Die Frage, wie man die Energieversorgung im Kreuther Ortsteil Glashütte mittels regenerativer Energiequellen erreichen kann, beschäftigt die Anwohner nun schon eine ganze Weile. Aufgrund der schwierigen geographischen Lage vor Ort ist das jedoch gar nicht so einfach.
Wie berichtet hatte man zuletzt offen über ein Biomassekraftwerk in Glashütte nachgedacht. Diese Idee hat sich nun aber zerschlagen.
Dazu, wie und ob sich ein Biomassekraftwerk in Glashütte umsetzen lässt, hatte der Kreuther Bürgermeister Josef Bierschneider jüngst Gespräche mit Vertretern der Energiewende Oberland geführt. Experten hatten zuvor untersucht, mit welchen Kosten zu rechnen sei und wie hoch der technische Aufwand für eine Realisierung des Kraftwerks wäre. Dabei ist man zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen, wie Bierschneider gestern Abend in der Kreuther Gemeinderatssitzung erklärte:
Aufgrund der enormen Leitungslängen werden die Kosten so extrem hoch, das das Ganze wirtschaftlich nichtmehr tragbar wäre.
Aus Bierschneiders Sicht sind die Pläne für ein solches Kraftwerk in Glashütte damit gestorben. Stattdessen will man den Anwohnern nun vorschlagen sich privat zusammenzuschließen und eine gemeinsame Hackschnitzelheizung in Betracht zu ziehen.
Scheitert dieser Versuch, gäbe es noch eine weitere Alternative. Wie der Bürgermeister gestern bestätigte, denkt man mit den Verantwortlichen der Tegernseer Erdgasgesellschaft (TEG) über eine Flüssiggasanlage in Glashütte nach. Ob eine solche Lösung machbar ist oder nicht, wird gerade ebenfalls untersucht.
Wasserkraft auch in Kreuth ein Thema
Unabhängig von der Situation in Glashütte erkundigte sich Gemeinderat Markus Wrba (FWG) gestern auch über die Chancen einer Energiegewinnung durch Wasserkraft. Die Nachbargemeinde Bad Wiessee hatte jüngst das Potential von Experten der Firma K. Greentech untersuchen lassen und war auf interessante Ergebnisse gestoßen. Nun will man auch in Kreuth sehen, was möglich ist.
„Es gibt auch in Kreuth zwei Wasserquellen, die für eine Energiegewinnung in Frage kommen. Sie werden gerade hinsichtlich das Gefälles und des Wasserdrucks untersucht“, erklärte Bierschneider. Sobald hier Ergebnisse vorliegen, will er diese dem Gemeinderat vorlegen.
Ursprünglicher Artikel vom 18. Oktober mit der Überschrift: Ein Kraftwerk für Glashütte?
Auf neue Arten der Energiegewinnung zurückzugreifen, liegt derzeit im Trend. Doch in Glashütte ist das durch die geografische Lage äußerst schwierig. Daher denkt man nun laut über ein zentrales Biomassekraftwerk eigens für den rund 900 Meter hoch gelegenen Kreuther Ortsteil nach.
Alternativen nicht umsetzbar
Bei den derzeit immer stärker steigenden Öl- und Gaspreisen ist ein Umdenken in Sachen Energiegewinnung wirtschaftlich zunehmend attraktiv. Und so wünschen sich immer mehr Bürger Möglichkeiten, energetisch unabhängiger von den klassischen Versorgern zu werden. Ein Thema, das nun auch im Kreuther Ortsteil Glashütte angekommen ist. Allerdings sind die Alternativen in Glashütte gar nicht so leicht umsetzbar. Aufgrund der geografischen Lage sind die üblichen Optionen zur Ölheizung entweder technisch nicht realisierbar oder schlichtweg nicht sinnvoll.
So ist beispielsweise in der Siedlung, die gut zehn Kilometer vom Kreuther Ortszentrum und nur wenige Kilometer von der österreichischen Grenze auf rund 900 Metern Höhe liegt, eine Heizung durch Tiefenwärme nicht möglich. Dafür müsste man tief in das Gestein bohren – in Glashütte kaum zu machen. Gleichzeitig scheidet aber auch Erdwärme aus, da der Boden im Winter zu sehr durchfriert.
Und obwohl es in dem Hochtal sogar mehr Sonnentage als im Tegernseer Tal gibt, sind auch Sonnenkollektoren keine praktikable Lösung. Diese sind, so die Anwohner, im Winter die meiste Zeit über mit Schnee bedeckt. Zudem ist Glashütte nicht an das Gasnetz des E-Werks Tegernsee angeschlossen.
“Situation extrem schwierig”
Und so sind die Bürger in Glashütte immer noch auf die klassische Ölheizung angewiesen. “Das kann ich angesichts der steigenden Ölpreise allerdings nicht empfehlen”, erklärte Marlene Holm, die auf einer Informationsveranstaltung der Freien Wähler Kreuth über das Thema Energie referierte.
Die Patentlösung hatte allerdings auch die Expertin nicht parat. “An diesem Standort ist es extrem schwierig”, so Holm. Man müsste auf Materialien zurückgreifen, die in Glashütte vorhanden sind. Vielleicht sei ein zentrales Biomassekraftwerk daher eine Lösung, schlug Holm vor.
Über Rohre würde die Wärme in dem Fall dann zu den Anliegern gelangen. Eine Idee, die bei den Anwesenden zumindest einmal auf reges Interesse stieß. Denn durch die gemeinsame Nutzung würden auch die Anschaffungskosten für den Einzelnen sinken.
Informationen sammeln
Die Gemeinderäte Markus Wrba und Wolfgang Rebensburg versprachen, das Thema weiterzuverfolgen. “Wir würden das Thema gerne vorantreiben. Dazu müssen wir natürlich zunächst entsprechende Informationen sammeln”, so Wrba. Allerdings gibt es durchaus Vorbilder. In der Partnergemeinde Achenkirch würde dieses System schon funktionieren, so Wrba.
Auch Bürgermeister Josef Bierschneider hat bereits von der Idee gehört. Achenkirch könne man jedoch nicht nicht mit dem Fall in Glashütte vergleichen, meint Bierschneider:
Das ist etwas anderes. In Achenkirch wird ja ein Teil des Ortszentrums mit einer Schule, einem Hotel und einem Altersheim versorgt. Dadurch wird dort natürlich viel mehr Energie abgenommen.
Dennoch steht auch Bierschneider der Idee aufgeschlossen gegenüber. Wolfgang Rebensburg habe ihn am Donnerstag über den Ansatz informiert und erklärt, dass die Energiewende Oberland in dem Fall unterstützen könnte.
Im Rahmen der nächsten Schritte werde man sich, so Bierschneider, bei der “Energiewende” informieren, ob diese ohne hohe Vorabkosten eine Grobkalkulation erstellen würde. “Und dann müssen wir sehen, ob auch genug Glashütter mitmachen”, so Bierschneider.
Ein Zeitrahmen für das ambitionierte Vorhaben ist derzeit noch nicht seriös abzuschätzen. Klar ist nur: die Idee soll weiterverfolgt werden. Doch bei ausreichenden Erfolgsaussichten könnte ein Kraftwerk den kleinen Ortsteil energieautark werden lassen. Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Energiewende.
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