Sie wohnen malerisch am Hang, mit Blick über den Tegernsee: das amtierende Prinzenpaar der Seegeister Gmund-Dürnbach e.V. Ully I. und Michl I. sind auch im wahren Leben ein Paar. Auch wenn sie sich bereits seit 35 Jahren kennen und gute Freunde sind, sind sie erst im Juni vergangenen Jahres richtig zusammengekommen. Noch bis zum Kehraus am 5. März heizen die beiden zusammen mit der Garde dem Tal ordentlich ein und sorgen für Faschingsstimmung und Tanzlaune.
Rund 40 bis 50 Auftritte hat das Prinzenpaar zur fünften Jahreszeit. „Es ist wunderschön“, sagt Michl I., der im richtigen Leben Michl Straubmeier (52) heißt und genauso wie seine Lebensgefährtin Massage- und Wellnesstherapeut ist. Auch Ully Dauter (47) macht es Spaß, Prinzessin zu sein. „Eigentlich wollte ich nie Faschingsprinzessin werden“, gesteht sie. „Schon aus Kind habe ich nicht gerne mit Puppen gespielt oder mich als Prinzessin verkleidet.“
„Sie hat halt bisher noch nicht den richtigen Prinzen gefunden gehabt“, meint Michl. Die beiden kamen zu ihrer Rolle, wie die Jungfrau zum Kinde. Ully ist zwar schon seit ihren Kindertagen Mitglied bei den Seegeistern und hat in der Kindergarde wie in der Garde getanzt, aber Prinzessin war nicht geplant. Dafür war ihr 17jähriger Sohn Domenic vor fünf Jahren Kindergardeprinz.
Prinzenpaar in letzter Minute
Seitdem ist Ully wieder intensiver ins Vereinsleben involviert. Und als sich zum Ende des Sommers noch immer kein Prinzenpaar gefunden hatte, haben die beiden schon gescherzt, „Jetzt werden sie uns bald fragen.“ Und so kam es schließlich auch. Zwei Tage später, nur elf Tage vor der offiziellen Inthronisation am 8. September 2018 bekam das Paar einen Anruf und sagte zu. Da die zwei sehr ehrgeizig sind und gerne tanzen, fingen sie gleich an zu Proben.
Ully brauchte noch ein Kleid und Michl einen Anzug. Beim Sturm auf das Rathaus in Gmund lief dann alles rund. Zu „Che Sera Sera“ von Doris Day tanzten sich „Ulli I. – Herrscherin über den Herrscher und den Seeblick“ im blauen langen Ballkleid und „Michl I. – Herrscher über die magischen Hände“ im blauen Anzug in die Herzen alle Närrischen und Zuschauer.
Die beiden lassen sich nicht aufhalten
Die Beinamen haben sich die beiden selbst ausgedacht. „Kurz vor dem ersten Tanz haben wir die Choreografie nochmal umgeschmissen, weil sie uns zu langweilig war“ erzählt Michl. Und so bauten sie in ihren Eröffnungswalzer auch eine Hebefigur ein. Doch auf diese Showeinlage müssen die zwei im Moment verzichten. Was war passiert?
Wie das Leben manchmal so spielt, ist Michl am 28. Dezember 2018 gestolpert, hat sich am Geländer festgehalten und dabei den Bizeps abgerissen. Doch davon lässt sich das Paar nicht unterkriegen. Als „einarmiger Prinz“, nun in einem größeren, schwarzen Anzug und kurzärmligen Hemd, legte Michl mit seiner Ully bei der Montgolfiade am Tegernsee bei Schneefall eine heiße Sohle auf die Bühne, von der so mancher Mann mit zwei gesunden Armen nur träumen kann.
„Vielleicht können wir zum Kehraus die Hebefigur nochmal machen“, meint Michl. Bei der heutigen Prunksitzung im Neureuthersaal in Gmund wird daraus aber noch nichts. Trotzdem werden Ully und Michl zusammen mit ihrer Garde, der Kinder- und Jugendgarde tanzen was das Zeug hält.
Ältester Faschingsverein Oberbayerns
Die Seegeister Gmund-Dürnbach e. V. bezeichnen sich selbst als ältesten Faschingsverein Oberbayerns. Die Wurzeln reichen angeblich bis ins Jahr 1879 zurück. Geprägt hat den Verein Zebedäus Flederwisch (alias Xaver Steger) mit „seinen spitzzüngigen Spuren in Versform“. Und auch dieses Jahr dürfen die Faschingsfreunde sicherlich mit bissigen Kommentaren und Seitenhieben zum Zeitgeschehen rechnen und ordentlich das Tanzbein schwingen.
Die 4. Gmunder Prunksitzung der Seegeister findet am Freitag, 8. Februar im Neureuthersaal in Gmund statt. Einlass ist ab 19 Uhr. Eintrittskarten für 18 Euro gibt es an der Abendkasse.
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