„Eines der letzten Relikte am Tegernsee“

Zum prägenden Bild des Tegernseer Tals gehören nicht nur der See, sondern auch die noch verbliebenen alten Bau-Denkmäler. Wir haben uns auf die Suche nach den Perlen des Tals gemacht – heute bei Familie von Miller in Bad Wiessee.

Der Kainzerhof hat seine Schönheit aus dem 17. Jahrhundert bis heute behalten.
Der Kainzenhof hat seine Schönheit aus dem 17. Jahrhundert bis heute bewahrt.

In vierter Generation ist der Kainzenhof in Bad Wiessee nun schon in Familienbesitz. Geht es nach dem Hofeigentümer Johannes von Miller, wird das auch in den kommenden Generationen so bleiben. Doch nicht nur in seiner Vaterrolle will er als Vorbild gelten, sein Haus und seine Heimat zu erhalten.

Auffallend präzise und fein wirken die Holzschnitzereien an Fenstern und Außenwänden des alten Hauses. Später erzählt der Hausherr, dass er hier selbst Hand angelegt hat: „Ich bin von Beruf Restaurator und habe viele Arbeiten selbst gemacht“, verrät Johannes von Miller, der auf dem Hof groß geworden ist.

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Das schneebedeckte Dach und die Eiszapfen, die an der alten Holzdachrinne herunterhängen, versprühen einen ganz besonderen winterlichen Charme. Nach dem Anblick des überwältigenden Seeblicks bittet Johannes einzutreten und führt durch die Küche in die gemütliche Stube. Dort erzählt von Miller von der Vergangenheit des Hauses, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht.

Zeitreise zurück in die Vergangenheit

Gebaut wurde der Kainzenhof Ende des 17. Jahrhunderts, 1686 schätzt von Miller. Doch in den Familienbesitz kam es im Jahr 1886, als Fritz von Miller – Urgroßvater von Johannes – den Hof auf dem damaligen Dorfplatz von Altwiessee kaufte. Fritz war der älteste Sohn von Ferdinand von Miller, Begründer der Millerschen Erzgießerei in München. Ferdinand goss beispielsweise die Madonna in der Gmunder Kriegerkapelle oder das König-Max-Monument in Wildbad Kreuth.

Nicht nur Urgroßvater Fritz, sondern auch der Großvater und der Vater von Johannes von Miller wohnten in dem stattlichen Anwesen am See. Der 52-jährige Restaurator blickt mit Stolz zurück in die Vergangenheit – doch eher sorgenvoll in die Zukunft:

Dieser Hof ist eines der letzten Relikte am Tegernsee. Wie soll das Tal in 50 Jahren aussehen, wenn Bauunternehmer immer mehr Wohnraum aus dem Boden stemmen?

Als Erbe des über 300 Jahre alten Kainzenhofs sieht sich von Miller in der Pflicht, die einstige Kulturlandschaft des Tegernseer Tals zu erhalten. Gleichzeitig weiß er aber auch aus eigener Erfahrung, wie viel Zeit und Kraft es kostet, einen derart in die Jahre gekommenen Hof instand zu halten: „Die meisten Arbeiten fanden innen im Haus statt. Wir haben eine Wärmedämmung eingebaut, das Dach isoliert und einige Böden erneuert. Den Balkon oder alte Fenster habe ich selbst renoviert. Auch die Holzdachrinnen müssen alle 10 bis 15 Jahre erneuert werden.“

Hier eröffnet sich einem der wunderschöne Seeblick. "Paradies auf Erden" - so nennt es Johannes Miller.
Hier eröffnet sich einem der wunderschöne Seeblick. „Paradies auf Erden“ nennt es Johannes von Miller.

Auf Nachfrage, was ihm am besten an seinem Hof gefalle, antwortet von Miller, es sei die traumhaft ungestörte Lage am See verbunden mit dem unverändert traditionellen Charme des Hauses. Denn seit über 100 Jahren sei an dem Haus kaum etwas verändert worden, erklärt der 52-Jährige.

Zukunft des Kainzenhofs

Um die Zukunft seines Hofs macht sich der gelernte Restaurator keine Sorgen. Die Erziehung seiner beiden Söhne lenke er bewusst in die richtige Richtung, erklärt er uns: „Wenn meine Söhne den Hof nicht übernehmen sollten, dann habe ich in der Erziehung etwas grundlegend falsch gemacht.“

Auch das Nachbaranwesen, der sogenannte „Sternegger-Hof“, ist in Besitz der Familie von Miller. Johannes’ Onkel Ferdinand von Miller liegt sehr viel daran, die Anwesen in Familienbesitz zu halten. Was man jedoch kritisch sieht, ist die baulandschaftliche Entwicklung des Tegernseer Tals.

Die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGTT), der auch Johannes von Miller angehört, setzt sich für dessen Baudenkmäler und den Erhalt der gewachsenen Kulturlandschaft ein. Als Ziel setzt sich die Gemeinschaft, die ländlich geprägte Gegend in ihrer natürlichen Form zu erhalten. Von Miller erklärt:

Dabei wollen wir keine Käseglocke über den See stülpen. Wir sind uns durchaus bewusst, dass es eine bauliche Entwicklung geben muss. Nur da, wo es zu große Dimensionen annimmt, muss man einhacken.

Als Problem sieht er das bestehende Baurecht, das den Unternehmern zu viele Rechte zugesteht. Deshalb hofft man auf eine Sensibilisierung, nicht nur der Anwohner, sondern vor allem der Politiker. Dennoch zieht die SGTT ein positives Fazit:

„Wir sehen, dass sich in den letzten Jahrzehnten das Bewusstsein der Menschen geändert hat. Die Bauherren und Immobilienunternehmen sehen dies aber leider immer noch nicht ein.“ Warum Johannes von Miller den Tegernsee als „eines der schönsten Fleckchen Erde“ bezeichnet, erklärt er in einem Video:

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