Die Erwartungshaltung sei zwar größer geworden. Doch Druck, so Rebensburg, gäbe es im Spitzensport immer.
Tegernseer Stimme: Hallo Vicky, was macht eine Wintersportlerin eigentlich im Sommer?
Viktoria Rebensburg: Wir bereiten uns natürlich schon jetzt auf die neue Saison vor. Im April testen wir immer viel Material. Danach haben wir rund drei Wochen Pause, bis die Vorbereitungen wieder losgehen.
Tegernseer Stimme: Wie sieht das konkret aus?
Viktoria Rebensburg: Im Mai und Juni steht vor allem Konditionstraining auf dem Programm. Hier gilt es, den Grundstein für die neue Saison zu legen. Ab Juli stehen wir dann wieder auf den Skiern, im August geht es ins Trainingslager nach Südamerika. Dieser Block dient dann vor allem der Kraftausdauer, aber auch dazu, das Material optimal auf den individuellen Fahrstil jedes Athleten abzustimmen.
Tegernseer Stimme: Wie oft bist du im Jahr in deiner Heimat am Tegernsee?
Viktoria Rebensburg: In den Monaten April, Mai, Juni bin ich viel hier. Ich versuche aber auch, im Winter zwischen den Rennen so oft es geht im Tal zu sein.
Probleme, aber auch Zuversicht
Tegernseer Stimme: Wie sieht dein Fazit der vergangenen Saison aus, die ja geprägt war durch die Materialumstellung?
Viktoria Rebensburg: Die Saison und der dritte Platz im Riesenslalom Weltcup waren gut. Aber ich bin natürlich von einem noch höheren Niveau gekommen, vor allem was den Riesenslalom betrifft. Dort war ich in den beiden vergangenen Jahren noch konstanter. Mit der Materialumstellung hatte ich so meine Probleme. Wenn ich wieder die optimale Abstimmung finde, bin ich zuversichtlich, dass ich mich in der kommenden Saison noch mal steigern kann.
Tegernseer Stimme: Was hatte sich am Material geändert?
Viktoria Rebensburg: Die Ski sind wieder schmäler geworden, und die Taillierung wurde erhöht, dadurch ist der Ski nicht mehr wie von selbst gelaufen, sondern die Athleten mussten ihn mit einem relativ hohen Kraftaufwand steuern.
Tegernseer Stimme: Gibt es in der kommenden Saison neue Materialbestimmungen?
Viktoria Rebensburg: Nein, zum Glück sieht die FIS für heuer keine Regeländerungen vor.
Tegernseer Stimme: Und was hast du für dich konkret geändert?
Viktoria Rebensburg: Ich habe verschiedene Sachen getestet. Schuhe, Bindung, Ski ‒ hier kann man Einfluss nehmen. Die richtige Abstimmung zu finden, ist sehr wichtig, und daran habe ich auch nach der Saison noch gearbeitet.
Tegernseer Stimme: Bereitet man sich vor einem Olympiawinter besonders gewissenhaft vor?
Viktoria Rebensburg: Man will natürlich immer alles geben, und daher bereitet man sich auf jede Saison sehr gewissenhaft vor. Jedes Jahr findet ein Lernprozess statt, und die Vorbereitung wird weiter optimiert. Natürlich sind Olympische Spiele immer ein besonderer Wettkampf. Die Vorbereitung unterscheidet sich aber eigentlich nur insofern, als dass sich die Planung der Trainingseinheiten und -blöcke an diesem Höhepunkt orientiert.
Tegernseer Stimme: Ist der erneute Olympiasieg im russischen Sochi das Ziel?
Viktoria Rebensburg: Der Sieg kam 2010 auch für mich selber etwas überraschend. Heute ist die Situation eine andere, aber ich schaue jetzt nicht nur auf die Olympischen Spiele. Wichtig ist zunächst, dass ich in meiner Spezialdisziplin, dem Riesenslalom, meine Leistung abrufe und die Konstanz der vergangenen Jahre wiederfinde. Wenn ich mich wieder sicher fühle, ist das schon die halbe Miete.
Tegernseer Stimme: Wie gehst du mit der gestiegenen Erwartungshaltung um?
Viktoria Rebensburg: Druck ist eigentlich im Sport immer da. Sei es von außen oder durch die Erwartungshaltung, die man sich selbst gegenüber hat. Ich habe meine Ziele, und die will ich auch erreichen.
Tegernseer Stimme: Was sind deine Ziele für den kommenden Winter?
Viktoria Rebensburg: Ich will im Riesenslalom wieder an meine Form von 2010 und 2011 anknüpfen. Das ist dann auch die Basis für die Speed-Disziplinen Abfahrt und Super-G. Auch hier will ich wieder einen weiteren Schritt nach vorne machen.
Kritik an der FIS
Tegernseer Stimme: Was muss deiner Meinung nach vonseiten des Internationalen Skiverbandes (FIS) passieren, damit der Rennsport für euch Läuferinnen wieder sicherer wird?
Viktoria Rebensburg: Durch die Materialveränderung im vergangenen Winter hat die FIS schon dazu beigetragen, das Verletzungsrisiko zu senken. Aber Stürze und Verletzungen wird es im Skisport immer geben. Allgemein ist die Herangehensweise der FIS sicherlich verbesserungswürdig.
Tegernseer Stimme: Was meinst du damit?
Viktoria Rebensburg: Die Ski zu ändern, ist eine Sache, aber es gibt sicherlich noch viele andere Ansatzpunkte. Gerade in Sachen Pistenpräparierung gibt es noch Verbesserungspotenzial. Hier sind die Bedingungen oft extrem unterschiedlich. Von sehr eisig bis sehr weich ist alles dabei. Auch die Anzüge könnten dicker gemacht werden, um die Muskeln und Gelenke warm zu halten und sie besser zu schützen.
Tegernseer Stimme: Gibt es eigentlich Freundschaften zwischen den Rennläuferinnen?
Viktoria Rebensburg: Natürlich tauscht man sich mit vielen Fahrerinnen aus und baut Freundschaften auf, aber im Großen und Ganzen ist es wie im täglichen Arbeitsleben. Es gibt Kollegen, mit denen man gerne einen Kaffee trinken geht, und andere, wo das nicht der Fall ist.
Tegernseer Stimme: Machen dir Auftritte in der Öffentlichkeit Spaß?
Viktoria Rebensburg: Ja. Wenn man Erfolg hat, wächst natürlich auch das Medieninteresse, das ist schön. Aber es gilt natürlich auch, die richtige Balance zwischen Medien- oder Sponsorenterminen und dem Training zu finden. Das Training ist immer noch das Wichtigste.
Tegernseer Stimme: Wirst du auch weiterhin für das Tal werben?
Viktoria Rebensburg: Der Vertrag mit der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee ist ausgelaufen. Die Sparkasse hat ihr Sponsoring neu ausgerichtet. Ich bin aber dem Tegernsee natürlich sehr verbunden, deshalb freue ich mich, wenn ich die Region repräsentieren kann.
Tegernseer Stimme: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die kommende Saison.
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