Die Winterlandschaft zeigt sich derzeit von seiner schönsten Seite. Die Berge und Wiesen sind mit Schnee überzuckert, und der See liegt ganz still. Da die vergangenen Nächte so kalt wie noch nie in diesem Winter waren, sind die Seeufer teilweise sogar zugefroren. Doch so schön dieser Anblick auch ist, birgt er ein großes Risiko.
Simon Horst, BRK-Fachbereichsleiter und Beauftragter der Wasserwacht, warnt: „Fast jedes Jahr bricht jemand auf einem zugefrorenen Gewässer im Landkreis ein. In diesem Jahr ist uns zwar glücklicherweise noch kein Fall bekannt, doch das Betreten von Eisflächen jeglicher Art ist immer mit Gefahren und Risiken verbunden.“
Kein falsches Sicherheitsgefühl wecken
Grundsätzlich sei die Wasserwacht 24 Stunden in Alarmbereitschaft. „In der Tat ist es aber so, dass wir uns je nach Jahreszeit und potenziellen Einsatzschwerpunkten auf mögliche Einsätze vorbereiten.“ Für die Eisrettung seien spezielle Gerätschaften erforderlich. „Sie wurden frühzeitig hergerichtet und auf die Funktionalität geprüft. Auch unsere Einsatzkräfte nutzen die aktuelle Situation, um sich mit Übungen auf den Ernstfall vorzubereiten.“
Zu den Maßnahmen gehöre auch, Proben vom Eis zu nehmen, um so die Dicke des Eises zu bestimmen. „Die Messergebnisse dienen aber ausschließlich internen Zwecken. Wir wollen keinesfalls ein falsches Sicherheitsgefühl suggerieren.“ Dies habe vor allem mit Haftungsgründen zu tun, da keine allgemeingültige Aussage getroffen werden kann, ab wann das Eis dick genug wäre, einen Menschen zu tragen.
An Punkt A ist das Eis vielleicht tragfähig, doch einen Schritt weiter sieht es schon wieder ganz anders aus. Die Bildung von Eis hängt von vielen Faktoren wie beispielsweise Strömungen unter Wasser ab. Auch die Zusammensetzung ist maßgeblich für die Tragfähigkeit.
Das Risiko einzubrechen ist daher immer groß – und die Folgen sind lebensgefährlich: „Aufgrund der Kälte des Wassers kühlt der menschliche Körper sehr schnell ab. Dieser Zustand der Unterkühlung ist bei einem extremen Abfall, wie er bei einem Eiseinbruch stattfindet, lebensbedrohlich“, so Horst. Als „Eigenschutz“ fahre der Körper Funktionen auf das Minimum herunter. Der Betroffene verliere mit der Zeit dann an Kraft und Bewusstsein und kann sich letztlich nicht mehr selbst über Wasser halten. „Er droht also relativ schnell zu ertrinken.“
Sollte es dennoch zum Ernstfall kommen und ein Mensch bricht durch die Eisdecke ins Wasser, warnt Horst vor allem vor einer panischen Reaktion: „Zunächst sollten Ersthelfer Ruhe bewahren und überlegt an die Situation herangehen. Kein Helfer sollte sich unnötig selbst in Gefahr bringen.“ Eine der ersten Maßnahmen sollte daher die sofortige Alarmierung von Einsatzkräften sein.
Betreten auf eigene Gefahr
Dem Betroffenen im Wasser sollte dann irgendeine Schwimmhilfe zugeworfen werden, wie beispielsweise ein Seil oder ein Ast, an dem er sich festhalten und vielleicht sogar aus dem Wasser ziehen kann. Der Helfer sollte sich dann aber in einer flachen oder gar liegenden Position dem Betroffenen nähern, um so das eigene Körpergewicht auf eine möglichst große Fläche zu verteilen. „An unseren Seen werden für solche Fälle beispielsweise aber auch sogenannte Eisretter zur Verfügung gestellt.“
Horst ist es wichtig nochmal deutlich zu machen, dass es keine Art Freigabe durch Behörden oder das BRK gibt, zugefrorene Gewässer zu betreten. „Wenn Sie das Eis betreten, dann halten Sie sich im nahen Uferbereich auf, in dem Sie auch bei einem Einbruch noch stehen können, und gehen Sie niemals alleine.“ Die Wasserwacht sei für jeden Ernstfall bereit. „Doch die für uns erfolgreichsten Tage sind die, an denen erst gar kein Unfall passiert.“
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