„Etwa 20 Anlagen wurden von dem Unternehmen schon gebaut und die Wertschöpfung der Energieversorgung bleibt vor Ort“, empfahl Weyarns Bürgermeister Leonhard Wöhr den Wiesseer Gemeinderäten seinen Biomassekessel. Dieser stammt aus dem Jahr 2014 und hat eine Leistung von 440 Kilowatt.
Weitaus größer wäre die Leistung allerdings, die Michael Brünner vom Miesbacher Ingenieurbüro EST Wiessee empfiehlt: 1.500 kw. Dies entspreche in etwa der Einsparung von 1,5 Millionen Liter Heizöl pro Jahr. Mit einer solchen Anlage könnten nicht nur vier Großabnehmer versorgt werden, auch Altbauten entlang der Ringleitung würden künftig kostengünstiger und umweltschonender heizen können.
In der Machbarkeitsstudie, die Wiessee im November 2016 an EST vergab, würden die Haupttrassen in der Münchner Straße, der Hirschbergstraße, in der Adrian-Stoop-Straße, der Wilhelminastraße und der Anton-von-Rieppel-Straße liegen.
„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt“
Der ökologische Vorteil für die Nutzer und die Umwelt wäre, dass die Co2 Einsparung bei ca. 655.000 Liter Diesel liegen würde. Zudem wäre eine Hackschnitzelheizung auch eine Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe. Die erntefrischen Hackschnitzel kommen unmittelbar aus dem Wald. Sie stellen die mit Abstand preisstabilste Energieversorgung dar, so Brünners Präsentation. Bürgermeister Peter Höß warb für das Projekt:
Profitieren davon könnten auch Land- und Forstwirte. Damit schaffen wir eine Wertschöpfung, die in der Region bleibt. Wenn wir so etwas machen wollen, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt.
Brünner bezifferte die Gesamtkosten auf sechs Millionen Euro, einschließlich Gebäude, Technik und Wärmenetz. Diese Investitionskosten trage eine lokale Gesellschaft, organisiert durch die regionale Firma MW Biomasse aus Irschenberg, einer Organisation der bäuerlichen Selbsthilfe.
Deren Finanzierung erfolge durch private Gesellschafter, Baukostenzuschüsse der Kunden, Förderung der Staatsregierung und Bankdarlehen. Die Gemeinde sei durch das Einbringen eines Erbbaurechtes beteiligt, mit den vollen Überwachungs- und Kontrollmöglichkeiten aller Kommanditisten.
Abhängig von Großabnehmern
So verlockend die Investition auch klingt, sie hat einen Haken. Sie braucht zumindest die vier Großabnehmer. Dies wären das Autohaus Kathan, der Bade Park, Thomas Strüngmann und sein Hotelprojekt an der Seepromenade und das soeben genehmigte Aktivitätshotel der Schweizer Investorengruppe um SME. Brünner empfiehlt seine Studie:
Da in der Gemeinde ein schönes Hotelkonzept entstehen soll, verdient sie auch ein ebenso schönes Energiekonzept.
Doch dies kann nur verwirklicht werden, wenn keiner der Großkunden von der Fahne geht. Bis auf Kathan müsste ohnehin für die anderen Neubauten Geld zur Energieversorgung in die Hand genommen werden, so Brünner. „Bei den Bestandsgebäuden würde eine Modernisierung der Heizung den hohen Energieverbrauch deutlich senken“. Höß: „Mit der Neugestaltung des Jodbad-Areals müssen wir die Straßen ohnehin aufreißen. Daher würde es wunderbar mit der Verlegung der Ringleitung zusammenpassen“.
Standort neben Bade Park?
Allein der künftige Standort der Heizzentrale ist noch nicht in trockenen Tüchern. Dafür vorgesehen ist zunächst die Rückseite am Badepark in der Furtwänglerstraße. Dort befindet sich auch die Kneipp-Anlage. Das 24 auf 16 Meter große Technikgebäude hat eine Höhe von sechs Metern und eine Tiefe von knapp sieben Metern. Mit den beiden Edelstahlkaminen grenzt es an den Breitenbach und wäre somit das Gegenüber des Hotels Alpenhof.
Bei diesem Gedanken bekam der CSU-Fraktionssprecher Kurt Sareiter „Bauchweh“. So ein moderner Funktionsbau würde doch die Optik der Hotelgäste erheblich beeinträchtigen. Doch insgesamt sorgte Brünners Präsentation für eine positive Resonanz. „Dieses Großprojekt macht Sinn, da es die Gemeinde von Öl und Gas unabhängig und die Waldwirtschaft unterstützen würde“, glaubte Markus Trinkl (FWG).
Für seinen Parteifreund Josef Brenner war „entscheidend“, dass die Investoren der beiden Großprojekte sagen, „was sie wollen. Sonst wird es schwierig“. Ähnlich sah es auch Florian Sareiter (CSU):
Die Großprojekte sind natürlich die Schlüsselkunden, ohne die geht es nicht. Denn wir können nicht auf die Sanierung des Bade Parks warten. Wir müssen jetzt den Weg einschlagen. Ich bin von dem Konzept voll überzeugt, auch für die kommenden Generationen.
Zu befinden hatte der Gemeinderat über drei Beschlussvorlagen mit mehreren Kriterien, wie Gespräche mit Anschlusskunden, baurechtliche Genehmigungen, Voranfrage zu den Fördermitteln, Standortfrage und der Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft zum Betrieb der Anlage.
„In diese Richtung marschieren“
Es sei sinnvoll diese Beschlüsse zu fassen, erklärte Bernd Kuntze-Fechner. Auch der Standort am Bade Park mache Sinn, da die anderen Bauvorhaben dadurch nicht beeinträchtigt würden. „In diese Richtung sollten wir marschieren“. Rolf Neresheim (ranBW) wurde auch durch die Aussage des Bürgermeisters von Weyarn bestärkt, dass eine solche Anlage der richtige Weg ist.
Beate Meister (fraktionslos) dagegen versteifte sich auf eine andere Aussage von Wöhr aus Weyarn. Dieser habe klar gesagt, „wir sollen es nur tun, wenn wir das Okay von den Abnehmern haben, sonst nicht. Da diese nicht vorliegen, kann ich den Beschlussvorlagen nicht zustimmen“.
So wurde die Weiterverfolgung des Projekts Biomasse-Anlage mit einer Gegenstimme auf den Weg gebracht. Dieses Nahwärmekonzept wird in der Bürgerversammlung am 22. Mai ebenso vorgestellt, wie auch die Hotelplanungen von SME.
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