“Diese Aussagen sind üble Nachrede”

Einen Bild-Bericht von vor zwei Tagen, der “Promi-Bonusse” und “Ausnahmegenehmigungen” im Tal thematisiert, will der Tegernseer Bürgermeister nicht auf sich sitzen lassen. Dem Landratsamt empfahl Johannes Hagn gestern juristisch gegen die Aussagen vor zu gehen. Allerdings hat Hagn weniger die Bild-Zeitung im Visier.

bild zeitung screenshot
Ein Screenshot des Bild-Artikels von Mittwoch früh / Quelle: Bild.de

Der Run auf Grundstücke, Häuser und Wohnungen am Tegernsee ist hoch wie nie! Allein in Tegernsee hat sich die Zahl der Zweitwohnsitze seit 2007 verdoppelt, ebenso die Immobilienpreise. Jetzt schlägt Grünen-Politikerin Laura Wagner aus Gmund Alarm. Der Sumpf sei deprimierend.

So beginnt der eigentlich harmlose Bild-Artikel von Mittwoch, gegen den Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn in der gestrigen Bauausschuss-Sitzung Stellung bezog. Dies tue er stellvertretend für den ganzen Stadtrat, so Hagn, “da sich alle hier darüber geärgert haben.”

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“Unser Idyll wird hier verschandelt”

Gleichzeitig empfahl Hagn dem Landratsamt die rechtliche Situation prüfen zu lassen. Das Amt ist die zuständige Genehmigungsbehörde, und steht damit auch im Zentrum der kritischen Aussagen und Mutmaßungen. Um die bildreich dokumentierte Promi-Flut samt ihrer Domizile am Tegernsee zu untermauern, zitiert das Blatt eine bekannte Gegnerin der Bauprojekte im Tal. Laura Wagner, Gemeinderätin aus Gmund, betont gegenüber der Bild-Zeitung:

Mir wird Angst und Bange. Dem Tegernsee droht der Ausverkauf. Immer wieder wird in Landschaftsschutzgebieten gebaut. Unser Idyll hier wird verschandelt.

Dabei erklärt Wagner weiter, der Sumpf sei deprimierend und führe immer wieder zu Promi-Bonussen und Ausnahmegenehmigungen. Eine Aussage, die sie zwar nicht begründet. Doch wer die Grünen-Politikerin vor vier Wochen bei ihrem flammenden Plädoyer gegen die Kaltenbrunn-Parkplätze gesehen hat, versteht, dass die Situation an ihr nagt. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Wagner, die am Ende deutliche Abstimmungsniederlage im Gemeinderat und den zumindest kurzfristig genehmigten Bau der Parkplätze im Gmunder Landschaftsschutzgebiet, auf andere Vorhaben im Tal bezieht.

“Der Eindruck ist fatal”

Doch für Tegernsee habe genau das keine Gültigkeit, betont Johannes Hagn auf Nachfrage. Eine Einschätzung, die er auch im Bild-Bericht wortreich wiedergeben darf. Denn die Reporterin habe ihn nach eigener Aussage mehrfach zu dem kontroversen Thema befragt. Und so erklärt Hagn im Artikel:

Wir lassen nur noch in begründeten Einzelfällen eine touristische Nutzung in Landschaftsschutzgebieten zu. Etwa beim Almdorf. Diese 4.000 Quadratmeter große Wiese ist aber kein Biotop.

Kaltenbrunn-Pächter Michael Käfer – soweit die Parallelen zu Gmund – hat hier ebenfalls Großes vor. Eine Hotelanlage soll oberhalb des Tegernsees entstehen. Erst im vergangenen Jahr gab es viele Diskussionen samt dem Versuch einer am Ende erfolglosen Petition, die das Vorhaben hätte stoppen sollen. Doch für Hagn sind das alles keine Beispiele, das am Tegernsee generell etwas so schief läuft, das man titeln dürfte “Ausverkauf im Tal der Reichen”.

Vor allem der durch solche Beiträge entstehende Eindruck, so Hagn abschließend, dass Promis wie Manuel Neuer Sonderrechte beim Bau ihrer Häuser hätten, sei komplett falsch. Und so betont der Tegernseer Rathauschef – allerdings eher mit Blick auf die fragwürdigen Aussagen von Laura Wagner – Leute, die so etwas behaupten, hätten keine Ahnung vom Baurecht. „Die sollten dann bitte an unseren Sitzungen teilnehmen. Wer sowas sagt, muss auch Ross und Reiter nennen.”

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