Der BR zur gekauften Idylle am Tegernsee

Aktualisierung vom 1. Juni / 15:51 Uhr
Nach dem Bericht der TS über die Aktivitäten von Franz Josef Haslberger hat nun auch das Bayerische Fernsehen nachgezogen.

In der Abendschau vom 30. Mai kommen neben dem Wiesseer Bürgermeister Peter Höß auch die Waakirchner Gemeinderätin Gisela Hölscher und Angela Brogsitter von der Schutzgemeinschaft zu Wort. Das Thema: Haslbergers Hamsterkäufe rund um den Tegernsee.

Zum Fernsehbeitrag entweder auf das Bild oder den untenstehenden Link klicken.
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Um zum Fernsehbeitrag in der Mediathek des Bayerischen Fernsehens zu gelangen, entweder auf das Bild oder diesen Link klicken. Der Beitrag ist drei Minuten lang und thematisiert die diversen Zukäufe des Freisinger Unternehmers Franz Josef Haslberger, mit dem Fokus auf die beiden geschlossenen Gasthöfe Bauer in der Au und Söllbachklause.

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Auch das Bayerische Fernsehen hat von Haslberger selbst keine Stellungnahme zu den Vorwürfen rund um seine Aktivitäten erhalten. Damit lehnt der Unternehmer es auch ab, persönlich Stellung zum Vorwurf zu nehmen, er übe durch seine Grundstücksgeschäfte Druck auf die Gemeinde und das Landratsamt aus. Haslbergers einziges Ziel, so sieht es beispielsweise Angela Brogsitter, Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal, sei es nur, den umstrittenen 61 Meter langen Einfirsthof an der Stelle des derzeitigen Bauer in der Au zu errichten.

Ursprünglicher Artikel vom 28. Mai mit der Überschrift: “Großgrundbesitzer Haslberger”
Wer momentan über das derzeit geschlossene Wiesseer Ausflugslokal Bauer in der Au spricht, der redet unweigerlich auch über den Eigentümer Franz Josef Haslberger. Der Freisinger Baustoffunternehmer zeigt derzeit kein Interesse, den Betrieb der Gaststätte zu ermöglichen. Ähnlich verhält es sich mit seiner ebenfalls geschlossenen Söllbachklause. Doch das „Reich“ des Großgrundbesitzers soll talweit mit mehreren hundert Hektar Wald und Wiesen viel größer sein.

aueralm

Allein in Wiessee erstreckt sich Haslbergers Besitz inzwischen von der Auffahrt über den Bucherhängen bis unter den Hirschberg und auf der anderen Seite des Söllbachs bis fast zur Aueralm, glaubt Alois Fichtner, der den Betrieb der Aueralm im Frühjahr an seinen Sohn übergeben hat. „Die Grenzen von Haslbergers Bauer in der Au reichen bis zu unserem Weidegebiet der Aueralm“, so Fichtner.

Die Aueralm als nächster Erwerb?

Zum Gebiet vom Bauer in der Au gehören auch die Söllbachaualm und die Scheibenaualm. Früher gehörte dies alles den Wittelsbachern, die dort ihr Jungvieh aus Kaltenbrunn auftrieben. Im Dezember verhängte das Landratsamt einen Baustopp über Haslbergers Söllbachaualm. Er hatte dort über mehrere Monate ungenehmigte Änderungen vornehmen lassen.

Auch im Wiesseer Ortsteil Holz ist der 59-Jährige mit einem stattlichen Landhaus einer von Fichtners Nachbarn. Deshalb kenne er ihn gut, sagt Fichtner, „Herr Haslberger ist halt Unternehmer“. Und als Unternehmer scheint er darauf aus, seine Ländereien nach und nach zu vergrößern. Längst geistern Gerüchte durch die Gemeinde, Haslberger wolle auch die Aueralm erwerben. Doch Alois Fichtner wiegelt ab. Ein Verkauf der Aueralm sei derzeit kein Thema, auch nicht an den finanzkräftigen Investor, so Landwirt Fichtner, dessen Familie die Alm auf 1.260 Metern Höhe seit vier Generationen gehört.

„Nicht immer leicht mit Herrn Haslberger“

Von dem Unternehmer Haslberger kann auch Sepp Hartl (FWG) in Waakirchen ein Lied singen. „Es ist nicht immer leicht mit Herrn Haslberger, das habe ich am eigenen Leib erfahren“, beschreibt der Bürgermeister seine Verhandlungen mit dem Geschäftsmann, „aber man kann auch reden mit ihm“.

