Lange war fraglich, ob die Baupläne von Nationaltorhüter Manuel Neuer in der Ellingerstraße aufgrund der steilen Hanglage überhaupt realisierbar sind. Ende 2014 gab das Landratsamt dann grünes Licht für Neuers Traumhaus. Bis zum Sommer sollte der Rohbau fertig sein.
Um die Villa mit drei Geschossen, einem Pool, einem Gartenhaus und einer Tiefgarage in den Hang bauen zu können, mussten Tonnen von Steinen abtransportiert werden. Dafür rollten im Mai 2015 die ersten Bagger und Schwerlaster an. Seither blockieren Bauwägen, LKW und Schaulustige die schmale Zufahrtsstraße in Richtung Leeberghof. Ein Anwohner berichtet:
Ab 9 Uhr morgens tobt hier das Verkehrschaos. Der Höhenweg ist tagsüber für Fußgänger kaum mehr passierbar.
Seit Baubeginn würden Vier-Achser täglich Tonnen von Steinen abtransportieren, so der Anwohner. Ihm macht nicht nur die Ruhestörung zu schaffen, vielmehr befürchtet der Tegernseer, dass bei einer Straßenerneuerung die Anwohner zur Kasse gebeten werden. Vor Jahren sei die Straße zuerst durch den Bau des Leeberghotels in Mitleidenschaft gezogen worden, jetzt durch den Neuer-Bau, erklärt der besorgte Anwohner. Es sei deshalb nur eine Frage der Zeit, wann die Straße erneuert werden müsse.
Durch die täglichen Erschütterungen vom Durchgangsverkehr habe er bereits einen Riss in der Mauer seiner Terrasse, der sich schon bis zum Boden durchziehe, bemängelt er. Und auch die Zufahrtsstraße zeigt erste Risse.
In der Praxis bedeutet das: Sollte die Ellingerstraße und der weiterführende Asamweg samt Unterbau neu gebaut oder hergerichtet werden, so sind die Anwohner verpflichtet, sich an den Kosten zu beteiligen. Anders sieht es aus, wenn nur der Asphalt erneuert oder ausgebessert werden muss. In diesem Fall könne man die Kosten in der Regel nicht auf die Anwohner umlegen, so Geschäftsleiter Hans Staudacher von der Stadt Tegernsee.
Neu(e)r-Bau betrifft auch Anwohner
Grundsätzlich sei die Stadt berechtigt, für alle öffentlichen Straßen 90 Prozent der Herstellungskosten von den Anwohnern zu verlangen. Die technische Lebensdauer einer Straße beträgt 20 bis 25 Jahre, erklärt auch Bauamtsleiterin Bettina Koch.
Wenn nach Ablauf dieser Frist ein erneuter Ausbau ansteht, kann die Stadt gemäß der Straßenausbaubeitragssatzung der Stadt Tegernsee Straßenausbaubeiträge erheben. Der umlagefähige Anteil ist dann gestaffelt nach Verkehrsbedeutung für die Straße.
Aktuell sei ein Ausbau der Leeberg- wie auch der Ellingerstraße seitens der Stadt aber nicht geplant, sagt Koch. Da der Asamweg eine Privatstraße sei, liege die Unterhaltspflicht hier bei den Eigentümern. Um den Durchgang für Wanderer zu sichern, habe die Stadt auf den Weg eine Widmung als „beschränkt öffentlicher Gehweg“ und damit eine Unterhaltspflicht.
Mit Ende der Bautätigkeiten dürfte wieder Ruhe in der Ellingerstraße einkehren, so hoffen zumindest die Anwohner. Stattdessen schleicht sich schon jetzt die nächste potentielle Ruhestörung in Form von Promi-Jägern an. Wie Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn erklärt, habe er kürzlich einem Autofahrer weitergeholfen, der mit Bild-Zeitung in der Hand etwas zu suchen schien.
Ob es hier zur Villa von Manuel Neuer gehe, wollte dieser von Hagn wissen. “Neuer?”, entgegnete dieser. “Ich glaube, da müssen Sie die Straße einfach weiterfahren. Hier geht`s auf jeden Fall nicht lang. Das ist eine Privatstraße.”
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