Anlass um das Aufflammen der Diskussion gab der Tagesordnungspunkt 3 auf der Sitzungsordnung des Gmunder Gemeinderates, der gestern Abend tagte. Dabei ging es um die 10. Fortschreibung des Regionalplanes. Als Mitglied des Planungsverbandes Region Oberland – der sogenannten Region 17 – muss auch die Gemeinde Gmund – neben den Mitgliedern Landkreis Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen und Weilheim-Schongau sowie allen Gemeinden dieser Landkreise – der Fortschreibung zustimmen.
Der Regionalplan gilt als Leitlinie für eine nachhaltige Raumentwicklung und ist eine Planung, die auf kommunaler Ebene stattfindet, wie Bürgermeister Alfons Besel (FWG) in der Sitzung erörterte. Die Festlegungen beziehen sich dabei auf Themen wie Nachhaltigkeit, Wettbewerbsfähigkeit, Digitalisierung und Verkehr, so der Rathauschef. „Aus meiner Sicht bestehen keine Einwände“, erklärte Besel. Man könne mit der Fortschreibung leben.
Zweifel an Umgehungsstraße
Lediglich zwei Punkte könnte man dem Werk ankreiden. Zum einen sollten Fahrradverleihsysteme und Shuttlesysteme gestärkt werden. Insgesamt sollte sich der Gmunder Gemeinderat für eine Erweiterung des Fahrradverkehrs und ein umfangreicheres Radwegenetz aussprechen. Zum zweiten wäre die Umgehungsstraße bisher noch enthalten. „Die ist jetzt draußen“, so Besel. Er zeigte offen seine Zustimmung zu dieser Änderung, denn schließlich „schaffen Umgehungsstraßen lediglich neue Engpässe“.
Bereits vor einigen Jahren hatte es Unstimmigkeiten rund um die Planungen einer Umgehungsstraße von der B318 zwischen Moosrain und Finsterwald gegeben. Über die angrenzenden Felder sowie einen Tunnel sollte diese in Richtung Wiessee abzweigen. Der Wiesseer Gemeinderat lehnte das Vorhaben ab. Und Grundstückseigentümer weigerten sich schon im Vorfeld, ihre Flächen abzugeben. Dass der Stop-and-Go-Verkehr ein Problem sei, war damals schon klar. Dass eine Umgehung in Frage käme, stellte man damals aber auch schon in Frage.
Also keine Umgehungsstraße?
Ganz so sah es Franz von Preysing (CSU) nicht. „Ohne Not zu sagen, wir streichen die Umgehungsstraße, das finde ich eine vertane Chance für die Zukunft.“ Es gebe eine Nachbargemeinde, die in die Richtung geht. In Verbindung mit einem Tunnel. Dann sei der Transitverkehr weg, weil er nicht mehr die Orte belaste. „Ob das bei uns ein Thema ist, sei‘s drum, aber man sollte sich das offen halten.“
Ansonsten erntete Besel allerdings breite Zustimmung aus den Reihen aller Fraktionen für den Stopp einer Umgehungsstraßenplanung.
„Wir wollen diese sinnlose Umgehungsstraße nicht!“
So sprach sich beispielsweise Barbara von Miller (SPD) für ein Ende des Vorhabens aus. Sie ist der Meinung, dass man ein Statement dahingehend abgeben müsse. Man verlagere nur neuen Verkehr, Gestank und Lärm zu neuen Leuten. Gefragt seien neue Ideen und dafür müsse die Umgehungsstraße erstmal sterben. „Wir müssen unsere Altlasten aufarbeiten und Neues fertig denken.“
Laura Wagner (GRÜNE) sah es genauso. Für sie sei es ein „totaler Unsinn, Finsterwald zu untertunneln“. Dagegen werde es Zeit, Lösungen zu finden. Sie lobte das – zwar nicht unumstrittene, aber wohl wirkungsvolle – kürzlich neu eingeführte Fahrverbot des Nachbarlandes Tirol. Mit diesem will das österreichische Bundesland erreichen, dass Urlauber mit ihren Autos im Falle eines Staus auf den Autobahnen bleiben und nicht über Landstraßen ausweichen. Wünschenswert wäre es, wenn die Bayerische Staatsregierung ebenso einmal in die Gänge komme.
Auch Johann Huber (CSU) und Michael Huber (SPD) sprachen sich gegen die Umgehungsstraße aus. Michael Huber forderte wörtlich: „Die Umgehungsstraße gehört beerdigt!“ Dagegen sprach er sich auch ausdrücklich für Besel angeführten zweiten Punkt aus, nachdem das übergeordnete Ziel, den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) zu stärken, im Regionalplan noch stärker betont gehört. Man brauche Shuttlesysteme, eine bessere Taktung von Bus, Bahn und Schiff – was auch Johann Schmid (SPD) ausdrücklich unterstützt.
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