Diebstahl von einem Toten

Was treibt Menschen dazu, immer wieder auf dem Grundstück eines Verstorbenen einzubrechen und gebrauchte Gegenstände mitzunehmen? Auch lebende Tiere – sechs Kühe und mehrere Katzen – befanden sich unter dem Diebesgut. Polizei und Nachlassverwalter haben bislang keine Antwort auf die mysteriöse Einbruchsserie finden können. Doch jetzt weiß man mehr über die Täter.

Wohl im Schutz der Dunkelheit kommen immer wieder Einbrecher auf den Staudingerhof in Georgenried.
Wohl im Schutz der Dunkelheit kommen immer wieder Einbrecher auf den Staudingerhof in Georgenried.

Alles begann nach dem Tod von Quirinus Staudinger, dem letzten Überlebenden der Familie Staudinger im Juni. Er lebte und bewirtschaftete einen Bauernhof in Georgenried, den seine Vorfahren gebaut hatten. Viel gibt es nicht über den Toten, der im Alter von 80 Jahren verstarb, zu berichten – weder im guten noch im schlechten Sinne. „In dem Alter hat man keine Feinde mehr“, sagt ein ratlos klingender Stefan Brandmaier.

Er ist der Nachlassverwalter des Verstorbenen und mit der Abwicklung des Hofes beschäftigt. Derzeit muss er sich mehr mit dem Fall Staudinger beschäftigen, als es eigentlich seine Pflicht wäre. Grund ist eine Einbruchsserie, die Polizei, Nachlassverwalter und Öffentlichkeit vor ein Rätsel stellt.

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Die Chronik der Ereignisse

Am 22. Juli entdeckt Stefan Brandmaier, dass zwei wertvolle – mit Initialen versehene – Pferdegeschirre nach einem Fenstereinbruch verschwunden sind. Er erstattet Anzeige. Wenige Tage später stellt er fest, dass durch einen Einbruch durch dasselbe Fenster erneut Gegenstände abhanden gekommen sind: unter anderem geflochtene Handkörbe, Silberbesteck, eine Standbohrmaschine.

Wieder erstattet er Anzeige. Einbruch Nummer drei folgt im August mit dem fehlenden Hergottswinkel mit Kreuz und Muttergottes aus dem Schlaf- und Sterbezimmer von Quirinus Staudinger. Ein vierter Versuch vor dem 21. August verläuft erfolglos.

Wohl im Schutz der Dunkelheit kommen immer wieder Einbrecher auf den Staudingerhof in Georgenried.
Der Hof ist seit dem Tod verwaist.

Im Anschluss an die Diebesgutserie schließt sich eine weitere Provokation an, diesmal sogar mit einer Botschaft der Täter. Denn dass es sich um mehrere Personen handeln muss, geht aus den Aufzeichnungen einer Videoüberwachungskamera hervor, die in der Zwischenzeit installiert wurde. Dort sind zwei Männer und zwei Frauen schematisch zu erkennen, wie sie zwei noch auf dem Hof verbliebenen Kühe aus dem Stall treiben und drei Kätzchen mitnehmen.

„Kühe bitte auf die Weide, bis alles geklärt ist. Es ist genug Weide da“, lautet die Mitteilung der Unbekannten. Unterschrieben haben sie als „Tierretter“. Nur: Auf der Weide sind die Kühe nie angekommen.

Am 22. August werden die restlichen sechs Rinder beim Herumstromern um den Bauernhof und der Zufahrtsstraße angetroffen. Das Gleiche ereignet sich am 31. August, dann Mitte September und letztmalig am 10. Oktober, als die verbliebenen zwei Rinder (vier wurden in der Zwischenzeit zum Schlachter gebracht) in die Freiheit entlassen worden sind.

Wer erkennt die Handschrift?

Und die Täter? Von denen fehlt bislang jede Spur. „Klar ist, dass sie sich ausgekannt haben müssen“, so der Nachlassverwalter. Zur Ergreifung der Einbrecher hat er eine Belohnung in Höhe von 500 Euro ausgesetzt. Der entscheidende Hinweis fehlt allerdings.

Der Hinweiszettel der Täter: Erkennt jemand die Handschrift?
Der Hinweiszettel der Täter: Erkennt jemand die Handschrift?

Stefan Brandmaier schöpft neue Hoffnung durch die Veröffentlichung der kryptischen Botschaft auf der Tegernseer Stimme. „Wer erkennt die Handschrift? Wer weiß, wer der Verfasser ist?“, will er wissen. Auch die Bilder der Katzen könnten eine heiße Spur sein. Sie sind bis heute unauffindbar. Gut möglich, dass sich hier weitere Ansatzpunkte finden lassen.

Die neueste Entwicklung: Peu à peu tauchen einige der vermissten Gegenstände wieder auf. Erst am 8. November wurde in einem Waldstück bei Irschenberg vermisstes Diebesgut entdeckt: vier Pferdedecken, sieben weitere Teile vom Pferdegeschirr, zwei Pferdeketten, eine antiquarische Bibel von 1770, sechs Töpfe, eine Pferdetasche mit der Aufschrift „Staudinger, Georgenried“, ein alter Koffer, ein Rucksack mit Krippen-Figuren, zwei Alu-Eimer, eine Reitgerte, Ketten zum Anhängen der Kühe, 200 Meter Weidezaunschnur sowie diverses Geschirr und zwei große Holzkörbe.

Wieso? Weshalb? Warum?

Doch noch immer ist einiges unauffindbar, sagt der Nachlassverwalter: „Beispielsweise fehlt nach wie vor die Powerstation als tragbare Stromquelle. Hier ist nur die Verpackung zurückgegeben worden. Weiter fehlen der Herrgottswinkel und die Standbohrmaschine.“

Menge und Dreistigkeit der vermissten Gegenstände zeigen: Von einem schlechten Scherz kann man hier nicht mehr sprechen. Zu viel ist mittlerweile passiert. Wieso, weshalb, warum? Stefan Brandmaier wartet auf eine Antwort. Sachdienliche Hinweise zur Einbruchs- und Diebesserie nehmen die Polizeiinspektion Bad Wiessee und Stefan Brandmaier unter 08025/992322 entgegen.

Geschirr Beute Georgenried

Hat jemand diese Katzen gesehen?
Hat jemand diese Katzen gesehen?

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