„Egal, was es kostet“

Tagelang wurde gerätselt, wer aufgrund der „Geruchsbelästigungen“ der Rottacher Traditionsbäckerei von Evi Tremmel den Anwalt eingeschaltet hat. Dabei ist der Nachbar kein Unbekannter – und lebt unter anderem auf Sylt.

Der Blick von Tremmels Backstube zum Haus, in dem der Nachbar seine Wohnung hat.

Medial ist die Beschwerde, die der Tegernseer Anwalt und Vize-Bürgermeister Heino von Hammerstein (BürgerListe) verfasste, ein Selbstläufer. Auch über das Tal hinaus ist nun bekannt, dass ein Ehepaar in der Kißlingerstraße unter dem Dachgeschoß eine Eigentumswohnung erstand und gegen die Abluft einer Bäckerei juristisch vorgeht. Sieht man sich dies vor Ort an, so dürften etwa 50 Meter zwischen der Backstube von Evi Tremmel und der Wohnung im Mehrfamilienhaus liegen.

Die anderen Mitbewohner fühlen sich offenbar nicht gestört oder haben nicht das Geld, mit einem Anwalt wegen „gesundheitsschädigender, unangenehmer und nach Pisse stinkender“ Zutaten für Laugenbrezen, so von Hammerstein, vorzugehen. Der Nachbar der Tremmels hat das nötige Kleingeld. Und das machte er am vergangenen Dienstag in einem ZDF-Beitrag klar. Das Polit-Magazin „Frontal 21“ stellte Wolfgang I. am 29. August als “Superreichen” mit Wohnsitz am Tegernsee und in Sylt vor. Der Titel des Beitrags: „Die ungerechte Republik – Arm und Reich in Deutschland“ (erster Beitrag).

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„Es freut einen schon, Geld zu haben“

Nachdem auf Sylt bekanntlich viele Betuchte leben, ist die Nordseeinsel auch für das ZDF Anlaufpunkt. Dort wollen die Superreichen keine „schwachen Menschen“ um sich haben, so „Butler John“ als Interviewpartner des Fernseh-Teams. Es begleitet ihn zum Zweitwohnsitz eines “Münchner Headhunters“. Freimütig bekennt Wolfgang I.: „Es freut einen schon, Geld zu haben“. Er würde lügen, wenn es nicht so wäre.

Ich arbeite auch noch, um mir etwas mehr leisten zu können, als man sich sonst leisten würde.

Als Beweis führt er das Fernsehteam in seinen gepflegten Garten und zeigt ihnen einen „antiken Brunnen“, den der in Rottach lebende Unternehmer extra mit einem Tieflader von Dürnbach nach Sylt liefern ließ. „Bei dem Antiquitätenladen plätscherte der Brunnen schon eineinhalb Jahre, wenn ich jedes Mal vorbeifuhr“. Da habe er sich bei seinen Fahrten von München an den Tegernsee in das Schmuckstück verliebt und es sei ihm klar geworden, „jetzt geht es nicht mehr, du gehörst zu mir, egal was es kostet“.

Ein Brunnen aus Dürnbach auf Sylt – zum ZDF-Beitrag auf das Bild klicken oder den unten stehenden Link / Quelle: ZDF Frontal

Inzwischen wird der Tegernseer Stimme von mehreren Seiten bestätigt, dass dem Unternehmer aus dem Frontal-Beitrag auch die Eigentumswohnung gegenüber der Bäckerei Tremmel gehört. Ein Kontakt mit ihm und der Bitte um eine Stellungnahme war bisher nicht möglich. Der erste Anruf auf seinem Handy wird sofort abgewürgt, der zweite Versuch landet auf der Mailbox. Ein Rückruf fand bis Redaktionsschluss nicht statt.

Nach Auskunft seines Anwalts Heino von Hammerstein sei das Datum des Ultimatums der 5. September, bis dahin müsste Evi Tremmel auf sein Schreiben reagieren. Seine Mandanten – so von Hammerstein – seien nicht streitlustig, sondern lediglich um ihre Gesundheit besorgt. Jede Nacht werden sie durch Gerüche wach gehalten, die alles andere als wohlriechend seien. Da sich die Bäckerei in einem Wohnmischgebiet befinde, müsse man daher auf die Belange der Nachbarschaft ein „Stück weit Rücksicht nehmen“, so der Tegernseer Anwalt bei seiner gestrigen Stellungnahme.

Tremmel habe Gespräche strikt abgelehnt, deshalb habe man sich an ihn gewandt und gemeinsam ein Schreiben verfasst mit der Bitte, derartige Geruchsbelästigungen künftig zu unterlassen. Doch bisher habe Frau Tremmel „keine Problemeinsicht“ gezeigt. Sie werde vorerst auch nichts unternehmen, erklärte sie heute nochmals auf Nachfrage. Die Angelegenheit dürfte also beim Landratsamt landen, das sich mit der Beschwerde befassen soll.

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