möchte allen Bürgerinnen und Bürgern in Moosrain eine ausreichende Internetversorgung ermöglichen.

Dafür ist besonders der Aufbau eines Glasfasernetzes geeignet. Aufgrund seiner Leistungsfähigkeit ist das Glasfaserkabel jeder Funklösung vorzuziehen. Im Ausschreibungsverfahren war die Telekom die einzige Bewerberin, die eine Versorgung über Glasfaserkabel anbot.

Da die Telekom den Zuschlag erhalten hat, ist sie auch seither für Bauabwicklung, Planung und Termine verantwortlich.

Auf Nachfrage wieviel Geld die Telekom aus den öffentlichen Töpfen bisher erhalten habe, macht Besel klar, dass die Gemeinde Gmund ihren Beitrag nur entsprechend dem Baufortschritt bezahlt. Sprich, wenn nichts vorrangeht, fließt auch kein Geld.

Zwar kommunizieren Verantwortliche bei der Telekom den 07. Oktober als definitiven Termin für den Anschluss. Doch die Gemeinde kann dies – derzeit zumindest – nicht offiziell bestätigen.

Ergänzung vom 29. Juni 2011:
So ist es mit Monopolen. Wer es hat, nutzt es aus. Oder anders gesagt. Wo eine Monopol-Situation auftritt, hat der Kunde meist nicht viel zu lachen. Und bei der Telekom ist den meisten Kunden aus Moosrain das Lachen schon vergangen, bevor sie überhaupt ihren heiß ersehnten ADSL-Anschluss nutzen können.

Im März hatte der verantwortliche Ingenieur Wolfgang Christmann auf der Infoveranstaltung der Telekom noch bekanntgegeben, dass “alles innerhalb der nächsten drei Monate über die Bühne gehen wird.” Inklusive punktueller Grabungen für das Verlegen neuer Glasfaserkabel. Der “zukunftsfähige” ADSL-Anschluss werde dann spätestens Ende Juni zur Verfügung stehen.

Gestern informierte der Gmunder Geschäftsleiter Alfons Besel über einen Verzug bei den Arbeiten. Auf Nachfrage habe ihn Telekom-Ingenieur Christmann darüber informiert, dass Moosrain erst zum 15. September ans Netz genommen werden kann.

Die Begründung Christmann`s: Aufgrund der vielen Hinweise (oder Kritik) der Moosrainer bei der Informationsveranstaltung, dass die Netzplanung unzureichend sei, wollte man dies bei der Telekom nochmal genauer überprüfen. Diese Überprüfung habe jedoch länger gedauert als gedacht, allerdings keine Änderungen zur vorgestellten Planung erbracht.

Der versteckte Hinweis an die Moosrainer: Nicht so kritisch das nächste Mal, dann geht`s auch schneller mit dem Internet.

Besel und Bürgermeister von Preysing zeigten sich auf der gestrigen Gemeinderatssitzung resigniert und machtlos. “Das ist nicht unsere Schuld. Und das Geld ist ja auch schon überwiesen. Jetzt können wir nur hoffen, dass Mitte September tatsächlich alles so kommt, wie versprochen.” so der Bürgermeister in einer kurzen Stellungnahme.

Ursprünglicher Artikel vom 17. März 2011:
Am Mittwoch Abend war die Telekom im Neureuthersaal und hat den bisherigen und zukünftigen Weg zum schnellen Internet für den Gmunder Ortsteil Moosrain vorgestellt. Die Gemeinde und der bayerische Staat haben bisher ja schon relativ viel Geld (70.000 Euro) in die Hand genommen, um die Moosrainer mit einem neuen ADSL-Anschluss zu versorgen. Und ab Ende Juni soll es nun soweit sein. Zumindest für die 386 Haushalte in der “Enklave an der Kreuzstraße” geht damit ein langgehegter Traum in Erfüllung. DSL 16.000 wartet.

Die zwei Verteilerkästen für Moosrain: A an der Kreuzstraße und B Am Waldeck. Für eine Großansicht auf das Bild klicken.

Schön wär`s. DSL 16.000 gibt`s zwar. Jedoch nur in einer Entfernung von 400 Metern um die beiden Verteilerkästen, die die Telekom in Moosrain in den nächsten drei Monaten aufstellen wird – inklusive “punktuellen Grabungen” für das Verlegen von neuen Glasfaserkabeln.

