Höß verwahrt sich gegen falschen Eindruck

Aktualisierung vom 23. März / 11:23 Uhr
Auf der jüngsten Gemeinderatssitzung hat Bürgermeister Peter Höß Stellung bezogen zu dem Eindruck, der seiner Meinung nach durch den Artikel “Eine Frage der Glaubwürdigkeit” (weiter unten) entstanden sei.

Höß stellte klar, dass er sehr wohl ernsthafte Investoren für das Lederer-Grundstück empfangen hätte, doch bei der konkreten Anfrage handelte es sich “nur” um Projektentwickler.

160 – 180 Zimmer, 60 Millionen Investsumme

Der Bauamtsleiter Helmut Köckeis verlas daraufhin ein Schreiben der Projektentwicklungs Gesellschaft mbH Berlin, die am 15. August bei der Gemeinde um Auskunft gebeten hatte. In dem Brief, der der Redaktion vorliegt, spricht der potentielle Investor Patrick Berrendorf von einem neuen “Hotel der internationalen 4 bis 5 Sterne-Kategorie mit etwa 160 bis 180 Zimmern,” das auf dem besagten Grundstück entstehen soll.

“Dezidierte Machbarkeitsstudien, Konzepte und Gutachten von PKF Hotelexperts” hätten für das Hotelprojekt eine gute Wirtschaftlichkeit prognostiziert. PKF ist in der Gemeinde Bad Wiessee dabei keine unbekannte Größe. Beim Thermenprojekt sollen die Hotelexperten unter anderem bei der Suche nach einem oder mehreren Betreibern helfen.

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Michael Widmann (vierter von rechts) von der Hotelplanungsfirma PKF bei der Präsentation der Wiesseer Therme

Weiter heißt es in dem Schreiben, dass man von einem geschätzten Investitionsvolumen von rund 60 Millionen Euro ausgehe. Berrendorf bittet um die Möglichkeit das Projekt und die bisherigen Planungen persönlich vorstellen zu können. Man befinde sich in “fortgeschrittenen Kaufvertragsverhandlungen” und wolle sich nun mit dem Bürgermeister über die mögliche Bebaubarkeit unterhalten. Laut einem Schreiben, dass uns ebenfalls vorliegt, hatte Berendorf parallel eine Kaufabsichtserklärung über 8 Millionen Euro – zu zahlen an Josef Lederer – unterschrieben.

Auf die Anfrage der Berliner Investoren folgte am 23. August eine Antwort der Gemeinde, in der Bürgermeister Höß betont, dass man nicht beurteilen könne, ob Josef Lederer aufgrund der bevorstehenden Zwangsversteigerung sein Grundstück überhaupt noch “freihändig verkaufen kann.” Die Gemeinde werde sich mit dem Thema erst “nach einem Eigentumsübergang wieder befassen.” Die Feststellung von Baurecht lässt sich, so Höß weiter, in der kurzen Zeit bis zur Zwangsversteigerung im Oktober sowieso nicht klären. Und er schließt mit:

Bitte haben Sie deshalb Verständnis dafür, dass wir derzeit also Gespräch in dieser Sache – mit wem auch immer – nicht für Zielführend erachten. Sollten Sie den Zuschlag für die Grundstücke Lederer erhalten, sind wir natürlich gerne bereit, uns schellst möglichst mit Ihnen zusammen zu setzen.

Was danach folgte, ist bekannt: Josef Lederer musste nach einem eigenen Käufer suchen und er fand ihn in dem Grünwalder Unternehmen RDR. Erst kurz vor Zwangsversteigerung einigte man sich auf einen Verkauf. Der von der Gemeinde favorisierte Thomas Strüngmann ging leer aus und verhandelt derzeit mit RDR über den Erwerb des Lederer-Anwesens.

Die Gemeinde stand als Verlierer da, Bürgermeister Peter Höß beklagte sich über den Schaden, der Wiessee entstanden war. Doch im Zuge des Gerichtsverfahrens um eine offene Provisionsforderung der Schlierseer Maklerfirma Alpen Immonet kam über ein Jahr nach der Versteigerung heraus, dass sich Altlandrat Wolfgang Gröbl in den Verkauf an RDR eingeklinkt hatte, nachdem der eigentliche Interessent Patrick Berrendorf als Reaktion auf den Höß-Brief abgesprungen war.

Ursprünglicher Artikel vom 19. März mit der Überschrift: “Eine Frage der Glaubwürdigkeit”

Das Hotel Lederer mitsamt seinem Grundstück am See könnte für jeden Investor eigentlich ein Traum sein. Doch wie die Verhandlungen der letzten Jahre gezeigt haben, ist dies keineswegs der Fall. Dabei sind die komplizierten Verquickungen der einzelnen Personen nicht immer leicht nachzuvollziehen. Klar scheint im Nachhinein nur eins zu sein: Verloren haben einige – vor allem an Glaubwürdigkeit.

