Mittel und Wege gegen Zange und Dietrich

Im vergangenen Jahr gab es im Tegernseer Tal mehr als doppelt so viele Einbrüche wie noch 2012. Daher holen sich immer mehr besorgte Bürger Rat bei der Beratungsstelle der Miesbacher Kriminalpolizei.

Die Experten schauen sich vor Ort an, ob ein Haus oder eine Wohnung sicher ist und geben Tipps zum Schutz vor Einbrechern. Einer der Spezialisten ist Kriminalhauptkommissar Wolfgang Moritz. Wir haben in bei einem Vor-Ort-Termin in Rottach-Egern begleitet.

Kriminalhauptkommissar Wolfgang Moritz gibt vor Ort Tipps zum Schutz vor Einbrechern.
Kriminalhauptkommissar Wolfgang Moritz gibt vor Ort Tipps zum Schutz vor Einbrechern.

Kriminalhauptkommissar Wolfgang Moritz von der Beratungsstelle der Miesbacher Kripo vereinbart auf Anfrage Termine und schaut sich die Häuser und Wohnungen an. Schwachstellen, die als „Einladung“ für potenzielle Einbrecher dienen könnten, sollen so ausfindig gemacht werden.

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Als er Dienstag Mittag an unserem Testobjekt, einem Mehrfamilienhaus in Rottach-Egern, erscheint, lässt er nach kurzer Begrüßung gleich seinen kritischen Expertenblick schweifen. Zunächst sticht ihm die Eingangstür des zentral gelegenen Mehrfamilienhauses ins Auge.

Mehrfamilienhaus: Eingang geschlossen halten

Moritz’ erster Tipp: „Die Hauseingangstür müsste auch tagsüber immer geschlossen bleiben“. Jeder Bewohner sollte prüfen, wem er Zugang gewährt, bevor er den automatischen Türöffner betätigt. „Bewährt hat sich eine Videosprechanlage mit integrierter Kamera – so sieht man sofort, wer klingelt.”

Doch auch er weiß, dass oft eine bestimmte Gewohnheit das eigentliche Problem ist. Gerade in Mehrfamilienhäusern lassen die Bewohner den Hauseingang gerne mal offen, oder schließen nicht sachgemäß ab. Einbrecher gelangen so unbemerkt in den Hausflur. Nun steht nur noch die Wohnungstür zwischen ihnen und dem Eindringen in die Privatsphäre der potenziellen Opfer.

Auch wir stehen nun mit dem Experten vor der Haustür unserer Testwohnung. Und da entdeckt der Hauptkommissar auch gleich die erste Schwachstelle:

Es ist besonders wichtig, dass der Zylinder des Türschlosses nicht weiter als drei Millimeter aus der Tür hervorsteht. Sonst können Einbrecher das Schloss leicht mit einer Zange knacken.

Bei unserer Testwohnung ist aber genau das Gegenteil der Fall, der Zylinder steht mehrere Zentimeter vor. Für jeden Kriminellen ein gefundenes Fressen. Um einem Einbruch vorzubeugen, empfiehlt die Polizei daher für Neu- und Umbauten sogenannte „einbruchshemmende Türen”, die mindestens über die Widerstandsklasse 2 verfügen. Bei diesen Türen sei sichergestellt, dass es in der Gesamtkonstruktion aus Türblatt, Zarge, Schloss und Beschlag keine Schwachpunkte gibt.

Gerade das Türschloss  bietet Einbrechern oft viele Möglichkeiten, um in das Haus zu kommen.
Gerade das Türschloss bietet Einbrechern oft viele Möglichkeiten, um in das Haus zu kommen.

Auch ein Türspion würde laut Moritz helfen, ungebetene Gäste zu erkennen, bevor man ihnen die Tür öffnet. Nachrüstungen sind hier ebenso möglich wie der Einbau eines Querriegelschlosses. Ein solches Zusatzschloss schreckt viele Einbrecher ab. Denn die meisten von ihnen nehmen sich für den Versuch, in eine Wohnung zu gelangen, nur wenige Minuten. Je mehr Mühe sie haben, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass es beim Versuch bleibt.

Risiko “gekipptes Fenster”

Doch nicht nur Türen, sondern auch Fenster bieten Einbrechern oft viele Möglichkeiten, in fremde Wohnungen und Häuser zu gelangen. Wir sind mittlerweile in der Wohnung angelangt, Moritz prüft Fenster und Balkontüre auf ihre Sicherheit. Zuerst schlägt er abschließbare Fenstergriffe vor, die sind in “unserer” Testwohnung bislang nicht vorhanden. Dann schränkt er ein und betont, dass solche Verschlüsse zwar ein Anfang, aber noch lange keine Allheilmittel seien.

Wie Moritz betont, bieten diese nur in Verbindung mit einem einbruchshemmenden Fensterbeschlag echten Schutz. So kann verhindert werden, dass die Fenster leicht ausgehebelt werden können, oder dass der Einbrecher einfach Teile der Scheibe einschlägt und dann das Fenster öffnet. „Häufig gekippte Fenster können zudem durch ein Fenstergitter gesichert werden“, erklärt Moritz.

Grundsätzlich rät er aber, Fester nicht gekippt zu lassen, wenn man die Wohnung verlässt oder abends ins Bett geht. „Ein gekipptes Fenster ist immer auch ein offenes Fester“, warnt der Kriminalhauptkommissar. Bei Fenstern, aber auch bei Balkon- und Terrassentüren rät er zu einer Pilzkopfzapfenverriegelung. Diese habe den Vorteil, dass bei Gewalteinwirkung die Pilzzapfen im Flügel und die Schliessplatten im Blendrahmen fest ineinander gekrallt bleiben. So soll auch das Aufhebeln von Fenstern und Türen für Einbrecher deutlich erschwert werden.

Ein Sicherheitsschloss - ein einfacher, aber oft wirksamer Schutz.
Ein Sicherheitsschloss bietet einfachen, aber oft wirksamen Schutz.

Auch diese Vorrichtung gibt es in unserer Testwohnung nicht. Allerdings liegt sie auch im zweiten Stock, Fenster und Balkontüre sind für einen potentiellen Einbrecher nur mit sehr großem Aufwand zu erreichen. “Die Einbruchsquote über den Balkon einer Wohnung im zweiten Stock liegt bei fast Null Prozent”, zitiert Moritz die Polizeistatistik und beruhigt damit auch die anwesende Bewohnerin der Wohnung.

Besser an sicherem Ort verstecken

Gelangt ein Einbrecher doch einmal in die eigenen vier Wände, rät Moritz dazu, sofort die Notrufnummer 110 zu wählen und sich bis zum Eintreffen der Polizei an einem sicheren Ort aufzuhalten. „Es ist auch möglich, nur die Schlafzimmertür mit einem Querriegel auszustatten. Bis ein Einbrecher diesen geknackt hat, ist die Polizei meist schon vor Ort“, so der Fachmann.

Nichtsdestotrotz sollte man jedoch vorrangig dafür sorgen, dass potentielle Täter dem Haus oder der Wohnung grundsätzlich fern bleiben. Bewegungsmelder und Licht oder eine Alarmanlage seien gängige Abschreckungsmittel. Doch auch Moritz weiß, was bereits dutzende Einheimische in den letzten Jahren zu spüren bekommen haben: einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Dem ist sich auch die Mieterin unserer Testwohnung bewusst, trotzdem betont sie, dass sie nun auch in Zukunft ruhiger schlafen werde.

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