Die nächste Etappe eines ungewöhnlichen Projekts ist geschafft: das Richtfest des 500 Jahre alten Tiroler Bauernhauses, das in Rottach-Egern neu erbaut wird. Nun erstrahlt es als „Voitl-Hof zum Zotzn“ in neuem Glanz. Und auch die Eröffnung ist bald geplant.
„Es war mir ein Anliegen, dass möglichst viele Firmen und Handwerker aus dem Tal und dem Ort am Bau mitwirken“, sagte Josef (Sepp) Bogner jun. in die versammelte Runde im Obergeschoß seines neuen Gasthauses. Etwa hundert am Bau Beteiligte folgten seiner Einladung zum traditionellen Richtfest, darunter auch Rottachs Bürgermeister Christian Köck. Vor allem ihm dankte Bogner, dass die Genehmigung des nicht alltäglichen Vorhabens „ohne Komplikationen“ verlaufen sei.
Detailgetreue Rekonstruktion
Gut vier Monate mühevolle Puzzlearbeiten liegen nun hinter dem Bauherrn. Anfang März begann der gelernte Zimmermann damit, den knapp 500 Jahre alten Voitlhof aus dem Inntal oberhalb von Brixlegg in seine Einzelteile zu zerlegen und jeden brauchbaren Balken zu nummerieren. Obwohl das sonnengegerbte Bauernhaus nicht denkmalgeschützt war, sollte es dennoch detailgetreu in Rottach-Egern wiedererstehen, zumindest die äußere Hülle.
Für Bogner war es wichtig, dass die älteste Form einer Fassade in Blockbauweise erhalten bleibt. Die Bohlen wurden nur mit einem Hochdruckreiniger vom möglichen Ungeziefer befreit. Was verfault und nicht mehr verwendbar war, wurde neu geschreinert. Ob die hölzerne Dachrinne mit einem geschnitzten Drachenkopf, der feingliedrige Windfang am First oder die geschwungenen Einrahmungen der vielen kleinen Fenster.
Innen entstanden Böden und Decken aus Beton, die Zimmerwände bestechen jedoch durch das unbehandelte Altholz. Wo es ging, sei das alte Holz im Innenbereich erhalten worden, so Bogner junior. Zur Wärmeisolierung wurden die hölzernen Außenwände innen aufgemauert und mit Heizschlangen versehen. Die Fenster schmücken sogenannte Scheinungen, abgeschrägte Einrahmungen. „Die Fenster der fünf Gasträume erhalten nach den alten Vorgaben mundgeblasene Scheiben“, erklärte der stolze Bauherr bei einem Rundgang.
“Ein Traum”
Die Küche biete nun bequem Platz für drei Beschäftigte. Der neue Wirt verwies auch auf einen speziellen Raum für einen Entengrill. Für 60 Gäste sei der neue Zotzn ausgelegt, „Doch nach oben gibt es keine Grenzen“, definierte Bogner das Platzangebot.
Errichtet wurde der historische Hof über einer Tiefgarage. Dort entstehen ein Dutzend Stellplätze für die künftigen Mitarbeiter des „Voitl-Hofs zum Zotzn“. Ins Obergeschoss des Hauses zieht die Hutmacherei von Martin Wiesner ein. Die Bogners sind auch Eigentümer des Grundstücks. Der verbliebene Teil der einstigen Gsotthaber Stubn bleibt dagegen in Gemeindehand. Tennisclub, Sportschützen und der Langlauf-Shop bekommen hier ihr neues Zuhause.
Ihr einstiges Zuhause sahen beim Richtfest auch die Tiroler Erben des Voitl-Hofs. Sie fragten Bogner beim Kauf des Bauernhauses aus der Renaissance vor zwei Jahren noch, was willst denn mit dem alten Glump. Heute nun kamen sie aus dem Stauen nicht mehr heraus.
“So ein Traum, das kann man nicht mit Worten beschreiben. Das ist ein Schmuckstück für das Tegernseer Tal. Bei uns wäre der Hof nur verfault.” Die Familie lobte vor allem den Ideenreichtum des ganzen Teams. „Hier kommt der alte Hof viel besser zur Geltung“.
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