Das verzwickte daran, beide Kästen sind für die Mehrheit der Moosrainer deutlich weiter weg wie 400 Meter. Das bedeutet DLS 16.000 ist genauso wahrscheinlich wie der Seeblick in Ostin. Zumindest gibt`s DSL 6.000. Das garantiert die Telekom ja. Besser als nix. Diskussion beendet.

Das dachten sich die vier angereisten Mitarbeiter der Telekom gestern auch. Denn eigentlich war ja der Infoabend nicht ausschließlich dafür gedacht alle technischen Fragen der Anwohner zu klären.

Kaffeefahrt ohne Fahrt und Kaffee

Gekommen waren knapp 40 Moosrainer, was bei 386 Anschlüssen eine passable Quote ist. Überragendes Interesse hört sich aber anders an. Vielleicht waren die restlichen 340 einfach nur schlauer und haben geahnt, dass die Veranstaltung als Kaffeefahrt ohne Fahrt enden würde. Oder um es mit den Worten des zweiten Bürgermeisters Georg Rabl zu halten:

Jetzt bin ich noch gespannt, ob die Türen wie bei einer Kaffeefahrt auch schon zugesperrt sind.

Denn am liebsten hätte man seitens der Telekom das technische Thema dann doch eher schnell beiseite geschoben, um endlich zum eigentlichen Kern der Veranstaltung vorzustoßen. Die Verträge. Natürlich 24 Monate. Und natürlich “sehr gute” Angebote – zwischen 29,99 Euro und 44,99 Euro pro Monat. Und ja, DSL 6.000 funktioniert nur mit den Telekomverträgen und nicht mit externen Anbietern wie 1&1, Vodafone etc.

Verständlich. Die Telekom hat ja nicht wenig Geld investiert, um den Menschen die Welt sprich das Internet näherzubringen. Und so wird dann auch von den Vertriebs-Mitarbeitern laut eigener Aussage “die Schiene Vertrieb” gefahren. Denn schließlich ist Zeit Geld. Und da sitzen 40 potentielle Kunden, die jeder zwischen 200 und 300 Euro an Provision bringen können. Nur nicht, wenn sich alle über die technischen Probleme auslassen.

Denn so oft wie der nette Techniker auf “interne strategische Notwendigkeiten” für die aus Sicht der Anwohner absolut sinnfreie Standortwahl der beiden Verteilerkästen hinweist, so oft kommen immer erbostere Rückfragen aus dem Publikum. Die Menschen kennen ihren Ort. Und dass an der Kreuzstraße die potentielle Auslastung von Kasten A nicht sehr groß sein wird, ist jedem klar.

Mission: Internetverträge an den Mann bringen

Interessiert die Telekom aber nicht. Und richtig erklären warum der Standort nun der ist, für den man sich entschieden hat, will man ebenfalls nicht. DSL 6000 ist doch garantiert.

Ist nun mal so. Nicht mehr zu ändern. Strategische Überlegungen. Wir sagen nix, sonst geben wir der Konkurrenz zu viel preis. Es gibt im übrigen keine Versorgungspflicht.

Das ist die Art, wie sich die Telekom als “Retter” der Moosrainer hinstellt. Sie wirft ihre “Leistungen” auf den Tisch, wie der gelangweilte Wirt eines weit und breit einzigen Gasthauses irgendeinen Fraß – friss oder stirb. Das alles mag für einen Anbieter, der laut gestern gefallener eigener Aussage “der Platzhirsch in Oberbayern” ist, verständlich sein. Einem internationalen Dienstleistungsunternehmen wird das nicht gerecht. Darüber kann auch der “symbolische Akt” am Ende nicht hinwegtäuschen, als der Vertreter der Telekom verspricht die Bedenken der Anwohner “mitzunehmen”, um sie in internen Gremien anzusprechen.

Und doch findet ein Moosrainer am Ende genau die Worte, die auch den anderen Anwesenden auf der Zunge liegen: “Kundenverständnis? Sieht eindeutig anders aus! Interesse an einer Betreuung? Ebenso! Konkurrenzfähiger Preis? Welche Konkurrenz!”

Mission erfüllt? Wahrscheinlich schon!

Gerade der letzte Punkt unterstreicht jedoch auch das größte Problem der Kunden. Zwar spricht für die Telekom mehr oder weniger nur ihre zukünftige Monopolstellung, die sie defakto in Moosrain beim schnellen Internet haben wird. Aber da die meisten Anwohner genau das wollen, haben Sie eigentlich auch keine allzu große Wahl.

Wenn man als Firma seine Kunden nur noch so überzeugen kann, dann ist das erschreckend. Aber für die Nutzer nicht zu ändern.

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