Eklat um Abizeitung dämpft Stimmung

Der Abiturball der Tegernseer Gymnasiasten stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Die Ereignisse der vergangenen Woche hatten einen großen Schatten auf die Veranstaltung in der Hans-Seidel-Stiftung geworfen und ließen vor allem zu Beginn eine ausgelassenere Stimmung nicht zu.

Dass am Ende trotzdem ein versöhnliches Klima entstand, sollte allen Beteiligten Mut machen. Und vielleicht waren die Erfahrungen rund um die diesjährige Abiturzeitung auch ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu der Reife, die in den letzten Tagen von so vielen vermisst wurde.

Kritik an den Lehrern

Es war der ausdrückliche Wunsch von Schuldirektor Werner Oberholzner, dass sich die Verantwortlichen aufseiten der Herausgeber gleich zu Beginn des Festes dem Streitthema “Abiturzeitung” annehmen und vor versammeltem Publikum entschuldigen sollten.

Besonders im Fokus stand dabei Sebastian Bertele, einer der drei Herausgeber. Bei seiner Rede entschuldigte er sich nicht nur bei der Schulleitung, sondern auch bei seinen beiden Mitstreitern. Bertele betonte, dass der Artikel in der abgedruckten Form nicht hätte gedruckt werden dürfen.

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Ob unbewusst oder nicht, auf jeden Fall sorgte der Ablauf dafür, dass sehr schnell einem Großteil der Anwesenden die Lust aufs Feiern vergangen war, was sie auch mit lautstarken Zwischenrufen während der anschließenden Rede des Direktors klarmachten.

Werner Oberholzner bei seiner Ansprache in der Hanns-Seidel-Stiftung

Oberholzner wies darauf hin, dass er enttäuscht sei über das Verhalten einiger Abiturienten. Und dass es in den vergangen Tagen vor allem deutlich geworden ist, dass die Hochschulreife nicht unbedingt auch mit sozialer Reife einhergehen muss. Gleichzeitig würdigte er jedoch die Reaktion der Verantwortlichen in seiner Rede, besonders die zuvor vorgetragene Entschuldigung wusste er zu schätzen.

Für Unmut unter den Schülern sorgte allerdings, dass das Fehlverhalten vonseiten der Direktion und des Kollegiums gar nicht oder nur unzureichend thematisiert wurde. Vor allem die Konfiszierung der Abiturzeitungen stößt vielen Schüler immer noch negativ auf und wird gleichzeitig als “eindeutig widerrechtlich” bezeichnet.

Aber auch das Verhalten der Lehrer im Zusammenhang mit dem Abiturstreich wurde kritisiert. So meldete sich Thomas Latsko während Oberholzners Rede zu Wort. Der Abiturient wies auf die mangelnde Bereitschaft der Lehrer hin, an besagtem Streich teilzunehmen. Dies, so Latsko, war bei vielen Schülern nicht gerade positiv haften geblieben.

Meinem Gefühl nach haben sich neun von zehn Lehrern oben im Lehrerzimmer eingeschlossen und Kaffee getrunken. Dadurch wurden viele der Spiele, die wir uns in den letzten Monaten ausgedacht haben, unmöglich.

Dabei sei angemerkt, dass die meisten Pädagogen auch dem Abiball ferngeblieben waren. Eine Reaktion, die der Direktor mit den Umständen und Streitigkeiten um die Abiturzeitung begründete.

Fünf Schüler mit Auszeichnung

Aber natürlich gab es auch erfreulichere Themen, die der Direktor nicht unerwähnt lassen wollte. Die Tatsache, dass fast ein Drittel des Jahrgangs eine Eins vor dem Komma stehen haben und fünf sogar eine 1,0 geschafft hatten, zeuge davon, welch außergewöhnlicher Jahrgang dies sei.

Eine Erfolgsmeldung, die in der allgemeinen Negativstimmung fast unterzugehen schien. Dass die Stimmung sich am Ende doch noch verbesserte, dafür sorgte vor allem der stimmungsvolle Auftritt von Markus Wrba, Vorsitzender des Fördervereins.

Wrba, selbst Vater einer Tochter aus dem aktuellen Abiturjahrgang, hatte eine Art Rap mitgebracht. „Die Ansage war, es soll nicht zu langweilig und nicht zu peinlich werden. Darum habe ich mich entschieden, zu rappen“, kündigte der Anwalt an.

Daraufhin zog er sich ein Abi-T-Shirt an und begann mit seiner humorvollen Vorstellung. Um, wie er sagte, im Takt zu bleiben, trommelte er dabei mit einem Baseballschläger auf der Abizeitung herum.

Der große Saal war bis zum letzten Platz gefüllt.

Im Anschluss ging es über zur Zeugnisverleihung. Feierlich durfte fast jeder Schüler auf die Bühne kommen und sich vom Direktor sein Zeugnis aushändigen lassen. Einzig die Verfasser des “Schmähartikels” und Sebastian Bertele mussten darauf verzichten.

Das folgende Buffet ging ohne weitere “Aufreger” über die Bühne. Was folgte, war ein langer Feiermarathon. Erst in der Hans-Seidel-Stiftung selber und dann im Nachtleben von Rottach-Egern.

Es geht das Gerücht um, die letzten Verbliebenen gönnten sich am nächsten Morgen bei Tremmel ein Weißwurstfrühstück, bevor auch sie den Weg nach Hause fanden.

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