Allerheiligen: Ein christlicher Feiertag der katholischen Kirche, der immer am 1. November gefeiert wird. Vorher zwingen Kinder arme Senioren im Tal, Süßigkeiten rauszurücken.
Allerheiligen ist ein Feiertag bzw. ein Hochfest im Kirchenjahr der katholischen Kirche. An diesem Feiertag wird nicht nur aller Heiligen gedacht, sondern allen verstorbenen Menschen, die ein Leben im Sinne des christlichen Glaubens geführt haben.
Einen Tag darauf, am 2. November, wird der Totengedenktag Allerseelen gefeiert. Im Gegensatz zu Allerheiligen wird an Allerseelen nicht Heiligen, sondern aller Verstorbenen gedacht. Das Gebet und Fürbitten für Verstorbene an Allerseelen sollen dazu dienen, dass nach dem Tod die Seelen verstorbener Menschen von Gott im Himmel aufgenommen werden – für das ewige Leben.
Aber wer sind jetzt diese Heiligen, an die gedacht wird? Wir kennen sie als Namensgeber für Kirchen und dort von den üblichen Ölschinken und Fresken an den Wänden. Sie zeigen gern horrormäßig das Martyrium der Heiligen und erschrecken so kleine Kinder oder Religionsfremde: Der eine wird geröstet, der andere trägt seine Haut, die man von seinem Körper getrennt hat, wie eine Übergangsjacke über seinen Arm. Meist, so scheint es, waren es durch die Jahrhunderte einfach nur Nervensägen, die der Umwelt mit ihrem Verhalten massiv auf den Zeiger gingen, Klerikale Klimakleber eben.
Margareta Alacoque war so ein Fall im 17. Jahrhundert. Trat in jungen Jahren in eine Klostergemeinschaft ein, nervte mit Visionen ihr Umfeld so sehr, dass man sie verprügelte. Die Französin gab nicht auf, ritzte sich mit einem Messer den Namen ‘Jesus’ in die Brust und wurde über 150 Jahre nach ihrem Tod als Heilige verehrt. Was heute zu einem Anruf beim psychosozialen Betreuungsdienst führt, subsummierte man einst bei Katholikens als Mystikerin.
Anderes Beispiel: Fiacrius. Der Heilige aller Interieur-Designer. War ein schottischer Königssohn. Die Schotten sahen ihn schon auf dem Thron. Fiacrius wollte aber beruflich anders abbiegen und zog es vor, statt eine Viertage-Woche einzufordern, als Einsiedler zu leben. Auf sein Gebet hin, so glauben die Schotten, wurde Fiacrius vom Aussatz befallen und war somit unwürdig, die Königskrone zu empfangen. Der Kranke gründete in der Normandie schließlich eine Einsiedelei, wo er wohl im Jahr 670 starb. Allerhand Wunder soll der Heilige zu Lebzeiten gewirkt haben. So verwandelte sich beispielsweise ein Stein, auf den er sich setzte, in einen ansehnlichen Sessel, der seinen Weg in die Kathedrale des französischen Meaux fand. Ficarius ist übrigens der Patron der Kutscher und zugleich Namensgeber der häufig in Wien anzutreffenden Fiaker.
Der Liebling aller Bewegungsfeinde hingegen war Simeon Styletis. Styletis? Nein, das ist nicht der örtliche Grieche mit dem Herkulesteller und dem Ouzo zum Abschluss, sondern ein Heiliger aus Syrien. Erst im Schafhirten-Geschäft tätig, kniete der Mann nach einer Erleuchtung tagelang in einer Kirche, ehe man ihm eine Säule (18 Meter hoch) hinstellte. Die bestieg er und verließ sie bis zu seinem Tod nicht. Mit dieser Nummer motivierte er auch Nachahmer. Bis heute wird eine ganze Reihe an sogenannten „Säulenheiligen“ verehrt. Gilt nicht für Kinder, die nicht daheim ausziehen wollen und auf der Couch tagelang daddeln.
