Ein stiller Helfer zieht Bilanz

Nach fast 30 Jahren trat Josef Stadler als Kommandant bei den Wahlen der Freiwilligen Feuerwehr nicht mehr an. Er übergab den Stab an Tobias Maurer, seinen bisherigen Vize. Die Jahreshauptversammlung im Seeforum war auch Anlass zu einem Rückblick auf Katastrophen, die zu bewältigen waren.

Stellvertretend für die aktive Mannschaft übergaben (v.l.) Erwin Köhler, Christian Hofmann und Andreas Niedermaier eine Keramiktafel des Heiligen Florian an Josef Stadler (2.v.r). Foto: Feuerwehr Rottach

Letztmals zog Stadler Anfang Februar als Kommandat ein Resümee. In den 30 Jahren erlebte er nicht nur vielfache Veränderungen im Anforderungsprofil der Rottacher Wehr, in seine Dekaden seit 1989 fielen einige Großbrände, Hochwasser und zuletzt Ende September starke Sturmschäden. Zwölf umgestürzte Bäume in Rottach-Egern machte den Freiwilligen zu schaffen. „Da hat es Bäume wie beim Orkan Wibke 1990 umgerissen, die Straßen waren meterhoch mit Bäumen bedeckt“, erinnerte sich Stadler.

Weitere Orkane hielten Stadlers Trupp in Atem: 2007 Kyrill und Emma 2008. Ebenso die Hochwasser an Pfingsten 1999, im August 2006 (mitsamt Bruch des Rottach-Dammes) und im Juni 2013. Sie forderten, so Stadler, „seine Männer bis an die Grenze des Menschenmöglichen“. Unterstützung bekamen sie 2013 auch von der Partnerfeuerwehr aus dem Südtiroler Kastelruth an. Die enge Partnerschaft zwischen den beiden Feuerwehren sei ebenfalls aus der langjährigen Zusammenarbeit der beiden Feuerwehrführungen entstanden, lässt Stadler wissen.

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Wie stark die etwa 100 Freiwilligen inzwischen gefordert werden, zeigt allein Stadlers Rechenschaftsbericht für das vergangene Jahr. Während er 1982 noch zu 25 Einsätzen ausrücken musste, waren es zuletzt 145 für seine Feuerwehr. So oft, wie in keinem zurückliegenden Jahr, wie Stadler betonte: 42 Mal Feueralarm, 72 technische Hilfeleistungen, darunter ABC-Einsätze, Sicherheitswachen und Lebensrettungen. Zu seinen spektakulärsten Einsätzen zählte er für 2018 auch einen Unfall auf der Sutten-Mautstraße. Weil die Bremsen versagten, hatte sich ein Traktor überschlagen. Der Fahrer hatte laut Stadler viele Schutzengel, da er unverletzt auf die Beine kam.

Veränderte Anforderungen

Der Fuhrpark der Feuerwehr musste laut Stadler im Laufe der Jahre komplett ausgetauscht und ergänzt werden. Die Anforderungen hatten sich verändert. Gebraucht wurden Fahrzeuge, die mehr Wasser führen und technisch modern ausgestattet sind. Ein besonders geländegängiges Fahrzeug wurde gekauft. Nach langem Ringen durfte eine Drehleiter angeschafft werden, so Stadler, die mittlerweile sogar schon ersetzt wurde. Die Drehleiter sei heute unverzichtbar – egal ob bei Bränden zur Evakuierung, oder zur Rettung von verletzten Personen. Spenden der Rottacher Bürger, zuletzt knapp 120.000 Euro, machten die Fahrzeug-Beschaffungen möglich.

Zu seinen spektakulärsten Einsätzen zählt Stadler einen Unfall auf der Sutten-Mautstraße mit diesem Traktor / © Freiwillige Feuerwehr Rottach-Egern

1989 wurde der damals 23-jährige Stadler zum zweiten Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr gewählt. Sechs Jahre später, 1995, stieg er zum ersten Kommandanten auf. In die kommenden drei Dekaden fielen zahlreiche wegweisende Veränderungen für die Feuerwehr, aber auch für die Sicherheit der Bürger. Vieles, was sich für die Feuerwehrler in den letzten 30 Jahren verändert hat, klinge heute selbstverständlich. Dafür brauche es ein „starkes Team“, lobte Stadler seine Mannschaft. Nur mit deren Unterstützung könne „ein Kommandant erfolgreich sein.“

Neues Feuerwehrhaus schon wieder zu klein

Maßgeblich vorangetrieben hatte Stadler auch das neue Feuerwehrhaus, das im Jahr 2000 bezogen wurde. Der Weg dorthin sei laut Stadler mühsam gewesen. „Über zehn Jahre dauerte der letztlich vergebliche Kampf um eine Erweiterung am alten Feuerwehrhaus in der Ludwig-Thoma-Straße“. Der Neubau sei jedoch die einzig realistische Möglichkeit gewesen, ein Feuerwehrgerätehaus zu schaffen, „das den stetig wachsenden Anforderungen nach einem modernen Brandschutz in der Gemeinde Rechnung tragen konnte“, bilanzierte der 52-Jährige. Doch nach knapp 20 Jahren ist es schon wieder zu klein. Ein Anbau soll nun Platz für zusätzliche Fahrzeuge schaffen.

Mit „Weitblick“ bei der technischen Ausrüstung und den Fahrzeugen habe Stadler die Feuerwehr entwickelt, lobte Bürgermeister Christian Köck den scheidenden Kommandanten. Ihm gebühre ein großes „Vergelt‘s Gott“ für seine Verdienste um Feuerwehr und Gemeinde. „Du warst nie ein Selbstdarsteller, sondern selbstlos und uneigennützig“.

Die Jugend rückt nach

Über 100-Mann-stark ist die Rottacher Wehr derzeit. Zirka ein Fünftel davon sind Jugendliche in der Ausbildung zum Feuerwehrmann. Auf diese Weise sei die Rottacher Feuerwehr zu einer der schlagkräftigsten im ganzen Landkreis geworden, bestätigte Kreisbrandrat Toni Riblinger. Damit dies so bleibt, wurde Stadlers Stellvertreter seit sechs Jahren und 20 Jahre bei der Wehr im Einsatz, Tobias Maurer, zum neuen Kommandanten ernannt. Zusammen mit seinem neuen Vize Lorenz Steigenberger vollziehe Maurer den Generationswechsel innerhalb der Feuerwehr. Stefan Lindenbauer übernimmt das Amt des Schriftführers von Kilian Kölbl. Erwin Köhler bleibt Kassier.

Die Aktiven überreichten ihrem scheidenden Kommandanten zum Abschied eine Keramiktafel des Heiligen Florian, dem Schutzpatron der Feuerwehrleute. Von Köck gab es einen Gutschein für ein Wochenende in Brixen. Gleiches hatten auch die angereisten Kollegen aus Kastelruth im Gepäck, ein Wochenende in ihrem Heimatort.  Reich beschenkt und geehrt wurde Stadler mit stehenden Ovationen verabschiedet.

 

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