How-to Österreich
Eimer, Lecker & Co: Überleben in der österreichischen Sprachwildnis

Der Dialekt-Detektiv der Redaktion lüftet die Geheimnisse der österreichischen Kommunikation.

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Ätschi Bätsch – wir haben auch schöne Seen. / Foto: Unsplash, von Jonathan Ferreira

Sprache und Identität sind fest miteinander verwoben. Das ist in Bayern so, das ist in Österreich so. Der Dialekt unserer Nachbarn ist dabei ur-vielfältig; bietet aber auch die eine oder andere Fallgrube. Damit die Kommunikation auch klappt, gibts heute einen Survival-Guide für den nächsten Österreich-Urlaub:

#1 – Lecker

“Danke, das Essen war sehr lecker!” Sechs Buchstaben, die zu zornigen Grimassen und einem genervt geflüsterten, gerne langgezogenen “Hawara” führen: In Österreich wird sich gerne gestritten. Bei dem Wörtchen “lecker” spalten sich die Gemüter ausnahmsweise nicht. Der Redaktions-Ösi rät: Ein Gericht, das schmeckt, ist “guad.” Experimentierfreudige Touristen dürfen auch “leiwand” probieren.

Leiwand, Adjektiv | (Lai:Want)

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Bedeutung: großartig, gut.

#2 – Schorle

Bitte aufpassen: Österreicher verstehen die Bestellung einer Schorle liebend gerne falsch. Denn “a Scholle is a Fisch”. Um Missverständnisse und grantige Schmähs vorzubeugen, sollte man einen “gspritzten (Apfel)Saft” bestellen. In der Kulinarik ist mit dem Alpenvolk generell nicht zu spaßen: Die Terminologie einer Weißweinschorle ist kompliziert und will gelernt werden. Ein Weißer Spritzer wird mit Soda gemacht, Mineralwasser hat hier nichts zu suchen. Ein feiner Unterschied, den man sich merken sollte.

#3 – Stuhl

Rutscht einem das Gsatzl “Brauchen Sie diesen Stuhl?” im Wirtshaus aus, erntet man zumindest einen wissenden Blick, der scheinbar “Aah, a Preiß” aussagt. In Österreich sitzt man auf Sesseln, “Stuhl” bezeichnet in Land der Berge höchstens das Excrementum Humanum. Sonst hat eigentlich nur das Dach einen Stuhl. Wir können folgenden Hintergrund anbieten: Stuhl hat einen schönen, langen Vokal in der Mitte, der wie eine Kuflade aus dem Mund platscht. Sessel hingegen flitzt flink von der Zunge.

#4 – Eimer

Die Stimmung ist im Keller, nicht im Eimer: Weil “Eimer”: Oben offene, zylindrische oder schwach konische Behälter mit flachem oder seltener gewölbtem Boden aus unterschiedlichen Materialien heißen in Österreich Kübel. In den praktischen Konstrukten kann man beispielsweise Erdäpfel (Kartoffeln), Karfiol (Blumenkohl) oder Fisolen (grüne Bohnen) transportieren.

#5 – Tüte

In Österreich gibt es keine Tüten; nicht einmal, wenn es um das Cannabis-Genussprodukt geht. Beim Einkaufen holt man sich ein Sackerl. Darüber hinaus steht man in Österreich an der Kassa, nicht an der Kasse. Im besten Fall kauft ihr auch ein Semmerl, kein Brötchen.

Nun solltet ihr bestens für den nächsten Ausflug nach Österreich gerüstet sein. In diesem Sinne: Machts es gut, baba und foits ned.

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