Es wird ein wehmütiger Abschied von einem arbeitsreichen Leben. „Seit 56 Jahren stehe ich schon in der Küche, das reicht“, blickt Peter Tischler zurück. Alters- und krankheitsbedingt hören die Wirtsleute in Kreuth nun auf. Wenn der Sohn den Betrieb übernehmen würde, wären die Auflagen für den Brandschutz so hoch, dass er für einen Neustart keine Chance hätte. In dem fast 500 Jahre alten Bauernhaus müsste er alles umbauen.
Jetzt soll alles in Edelstahl und feuersicher sein. Wie sollen wir das stemmen?
Da dies absehbar war, ergriff ihr Sohn Florian „lieber das Schreinerhandwerk“ als seinen erlernten Beruf Koch auszuüben. Seinen Meister darin machte Vater Peter Tischler: „Ich bin Küchenmeister und Diätkoch. Ich war auch fünf Jahre Metzger. Das ist ein Knochenjob. Deswegen kann ich Leonhard Walch in Kreuth verstehen, wenn er jetzt mit 68 Jahren seinen Beruf als Metzger an den Nagel hängt“.
Prominente Gäste
Tischlers gastronomisches Angebot lockte nicht nur Einheimische an, wie er sagt, auch einstmals Prominente von der Leinwand kehrten ein. Ob Luis Trenker, Liselotte Pulver, Ruth Leuwerik und Ilse Werner. Oder auch die ehemalige Kanzlergattin Loki Schmidt, berichtet Monika Tischler, von der schweren Arbeit gezeichnet, während sie durch ihr Gästebuch blättert. Ein Rückblick auf eine lange Tradition als Restaurant. 1957 war es für die Heimatzeitung noch „ein Zipfel vom Paradies“.
Seitdem hat sich viel verändert, auch das Verhalten der Gäste, sagt der Wirt mit Blick auf die Langlaufsaison. Die Loipe endet vor der Gaststube. „Während sie vor 20 Jahren nach dem Sport noch richtig gegessen haben, isst jetzt jeder fitnessbewusst. Dann reicht es höchstens noch für eine Suppe oder ein Stück Kuchen“.
Obwohl ihr Betrieb direkt an der Bundesstraße liegt, „hatten wir zu 95 Prozent Stammgäste aus dem ganzen Oberland und teils auch aus Tirol. Von den Ausflüglern alleine hätten wir nicht existieren können. Wichtig für uns waren vor allem die Einheimischen, die auch bei schlechtem Wetter kamen“.
Was aus dem Gasthaus werden soll, weiß Tischler offenbar selbst noch nicht: „Zuerst wollten wir eine Schreinerei daraus machen, doch das klappte nicht. Eventuell machen wir jetzt Wohnungen daraus.“ Das sei aber noch nicht spruchreif, das lasse er auf sich zukommen. „Jetzt brauchen wir erst einmal Ruhe. Wir müssen fünf Gänge runterschalten und im neuen Jahr vielleicht eine Kur machen. Unsere erste dann. Wir hatten nie Zeit dazu“.
Doch so ganz will der 70-jährige Kreuther wohl doch nicht den Kochlöffel aus der Hand legen. „Wenn einmal ein Kollege kommt und nachfragt, ob ich mal wegen Personalmangel aushelfen könnte, dann bin ich der Letzte, der Nein sagt.“
Zunächst aber freue er sich auf das erste Weihnachten in seinem Leben, an dem er nicht arbeiten müsse. „Das werde ich mit Frau und Enkelkind genießen“. Gefragt, was es zum Abschied heute gibt, sagt der Nochwirt: „Nach einem Schweins- und Rollbraten ist dann heute Schluss. Dann gibt es nichts mehr. Für immer.“ Mit Tränen in den Augen erinnert sich Monika Tischler: „Es war immer ein schönes Arbeiten“.
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