Anhand der Fakten aus dem Gerichtsprozess haben wir uns jetzt einmal die Mühe gemacht und versucht, den gesamten Ablauf um den Kauf des Lederer-Areals vor rund eineinhalb Jahren zu rekonstruieren.

Makler kommen hinzu

Seit 2009 steht das Hotel leer. Und seitdem versuchte der ehemalige Besitzer Josef Lederer auch, seinen Besitz aufgrund der massiven Schuldenlast zu verkaufen. „Zuerst habe ich es ohne Makler versucht“, erklärt der ehemalige Besitzer Josef Lederer bei der gestrigen Verhandlung vor dem Münchner Landgericht.

Eines Tages seien dann Christian Bacher und Eva Skofitsch von der Immobilienfirma Alpen Immo.net auf ihn zugekommen und hätten ihre Unterstützung angeboten, so Lederer. Die habe er dann auch angenommen, berichtet der 74-Jährige. Unterschrieben hat er dann schließlich einen Exklusivvertrag mit der Maklerfirma, die den Schlierseern alleinige Vermarktung zusicherte. Dieser Vertrag sollte auch bis zur Zwangsversteigerung seine Gültigkeit behalten.

Sonderfall Strüngmann

Ausdrücklich ausgenommen von dieser Vereinbarung waren allerdings die Verhandlungen mit Hexal-Gründer Thomas Strüngmann. „Die habe ich selber geführt“, so Lederer. Strüngmann sei zu Beginn der Verhandlungen bereit gewesen, eine Summe zwischen neun und zehn Millionen für das Grundstück zu bezahlen. „Das war in Ordnung, denn der Zwangsverwalter hatte mir da schon mitgeteilt, dass eine Neun vor dem Komma zu stehen hätte“, erinnert sich der ehemalige Besitzer.

Plötzlich habe Strüngmann sein Gebot dann jedoch auf 6,5 Millionen reduziert. Er habe Lederer damals mitgeteilt, dass ein zwischenzeitlich erstelltes Wertgutachten das Hotel auf nur knapp fünf Millionen schätzte. „Da liege er ja deutlich drüber, daher könne man das akzeptieren, hat er mir damals gesagt“, so die Aussage Lederers. Zu einem Abschluss ist es allerdings nie gekommen.

Berliner Investor

Unterdessen war ein Investor aus Berlin auf das Anwesen aufmerksam geworden. Aufgrund einer früheren Bekanntschaft mit dem ehemaligen Landrat Wolfgang Gröbl hat er diesen gebeten, sich in der Sache mit zu engagieren. Gröbl erklärt, dass dieser Investor durchaus ernst zu nehmen war, da dieser das nötige Geld bereitstellen konnte und seine Söhne bereits im Hotelfach tätig sind. „Zurzeit realisieren sie gerade ein Fünf-Sterne-Hotel in Mittenwald“, so Gröbl.

Zusammen mit dem Maklerbüro sei man dann bei Landrat Jakob Kreidl vorstellig geworden. Dort habe der Investor auch bereits ein Gutachten einer renommierten Schweizer Firma vorgelegt, die ein mögliches Konzept erarbeitet hatte.

„Kreidl war von der Sache überzeugt“, so der Altlandrat. Schließlich riet Gröbl dem Investor das Gespräch mit Bürgermeister Peter Höß zu suchen. Dieses kam jedoch nie zustande. Laut Gröbl ließ Höß mitteilen, dass die Gemeinde bis zu einem Eigentümerwechsel mit niemandem über die Sache reden werde.

Daraufhin zog sich der Investor zurück, da er sich nicht willkommen fühlte. Ein Verlauf, den auch Lederer bestätigen konnte. Dabei hatte der Investor ihm laut eigenen Aussagen bereits eine offizielle Kaufabsichtserklärung über acht Millionen gegeben.

Gemeinde wehrt Interessenten ab

Außerdem habe er gesehen, dass die Maklerfirma sich sehr bemüht und auch einige Interessenten durch das Anwesen geführt habe. Herausgekommen sei dabei indes nie etwas, so der 74-Jährige. Und das obwohl auch die Maklerin zum damaligen Zeitpunkt der Tegernseer Stimme gegenüber bestätigte: „Interessenten sind da. Wir führen gute Gespräche.”