Das musste die Gemeinde, denn Haslberger soll etwa im Jahr 2000 eine Fläche von rund 100 Hektar Wald vom Zementwerk Waakirchen gekauft haben. Das bestätigt Hartl gegenüber der Tegernseer Stimme. „Ihm gehört auch das Gebiet, auf dem das Denkmal für das Bergwerk und die Kapelle stehen. Sein Hobby ist die Jägerei und deswegen wird er wohl den Grund erworben haben. Ich glaube, dass ihm mittlerweile eine zusammenhängende Waldfläche von mehr als 360 Hektar (3,6 Millionen Quadratmeter) von Waakirchen bis nach Bad Wiessee gehören dürfte“, schätzt Hartl.

Neben einigem Waldbsitz gehört Haslberger  auch das Gebiet um das Bergwerksdenkmal in Marienstein.
Neben einigem Waldbesitz gehört Haslberger auch der Grund rund um das Bergwerksdenkmal in Marienstein.

Allein in Marienstein soll Haslbergers Waldbesitz nun vom Golfplatz Margarethenhof fast bis zur Holzeralm und westlich bis zum Kesselweg (führt zur Sigrizalm) reichen. Probleme bekam die Gemeinde im Rahmen des Besitzerwechsels: Der gemeindliche Wasserhochbehälter stand nun in Haslbergers Privatbesitz. Was vorher mit Handschlag ging, musste nun amtlich besiegelt werden. „Die Zufahrt zum Wasserhochbehälter war bislang nicht rechtlich gesichert“, erklärt Franz Schweiger, Geschäfts- und Bauamtsleiter der Gemeinde Waakirchen.

Am Gemeinderat vorbei?

Die Gemeinde hat für die Herstellung eines neuen und größeren Wasserhochbehälters in unmittelbarer Nachbarschaft zum bestehenden Hochbehälter eine Fläche von ca. 2.200 Quadratmetern von Haslberger erworben. Dieser Grunderwerb wurde zum Anlass genommen, für die Zufahrt zum Wasserhochbehälter zugunsten der Gemeinde ein Geh- und Fahrtrecht eintragen zu lassen. Für die Einräumung dieser Dienstbarkeit leistet die Gemeinde an den Eigentümer ein geringes jährliches Entgelt.

Einem Gemeinderatsmitglied, das nicht genannt werden will, stößt der damalige Verkauf des voll erschlossenen Areals an Haslberger durch das Zementwerk sauer auf. „Angeblich hat der Unternehmer für 500.000 Euro rund 1 Million Quadratmeter erstanden. Dies sei mit 50 Cent für den Quadratmeter schon sehr günstig. Vor allem wenn man sehe, dass der Quadratmeter Wald heute bei 3 bis 4,50 Euro liege, so der Gemeinderat weiter. Er ist daher davon überzeugt:

Das war ein Geschenk für Herrn Haslberger. Und für uns als Gemeinde, die dadurch Ausgleichsflächen verloren hat, war es ein herber Schlag. Die Gemeinde hätte zwar das Vorkaufsrecht gehabt, doch der Kauf ging am Gemeinderat vorbei. Dies stellte sich dann erst raus, als es um die Grunddienstbarkeiten ging, wie zum Beispiel die Zufahrt zum Hochbehälter.

Dennoch habe Haslberger die Gemeinde beim Zugang zum Hochbehälter unterstützt, so Sepp Hartl über den Freisinger Geschäftsmann. Und Hartl erinnert sich: “In manchen Sachen ist er aber auch knüppelhart. Es ist eben ein Geben und Nehmen.”

Auch der WaakirchnerMoralthof ist in Besitz der Familie Haslberger
Auch der Waakirchner Moralthof trägt den Namen Haslberger.

Natürlich hat die Tegernseer Stimme auch Franz Josef Haslberger um Auskunft zu den aktuellen Plänen gebeten und wollte von ihm erfahren, wem der denkmalgeschützte Moralthof aus dem Jahr 1840 im Waakirchner Ortsteil Riedern wirklich gehört, der seit wenigen Wochen den Namen Haslberger auf dem Namensschild trägt. Der Name Haslberger scheint, vor allem wenn es um den Kauf von Grundstücken geht, in Waakirchen und Bad Wiessee derzeit allgegenwärtig zu sein.

Dabei ist trotzdem offen, ob Haslberger mit seinen Ländereien tatsächlich, wie von vielen befürchtet, politischen Druck auf die Gemeinden ausüben will. In Wiessee diskutiert man zwar intensiv darüber, dass der Unternehmer im Rahmen seiner Aktivitäten rund um den Bauer in der Au und die Söllbachklause eigentlich nur sein Prestigeprojekt – den Neubau eines 61 Meter langen historischen Gutshofs – realisieren will. Doch Haslberger selbst schweigt eisern. Zu seinen Plänen äußert er sich auf Nachfrage aktuell nicht.

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