Aktuell steckt die Gemeinde etwa 200.000 Euro in das neue Bistro für den Badepark. Ende November soll die Eröffnung folgen. Der alte Pächter sah für sich angesichts sinkender Umsätze keine Zukunft mehr. Neues Ambiente und neuer Pächter sollen nun für ein gesteigertes Interesse sorgen, obwohl das Bistro nur noch Badegästen vorbehalten bleibt.
„Dieses Bistro wird dazu beitragen, unser Defizit zu reduzieren, weil damit der Aufenthalt der Badegäste angenehmer und länger wird“, hofft nun Wiessees Bürgermeister Peter Höß. So mancher im Ort fragt sich allerdings, ob sich diese Investition noch rentiert angesichts der ungewissen Zukunft des Badeparks, dessen Betrieb der größte Geldfresser der Gemeinde ist. Jährlich schießen die Wiesseer 800.000 Euro zu. Viel Geld für einen Ort, der mit 28,5 Millionen Euro schon tief in den roten Zahlen steckt und nun auch noch insgesamt 6,7 Millionen Euro in das neue Badehaus einschließlich der Quellensanierung investieren will.
Das Geld geht baden
Weitere 170.000 Euro kommen noch für den Umzug des Jodbads in den Badepark als Interimslösung hinzu. Bei seinem Gespräch mit der Regierung von Oberbayern in dieser Woche hofft Bürgermeister Peter Höß, dass er einen Baukostenzuschuss von bis zu 50 Prozent bekommt. „Doch diese Verhandlungen ziehen sich über Monate“, so Peter Höß (Wiesseer Block). Ein Bescheid sei noch in weiter Ferne.
Mag es für Wiessees Jodbad noch Hoffnung geben, so ist der Erhalt von Schwimmbädern im Freistaat in keinem Regierungsprogramm vorgesehen. Die Opposition im Landtag nennt es ein Armutszeugnis, dass ein Hallenbad nach dem anderen den Bach runter geht. Nach Auskunft des Innenministeriums sind 30 Prozent der öffentlichen Schwimmbäder sanierungsbedürftig. Bei 65 ist die Schließung eine Frage der Zeit. 43 Hallenbäder wurden bereits geschlossen. Das 44. ist das Karwendelbad in Mittenwald. Weil die Betriebskosten von jährlich 650.000 Euro zu teuer werden, weil zu wenig Besucher kommen, weil die Halle aus dem Jahr 1972 baufällig ist. Kurzum: Weil sich die 7.500-Einwohner-Gemeinde seit Jahren kein Bad mehr leisten kann, berichtet die Süddeutsche Zeitung in ihrer Wochenendausgabe.
Für den Mittenwalder Amtskollegen von Höß ist der Fall klar: Er müsse, so Bürgermeister Adolf Hornsteiner (CSU), zunächst “die Pflichtaufgaben abarbeiten”, dann könne er überlegen, ob ein Bad „als freiwillige Aufgabe“ dazugehöre. Jetzt soll ein Bürgerbegehren das Schwimmbad retten. Doch nach Mittenwald stehen weitere Bäder auf der Liste: in Tutzing, Bayerisch Eisenstein, Gößweinstein in Oberfranken oder Amorbach in Unterfranken.
Höß appelliert an die Solidarität der Nachbargemeinden
Bad Wiessee sei dagegen nicht auf der Streichliste, versichert Bürgermeister Peter Höß auf Nachfrage, „denn wir haben mit dem größeren Badepark ganz andere Besucherzahlen als Mittenwald. Dort waren es 45.000 Badegäste, bei uns sind es etwa 150.000 im Jahr“. Er könne aber seinen Kollegen Hornsteiner verstehen, dass er diesen Schritt gehe. Wenn Wiessee schließen würde, so das Argument von Höß, wären auch die Bewohner der Nachbargemeinden betroffen.
Es ist höchste Zeit, dass es hier eine interkommunale Zusammenarbeit geben muss. Denn nur wir tragen das Defizit. Es gibt keine finanzielle Unterstützung der anderen Talorte.
Wiessee könne nicht der Zahlmeister des gesamten Tegernseer Tales sein, sagte Höß einmal an anderer Stelle. Offenbar sind auch die Pläne zur Privatisierung des Badeparks inzwischen auf Eis gelegt, denn es gebe keine konkreten Überlegungen mehr, so Höß nun:
Wir mussten erfahren, dass sich beim Interessenbekundungsverfahren für das neue Jodbad und den Badepark keine privaten Investoren gemeldet haben, die hier tätig werden wollen.
Anfang 2015 prophezeite Höß noch, dass man bereits mit Interessenten für den Badepark verhandeln würde. Da daraus nichts wurde, setzt Höß nun auf die Attraktivität des Badeparks. Bereits eine Million Euro seien in die Lüftung und die Heizung investiert worden, weitere Hunderttausende in eine Modernisierung. „Wenn das neue Jodbad abgeschlossen ist, müssen wir uns ganz intensiv auch mit dem Badepark befassen“, so Höß, „wir können aber nicht alles gleichzeitig machen“. Die Diskussionen um den Badepark werden also weitergehen.
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