Aber hier noch einige Erinnerungen, für all jene, die im Religionsunterricht nur Kreide geholt haben: Allerheiligen und Allerseelen sind zwei verschiedene Tage. Vielen ist zwar der Festtag Allerheiligen noch ein Begriff, aber nicht mehr der Allerseelentag am 2. November. Dabei war Allerseelen einst der eigentliche Totengedenktag, bis der Gräberbesuch auf den Feiertag Allerheiligen verlegt wurde. In ganz Bayern wurden und werden an diesen beiden Tagen Gepäck verteilt. Warum? In früheren Jahrhunderten legten Bauern Gebäck, sogenannte Seelenzöpfe am Allerseelentag auf die Fensterbank. Das war als Gabe für die armen Seelen gedacht. Die gläubige Landbevölkerung dachte, die Seelen der Verstorbenen kehrten am Allerseelentag oder in der darauffolgenden Seelwoche körperlich dorthin zurück, wo sie einst zu Hause waren. Für Erbschleicher und verhasste Schwiegertöchter eine grauenhafte Vorstellung.
Damit die reisenden Toten sich auf ihren Trip durch die Dimensionen stärken konnten, legte man ihnen in Seelenzöpfe und Seelenwecken vors Fenster. Das Gebäck wurde – quelle surprise – nicht von den Toten mitgenommen. Also verschenkte man es an die Armen. Die machten daraus eine Tradition machten, schlichen an diesen Tagen um die Häuser, nahmen fortan das Gebäck der Gläubigen. Und Frauenfeindliches darf natürlich auch bei katholischen Bräuchen nicht fehlen: Um ledige Frauen wegen ihrer Ehelosigkeit zu verspotten, wurden in einigen Gegenden diese von jungen Männern mit Striezeln aus Stroh bedacht.
Generell sind die beiden Tage feine Mahnungen, doch noch einmal die Verstorbenen auf dem Friedhof zu besuchen, innezuhalten und sich der eigenen Sterblichkeit bewusst zu werden. Man kann das halbwegs still mit Weihrauch und schleppendem SIngsang in der örtlichen Gemeinde machen, oder, so es die Friedhofsordnung erlaubt, den Mexikanern nachtun: Die Vorbereitungen zum Fest der Toten beginnen dort bereits Mitte Oktober. In Dörfern und Städten stellen die Menschen farbenfrohe Kostüme, Masken und Figuren wie Totenschädel oder Skelette zur Schau, veranstalten karnevalsähnliche Festumzüge und Partys, singen, tanzen und bringen den geliebten Verstorbenen Gaben dar.
Das Herzstück der Feierlichkeiten ist die Ofrenda. Es handelt sich hierbei um ein Totenaltar, der entweder zu Hause oder auf einem Friedhof aufgebaut wird. Die Ofrendas dienen der Erinnerung an die Verstorbenen und sollen die Geister der Toten im Reich der Lebenden willkommen heißen. Sie sind deshalb reichlich mit Gaben bestückt: Wasser, um den Durst der langen Reise zu stillen, Essen, Familienfotos und eine Kerze für jeden toten Verwandten und alles weitere, was der Tote im Leben gerne mochte. Begrüßt wird der Gast aus dem Jenseits mit den gelben und orangenfarbenen Blumen der Toten, den sogenannten Flores de Muertos. Die Feierlichkeiten gehen vom 31. Oktober bis zum 2. November, an dem die Toten ihre Geliebten wieder verlassen und ins Jenseits zurückkehren müssen. Symbolisch gehen die Mexikaner dafür auf den Friedhof, setzen dort das Fest fort und verabschieden sich von den Toten bis zum nächsten Jahr.
Kurz gesagt: Man kann aus einem einst traurigen Gedenktag auch etwas Frohes machen. Muss ja nicht gleich ein Event der TTT werden …
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