Eine Weißwurst als Selbstporträt

Lautes Hämmern und das Kreischen einer Säge dröhnen durch den Wald. Keine Frage, hier wird hart gearbeitet. Aber was hat das Spektakel mit Bildhauerei, mit Weißwürsten und Trinkhalmen zu tun? Die Holzkirchner Stimme auf Spurensuche.

Aus diesen Trinkhalmen soll mal ein leuchtender Stern werden
Künstlerin Sibylle kobus erklärt einer Schulklasse, wie aus diesen Trinkhalmen einmal eine Rankpflanze werden soll

Spätestens beim werkeln mit Hammer, Knüpfel, Spitz- und Flacheisen an einem Steinblock wird klar, dass das zweite internationale Bildhauersymposium im Mangfalltal nicht nur mit Inspiration zu tun hat, sondern auch mit Transpiration.

Denn die Arbeit der Bildhauer ist anstrengend und schweißtreibend. Sie hat mit der Umsetzung von Ideen im Freien unter verschiedenen Witterungsbedingungen zu tun. Und sie hat mit handwerklichem Können, Planung und Geschicklichkeit zu tun.

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Das zieht Besucher an, die mit dem herkömmlichen musealen Kunstbetrieb nichts zu tun haben. „Wir erreichen damit Leute, die das einfach nur mal sehen wollen“, erläutert Christiane Ahlhelm, Mitorganisatorin und Vorsitzende des Kunstdünger e.V.

Der Sieg des Weichen über das Harte

Spannend ist vor allem, wie sich die sechs internationalen Künstler mit ihren gewählten Materialen auseinandersetzen. Das Motto des Symposiums ist „Stein, Holz, Licht“. Drei Teilnehmer arbeiten mit Stein. Tobel beispielsweise mit Granit, den er als Figur stehen lässt und in seinen typischen Spiralformen aushöhlt.

„Spiralen kommen überall vor, vom Schneckenhaus bis zum Spinnennetz, von der menschlichen DNA bis zum Sonnensystem“, erklärt er. Wenn er, wie diesmal eine Art Schiffsschraube in Granit schneidet, dann geht es um „Energy“, um Kraft.

Tobels typische Spiralen
Tobels typische Spiralen

Der Chinese Yang Liu spielt mit dem Gegensatz von hart und weich, indem er seinen Steinblock gestaltet, als ob ein formbarer Gegenstand in ein weiches Tuch gehüllt wäre. Um Einschnürungen können später Seile geschlungen werden. Das animiert den Betrachter, sich daran wie ein Kung-Fu-Kämpfer abzumühen.

In China gilt das Harte mehr als das Weiche. Lius Thema ist die Sieg des Weichen über das Harte: „Weiches Wasser kann mit der Zeit auch Stein verändern.“ Das hat mit dem Blick auf China sogar noch eine politische Dimension.

„Extra Sausage“

Bob Budd bietet dagegen Kontrastprogramm mit typisch englischem Humor. Er nimmt den Titel seiner Arbeit: „You are what you eat“ (Du bist, was du isst) ganz wörtlich und gestaltet aus einem Marmorblock eine Weißwurst.

Hintergrund der Weißwurst-Skulptur ist der Ausspruch eines Stuttgarter Kunstprofessors zu Budds Ideen während des Studiums. Er bräuchte immer eine Extrawurst. Jetzt gestaltet Budd seine „Extra-Sausage“ als ein „Selbstporträt“, wie er feixend erklärt.

Die Münchnerin Sibylle Kobus dagegen setzt ihre Reihe von Installationen fort. Aus 2.300 bunten Kunststoff-Trinkhalmen fädelt sie Elemente, die wiederum zu einer überdimensionalen Rankpflanze zusammengesetzt werden sollen. Sie will damit im Trinkwasser-Einzugsgebiet an der Mangfall die Betrachter zum Staunen und Nachdenken bringen.

Für Bob Budd ist eine marmorne Weißwurst eine Art Selbstportrait
Für Bob Budd ist eine marmorne Weißwurst eine Art Selbstporträt

Sigi Bussinger wird im Wald eine Art leuchtenden Stern zwischen den Bäumen aufhängen. Sein Thema ist das Licht. Matthias Grübl hat sich für den Bau eines begehbaren Holzkubus entschieden. Ein Teehaus an der Mangfall? Und in beiden Fällen geht es wieder um Handwerk: Zum einen um eine funktionierende Elektrik, zum anderen um solide Zimmererarbeit.

Wer den Künstlern bei der Arbeit zuschauen möchte, kann das noch bis Ende der Woche von 10 bis 17 Uhr tun. Am Samstag, 27. September ist um 17 Uhr die große Finissage mit dem Schirmherren, Landrat Wolfgang Rzehak, und Bürgermeister Andreas Hallmannsecker. Dann werden die fertigen Skulpturen enthüllt.

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