„Nach einigen Monaten habe ich mir dann mal erlaubt, bei den Maklern nachzufragen“, so Lederer weiter. Sie hätten ihm dann mitgeteilt, dass man von den Interessenten nie wieder etwas zu hören bekäme, sobald man sie an die Wiesseer Verwaltung verwiesen habe. Aus heutiger Sicht wohl mit ein Grund dafür, dass die Gemeinde bis zum Kauf nie in die Verkaufsverhandlungen mit RDR eingebunden war. Die Grünwalder Firma wiederum kam erst durch Gröbl ins Spiel. Denn Christian Bacher von Alpen Immo.net sei auf den Altlandrat zugekommen und habe ihn gebeten nach einem weiteren Investor Ausschau zu halten.

Gröbl hat viele Bekannte

Man kannte einander, weil Bacher bereits als Architekt bei dem Bau von Gröbls Privathaus mitgeholfen hatte. Beide hätten gewusst, so Gröbl, dass die Zeit dränge da die Zwangsversteigerung bereits kurz bevor stand. Und so sprach Gröbl einen Bekannten namens Walter Rainer an, der bei ihm schon länger wegen eines anderen Investitionsobjekts auf der Matte stand.

Da sich dieses jedoch nur schwer realisieren ließ, schlug Gröbl nach eigenen Angaben das Hotel Lederer vor. Der Gesellschafter bei RDR war nach einer Besichtigung mit Gröbl, Lederer und den Maklern angetan von dem Objekt und fädelte den Kauf schließlich ein, obwohl RDR sonst eigentlich keine Hotels kauft.

Bei der Besichtigung habe Gröbl zudem erwähnt, dass auch das benachbarte Spielbankgrundstück zu verkaufen sei. „Das habe ich aus einer Aussage von Höß aus der Tegernseer Zeitung erfahren.” Aus heutiger Sicht eine Falschmeldung, so Gröbls Aussage vor Gericht. Er habe damals allerdings noch nicht gewusst, dass die Gemeinde bereits in nicht-öffentlicher Sitzung Thomas Strüngmann eine Option auf das Spielbankgrundstück gegeben habe.

Lederer nicht glücklich

Josef Lederer war im Übrigen nicht gerade glücklich über den Verkauf seines Grundstücks an RDR für 6,195 Millionen Euro. „Das war nicht der Abschluss, den ich mir erhofft habe“, so der Hotelier. Gleichwohl habe ihm die Bank kurz vorher mitgeteilt, dass sie bei der Versteigerung mit einem Gebot von fünf Millionen beginnen werden.

“Da Strüngmann der einzige Bieter gewesen sei, konnte er sich ausrechnen, dass nicht viel mehr als fünf Millionen bei rum kommen würden”, so Lederer. Daher habe er dem Verkauf an RDR zugestimmt. „Von einem möglichem Mitbieter Althoff habe ich damals nichts gewusst“, meint Lederer. Heute erhebt der ehemalige Besitzer schwere Vorwürfe: „Das Bündnis Sparkasse, Gemeinde und Strüngmann hat mich zu einem möglichst niedrigen Verkaufspreis nötigen wollen.“

Fazit

Es ist insgesamt schwierig, bei dem Verkauf des Hotel Lederer die wahren Hintergründe zu erkennen. Da gibt es einen Ex-Landrat, der allerlei Leute kennt und sie – warum auch immer – gern zusammenbringt, einen Hotelier, der mit der Gemeinde schon lange im Streit liegt, und einen Bürgermeister, der sich, so viel scheint heute klar, schon früh auf einen Interessenten – Thomas Strüngmann – festgelegt hatte.

Nach der Versteigerung: Peter Höß und Thomas Strüngmann im Amtsgericht Wolfratshausen
Aus den jeweiligen Motiven ist es durchaus legitim, Verständnis für die eine oder andere Handlung aufzubringen. Doch gerade bei Bürgermeister Höß drängt sich der Eindruck auf, dass dieser bei der Sache eventuell zu viel des Guten wollte.

Vielleicht war und ist Strüngmann als Wunschkandidat der Gemeinde tatsächlich der beste Investor für Bad Wiessee. Dennoch gehörte das Hotel immer noch Josef Lederer. Und spätestens nach den Gerichtsaussagen der Beteiligten wird klar, dass dieser von der Gemeinde nie eine echte Chance bekam, einen eigenen Käufer für sein Eigentum zu finden. Mit allen damit verbundenen negativen wirtschaftlichen Auswirkungen.

Wenn man sich nun hinstellt und Hintergrundgespräche anprangert, obwohl man selber im Hintergrund seine eigenen Interessen verfolgt hat, macht man sich zumindest angreifbar. Und so haben einige der Beteiligten durch ihre mehr oder weniger durchdachten Aktionen beim Lederer-Deal viel an Glaubwürdigkeit verloren.

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