„Ein sehr dreistes Vorgehen“

Die Gemeinden des Tegernseer Tals sind nach wie vor auf der Suche nach einer gemeinsamen Lösung für das talweite Verkehrsproblem. Bis es soweit ist, versucht jede Gemeinde, für sich die beste Lösung zu erreichen.

Zur Entlastung des Stachus’ will Gmund eine Umgehungsstraße über Finsterwald nach Kaltenbrunn. Bad Wiessee ist strikt dagegen und fürchtet, dass so in Zukunft noch mehr Autos den Weg von Kaltenbrunn über Bad Wiessee nehmen werden.

Vom sogenannten „Salzstadel“ in Moosrain würde der Verkehr auf einer Trasse direkt über die Wiese nach Kaltenbrunn geleitet.

Die Pläne zum Bau einer Umgehungsstraße in Gmund existierten bereits seit Jahrzehnten und wurden im Jahr 2004 konkretisiert. Ziel der Gemeinde war damals die Aufnahme der „Ortsumfahrung Gmund am Tegernsee“ in den Verkehrswegeplan des Deutschen Bundestages zum Ende des Jahres 2004. Zur Ermittlung der möglichen Trassenführung wurde hierfür eine Raumempfindlichkeitsanalyse bei der Planungsgruppe Strasser und Partner in Auftrag gegeben.

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Als Streckenverlauf mit den geringsten Auswirkungen kristallisierte sich eine Umgehung über Finsterwald heraus. Die Wälder im Bereich Moosrain sollten weitestgehend verschont bleiben – auch um das Grundwasser zu schützen. Da der Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages das Projekt im Mai 2004 nicht mit der notwendigen Dringlichkeitsstufe in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen hat, liegen die Pläne seither im Schrank. Geschäftsleiter Alfons Besel bestätigte im Oktober 2011, dass das Projekt „Umgehungsstraße Gmund“ derzeit nicht weiterverfolgt werde, da der Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages erst 2015 wieder über die Aufnahme von Projekten entscheiden wird.

Gmund startet neuen Anlauf für Umgehung

Nun, fast zehn Jahre später, plant Gmund einen neuen Anlauf. Um die Weichen für die kommenden 20 Jahre zu stellen, arbeiten die Verantwortlichen im Gmunder Rathaus derzeit an einem neuen Flächennutzungsplan. Dort ist auch eine Westumgehung des Ortskerns über Finsterwald enthalten. Demnach würde man auf Höhe des Salzstadels von der Bundesstraße 318 ab- und dann entlang der Bahnlinie Richtung Finsterwald weiter fahren.

Von dort könnte die Trasse über derzeitiges Grünland zur Kreuzung am Feichtner Hof führen und schließlich in einem Kreisverkehr in Kaltenbrunn enden. Gmund erhofft sich dabei eine deutliche Entlastung der Ortskerne Gmunds und Dürnbachs und eine Entschärfung des Unfallschwerpunkts am Gmunder Stachus. Auch das Verkehrsreferat des Landratsamtes in Miesbach hat bereits Zustimmung signalisiert.

„Der Gemeinderat hat beschlossen, dass dieser Korridor mit in den Flächennutzungsplan aufgenommen wird“, erklärte Bürgermeister Georg von Preysing bei der Gmunder Bürgerversammlung vor drei Wochen. Derzeit lägen deutschlandweit rund 1.000 Anträge für solche Vorhaben auf dem Tisch des Bundesverkehrsministeriums. Man könne, laut Aussagen aus dem Ministerium, aber nur zehn Prozent davon umsetzen, so von Preysing weiter. Priorität genießen die Anträge, hinter denen eine breite Zustimmung der betroffenen Gemeinden steht. Doch davon ist man im Tegernseer Tal derzeit weit entfernt.

Ablehnung aus Bad Wiessee

Was des einen Freud, ist des anderen Leid. Dieser Meinung ist man zumindest in Bad Wiessee. „Kommt diese Umgehungsstraße, fahren alle Autos künftig über Bad Wiessee. Das kann es nicht sein“, beschwerte sich Fritz Niedermeier in der vergangenen Sitzung des Wiesseer Gemeinderates. Die Furcht in der Gemeinde ist groß, dass alle Fahrzeuge dann von Kaltenbrunn über Bad Wieseee nach Rottach-Egern oder Kreuth fahren würden und sich daduch das Verkehrsaufkommen im Ort deutlich erhöhen würde. „Ich finde es dreist, dass Gmund hier versucht, uns die ganze Verkehrslast aufzubürden“, echauffierte sich auch Birgit Trinkl (Wiesseer Block). Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) plädierte daher dafür, dem Gmunder Vorstoß entscheiden zu widersprechen:

Meiner Meinung nach wird das talweite Verkehrsproblem durch eine solche Umgehungsstraße sogar noch verschärft. Diese Meinung habe ich dem Gmunder Bürgermeister Georg von Preysing auch schon mehrmals mitgeteilt. Doch er probiert es scheinbar immer wieder.

In den Augen des Wiesseer Rathauschefs wird durch einen solchen Streckenverlauf sogar zusätzlicher Durchgangsverkehr durch das Tegernseer Tal geleitet. Zudem verlagert sich der Stauschwerpunkt dann von Gmund nach Bad Wiessee. Aus diesem Grund forderte der Wiesseer Gemeinderat einmal mehr eine gemeinsame Lösung des Problems und das Ende der Alleingänge einer einzelnen Gemeinde. „Wir müssen das Problem gemeinsam angehen. Ich bin daher für eine Projektgruppe mit Vertretern aus allen fünf Talgemeinden“, erklärte Klaudia Martini (SPD). Am Ende verurteilte der Wiesseer Gemeinderat den Gmunder Alleingang einstimmig und forderte eine talübergreifende Projektgruppe zur Lösung des Stauproblems.

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