“Du hast keine Chance, aber nutze sie!”

Die Piratenpartei. Vor knapp einem halben Jahr war der Hype um sie noch groß. Mit ihren politischen Zielen und alternativen Denkansätzen mischten sie die Politiklandschaft in Deutschland ordentlich auf.

Mittlerweile ist es um die Partei wieder ruhiger geworden. Das bedeutet aber nicht, dass sie verschwunden ist. Wir haben uns mit einem der Piraten aus dem Landkreis unterhalten. Gerhard Brugger ist 66, lebt in Wiessee und passt so gar nicht in das Bild eines “abgedrehten Politikspinners.”

Gerhard Brugger ist Pirat und aus Bad Wiessee

Auf den ersten Blick sieht man Gerhard Brugger nicht an, was für ein bewegtes Leben er bereits hinter sich hat und vor allem was laut eigener Aussage noch für Ideen in seinem Kopf schlummern.

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Auch darauf dass man einen echten Politiker vor sich sitzen hat, würde man mit nicht sofort kommen.

Verkappte Kommunisten

Brugger war schon einmal in einer öffentlichen Position: Als erster Kreisrat der GRÜNEN im Landkreis Miesbach. „Das war damals eine riesen Revolution. Die dachten alle wir wären verkappte Kommunisten“, erinnert sich der 66-jährige.

Diese Position musste er allerdings aus beruflichen Gründen wieder aufgeben. „Ich war damals viel auf Reisen und konnte deswegen meinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Darum habe ich damals mein Mandat niedergelegt“, erzählt Brugger.

Der studierte Pädagoge begann seine Karriere in Köln als Lehrer in einem Montessori Gymnasium. Dort blieb er dann bis 1978 und schied schließlich als Studienrat und Vertrauenslehrer aus, um sich einer neuen Herausforderung zu widmen: Der Fotografie.

Er machte eine zweite Ausbildung zum Fotografen, wurde Geselle und gründete mit einer Kollegin Bennys Buidl Fabrik. Heute ist Brugger Erfinder und Entwickler von Steuerungen und Analysegeräten und hält mehr als zehn Patente.

„Ich war schon immer politisch interessiert“, meint Brugger auf die Frage warum er sich denn jetzt wieder mehr engagieren will: „Und zurzeit passieren einfach Sachen in der Politik, die mir persönlich nicht gefallen.“

Dass er dabei ausgerechnet auf die Piraten gekommen ist, hängt wohl auch mit einigen seiner “radikalen Ideen” zusammen. Er sei zwar kein Revoluzzer, aber fängt gerne da an nachzudenken, wo andere aufhören würden, zeigt sich Brugger selbstbewusst.

Zunächst einmal brauchen wir in der Politik mehr Unternehmer als Verwalter. Leute die wissen, dass wenn sie etwas falsch machen, sie auch dafür bezahlen müssen. Im Moment haben wir so viele Beamte in den Parlamenten, die sofort wieder in ihren alten Beruf zurückkönnen, wenn mal etwas schief geht.

Doch das ist nicht einzige Forderung, die Brugger stellt. Auch vor Ort im Tal wünscht er sich einige Veränderungen: „Nehmen wir zum Beispiel mal das Gut Kaltenbrunn. Da ist die Frau Schörghuber ganz einfach beleidigt und lässt das Gut verfallen.“ In der Verfassung würde stehen, dass Eigentum verpflichtet. Deswegen lautet Bruggers Forderung, dass man sie enteignen soll. Das würde zwar vermutlich nicht funktionieren, aber ihrem Image würde es auf jeden Fall einen gehörigen Schlag verpassen.

Kostenlose Busfahrten für jeden

Zudem ist Brugger überzeugt, dass sich kostenlose Busfahrkarten nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische auszahlen würden. Sollte dies aus dem Jahresetat der Gemeinden nicht komplett zu finanzieren sein, könne man ja einen jährlichen Beitrag von 100 Euro von jedem Bürger als Einzelperson verlangen. Eine Familie mit Kind würde allerdings gemeinsam den selben Preis zahlen.

Darüber hinaus hat der 66-jährige auch noch jede Menge weitere Ideen parat, mit denen er das Leben am Tegernsee verbessern möchte. Allerdings ist er sich dabei durchaus bewusst, dass viele davon nicht mehrheitsfähig sind.

Ich bin Realist, kein Träumer. Doch das ist ja gerade das Schöne, wir kennen keinen Fraktionszwang und können frei nach unserem Gewissen abstimmen, wie es eigentlich jedem Politiker in Deutschland per Gesetz zusteht.

Und auch wenn laut Brugger ein Pirat in den Gemeinderäten rund um den Tegernsee „sehr sinnvoll“ wäre, sei das wohl doch eher unwahrscheinlich. Trotzdem zeigt er sich optimistisch. „Bei diesem Thema halte ich es mit unserem Bayerischen Philosophen Achterbusch. Du hast keine Chance, aber nutze sie.“

Reform des Urheberrechts

Wer die Piraten aus dem Landkreis einmal live treffen möchte, der hat bereits morgen die Chance dazu. Im Rahmen der Veranstaltung „Piraten aus dem Landkreis diskutieren eine Reform des Urheberrechts“, wird unter anderem Gerhard Brugger ab 19:30 Uhr im Gasthof zur Post in Wiessee anwesend sein.

Hauptredner ist allerdings Bruno Kramm, politischer Geschäftsführer der Bayerischen Piratenpartei, der über die Probleme des aktuellen Urheberrechts sprechen wird. Der Einlass ist frei.

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