„Gibt es das Christkind wirklich?“ Weil die 8-jährige Virginia O`Hanlon glaubte, die „New York Sun“ würde ihr diese Frage wahrheitsgemäß beantworten, schrieb sie die Zeitung im September 1897 an. Jahr für Jahr wurde die Antwort des Chef-Redakteurs Francis P. Church bis 1950 abgedruckt. Auch ich habe mich gefragt: Gab es im vergangenen Jahr Menschen und Ereignisse, die so erstaunlich waren, dass man sie a) ungläubig zur Kenntnis nahm und b) ihre Existenz anzweifelte?
Ja, die gab es. Einigen Menschen in Rottach-Egern beispielsweise wurde regelrecht der Boden unter den Füßen weggerissen. Sie standen am Abgrund ihrer Lindenstraße, weil sie nicht erkannt hatten, dass das Problem schon länger auf Eis lag.
Andere wiederum hatten ständig das Gefühl, nicht voranzukommen. Immer wieder wurde ihnen in Bad Wiessee die Stoßstange des Vordermannes vors Auto geführt. Die Baggergeräusche übertönten die Staumeldung, und die Autokennzeichen der Nachbarn kannte man nach fast sechsmonatiger Bauphase genauso auswendig wie die dank Wutpegel neu konstruierten Schimpfwörter: „Du zipfelklatschriger Zipfler, Hundsteufelter Du“.
Gibt`s das?
So eine Realität erschüttert natürlich und kann schon mal ein Trauma auslösen. Statt sich mit stundenlangem Gerede abzugeben, hat man deshalb in Kreuth auf Therapiehund Finn gesetzt. Die Vierbeiner haben den Zweibeinern nämlich eines voraus: Sie können mit einem kurzen Schwanzwedeln positivere Gefühle ausdrücken.
Dann gab es im Nachbarort Tegernsee aber auch gewiefte Hunde, die es verstanden haben, nicht nur wedelnd auf Anweisungen zu warten, sondern selbst welche zu geben. So wie Ex-E-Werk-Chef Dr. Norbert Kruschwitz. Ein Rebell, der wahrscheinlich die Autofahrer mobilisiert, organisiert und bei Laune gehalten hätte, während die Stau-Ampel auf seinen Befehl hin und unter dem wachsenden Druck vermutlich schon von sich aus grün geworden wäre.
Aber pfeifen wir mal auf den Strom und schicken ein Stoßgebet in den hell erleuchteten Nachthimmel. Wie dunkel wäre die Welt im Tegernseer Tal im vergangenen Jahr gewesen, wenn nicht immer wieder die Lichterbäume in Gmund bei Kaltenbrunn aufgeflackert wären? In diesen Phasen konnte der Mond endlich einmal Pause machen, die Sterne ihre Wasserstoff-Verbrennung einschränken, und die Elfen erstmalig ihre Augen schließen – anstatt ständig auf der Mondwiese tanzen zu müssen.
Glauben wir also daran, dass es Dinge gibt, die wir uns manchmal nicht erklären können. Und wenn wir auch noch so geblendet sind vom Strahlen der Wirklichkeit, dann sollten wir uns in Erinnerung rufen, dass die wichtigen Dinge sowieso unsichtbar bleiben.
Legen wir also all die Zweifel für einen kurzen Moment auf Eis und rutschen gemeinsam voller Zuversicht ins neue Jahr! Vorausgesetzt natürlich, der neue Eisplatz in der Hagngasse spielt mit.
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