Eine Idylle weniger in Wiessee

Es hängt nur noch am Placet des Landratsamts, dann wechselt ein riesiges Ufergareal am Wiesseer Ringseeweg seinen Besitzer. Noch aber bremst eine geplante Tiefgarage die Baugenehmigung. Vor dem Grundstück: ein öffentlicher Badestrand.

Das Grundstück am Ringseeweg soll bebaut werden, inklusive Tiefgarage. Davor liegt ein öffentlicher Badestrand.

Es ist wohl für ein besonders betuchtes Klientel gedacht, denn das Rottacher Immobilienbüro Engel & Völkers bietet das Wiesseer Ufergrundstück nicht einmal im Internet an, wie Geschäftsführer Christian Diepold bestätigt.

Wir haben das Grundstück, das noch nicht verkauft ist, nicht auf unserer Homepage, weil wir gewisse Objekte nicht in der breiten Öffentlichkeit vermarkten.

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Auf die Spur führt das Kitzbüheler Online-Portal „Streifzug“ für Luxusimmobilien. Dort wird die 1.600 Quadratmeter große Immobilie mit Foto als eines der letzten freien Baugrundstücke in erster Reihe am Tegernsee angeboten. Es liege im Ortsteil Abwinkl in einer „nachgefragten, prominenten Lage, in der nur selten eine Immobilie zum Verkauf kommt“. Man könne dort im Rahmen des gültigen Bebauungsplanes eine Landhausvilla mit gut 350 Quadratmeter Wohnfläche errichten.

„Massiver Eingriff in die Natur“

„Außerdem sind ein ausgebauter Keller mit Tiefgarage sowie ein Pool mit Gartenhaus etc. möglich. Lassen Sie hier Ihren Traum von einem tollen Haus am See wahr werden“, so die Versprechen mit einem Link zu Engel & Völkers. Doch in Wahrheit ist noch nichts entschieden, denn das Projekt hängt noch an einer groß dimensionierten Tiefgarage in Ufernähe. „Wir haben aktuell einen Bauantrag gestellt“, so Diepold. Es werde nun abgeklärt, ob dort eine Tiefgarage analog dem dahinterliegenden Grundstück gebaut werden darf. „Bei uns ist es halt die Hochwasserthematik“.

Dies war auch dem Bauausschuss bekannt, dem vor genau einem Jahr bereits der Bauantrag auf dem Tisch lag. Vor allem an der Tiefgarage mit Aufzug und fünf Stellplätzen entzündete sich die Diskussion. Während Klaudia Martini (SPD) einen „massiven Eingriff in die Natur“ befürchtete, zeigte Kurt Sareiter (CSU) Verständnis, „wenn die Autos in der Tiefgarage verschwinden“. Letztlich gab das Gremium mehrheitlich seinen Segen, da man schon vor Jahren einen Bebauungsplan für ein Einfamilienhaus genehmigt hatte. Damals allerdings noch ohne Tiefgarage.

Zur Wiedervorlage kam das Vorhaben nun, weil mit der Tiefgarage die Baugrenzen „unterirdisch überschritten“ wurden. „Wenn die Tiefgarage nicht gekommen wäre“, erklärt Bauamtsleiter Helmut Köckeis auf Nachfrage, „hätte der Hausbau im Genehmigungsfreistellungsverfahren erfolgen können. So aber, da die Tiefgarage im Bebauungsplan nicht vorhanden war, muss das Vorhaben nun das ganze Genehmigungsverfahren beim Landratsamt durchlaufen, weil es hochwasserrechtliche Probleme geben könnte“.

Vom gleichen Projektentwickler stammt auch die Villa auf dem “dahinterliegenden” Grundstück.

In der Tat, so Pressesprecher Birger Nemitz: „Sensibel ist die Bebauung wegen des Hochwassers und des Grundwassers, welches in unmittelbarer Ufernähe sehr hoch steht“. Darum habe das Staatliche Bauamt unverzüglich den Fachbereich für „Wasser, Abfall und Bodenschutz“ eingebunden. Der Planer sei aufgefordert worden, auch einen sogenannten Hochwasserplan für einen Bau in einem solchen sensiblen Gebiet nachzureichen. Dieser berücksichtige die Zu- und Abflüsse bei Hochwasser.

Da die Tiefgarage dauerhaft in das Grundwasser eingebracht wird, benötigt das Landratsamt außerdem einen Antrag auf Grundwasserbenutzung.

Damit möchte man für „die Allgemeinheit sicherstellen, dass das Grundwasser nicht gefährdet wird“. Außerdem fehle noch für Überschwemmungsgebiete ein Auskunftsbogen. In ihm sollen die Planungen, wie beispielsweise Elektroinstallationen oder Öltanks offengelegt werden. Wenn alle benötigten Unterlagen vorliegen, so Nemitz, „steht einer sehr zügigen Bearbeitung nichts im Wege“. Derweil wurden schon einmal die künftigen Umrisse des Baukörpers mit roten Fähnchen markiert.

Erfahrung mit Bauten im Uferbereich haben die Projektentwickler der Schleunung AG. Sie bebauten auch des „dahinterliegende Grundstück“, so Diepold. Beide Villen gleichen sich, ob überirdisch oder mit den Dimensionen der Tiefgarage. Für die Nachbarn könnte das verdrängte Oberflächen- und Grundwasser zum Problem werden, wie sie einhellig befürchten. „denn es muss ja irgendwo hin, wenn immer mehr Tiefgaragen den Untergrund verdichten“.

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