Ortsbild versus Energiewende

Gängige Solaranlagen sind meistens blau und passen sich daher farblich wenig an die Dächer im Tegernseer Tal an. Neben dem Ausbau erneuerbarer Energiequellen hat man aber auch das Ortsbild im Blick.

Daher hat die Stadt Tegernsee eine entsprechende Auflage in ihre Satzung für Solaranlagen mit aufgenommen. Macht die Anlage mehr als ein Drittel der Fläche aus, muss sie zukünftig auch farblich passen.

Ein einheitliches Ortsbild ist der Stadt Tegernsee besonders heilig. Daher hat man die Satzung für Solaranlagen verschärft.
Ein einheitliches Ortsbild ist der Stadt Tegernsee besonders heilig. Daher hat man die Satzung für Solaranlagen verschärft.

Der Landkreis Miesbach und damit auch das Tegernseer Tal wollen bis 2035 energieautark sein. So sieht es die Energiewende Oberland vor. Damit dies auch gelingt, muss man auf einen Mix aus verschiedenen erneuerbaren Energiequellen setzen. Neben Wind- und Wasserkraft gehören auch Biomasse und Solarenergie dazu.

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Das Ortsbild schützen

Nichtsdestotrotz habe man in den Rathäusern rund um den Tegernsee auch immer das Ortsbild im Blick. Gerade die blauen Solarmodule auf den Dächern sind manchen ein Dorn im Auge. Auch in Tegernsee macht man sich schon länger Gedanken darüber, wie man das Ortsbild schützen und die Energieziele trotzdem erreichen kann.

So waren am vergangenen Dienstag Solaranlagen erneut Thema im Tegernseer Stadtrat. Dabei beschlossen die Räte eine Satzungsänderung. Demnach will man Solaranlagen auf der gesamten Dachfläche nur dann zulassen, wenn diese sich optisch anpassen. „Es gibt mittlerweile auch Zellen, die farblich zum Dach passen, das kann alles gemacht werden“, so Bürgermeister Peter Janssen in der Sitzung.

Teurer und weniger effektiv

Diese seien jedoch fast doppelt so teuer wie die herkömmlichen blauen Module und haben einen geringeren Wirkungsgrad. „Durch die besondere Lage Tegernsees sind unsere Dächer sowohl vom Hang als auch vom See sehr gut einsehbar, daher müssen wir unser besonderes Ortsbild schützen“, betonte Janssen.

Auch die blauen Anlagen wird es auf den Tegernseer Dächern jedoch weiterhin geben. Diese dürfen aber nicht mehr als ein Drittel der Dachfläche ausmachen und sollen zusammenhängend angebracht sein. Am Ende sprach sich der Tegernseer Stadtrat mit einer deutlichen Mehrheit für die Verschärfung der Regelung aus.

Unterschiedliche Auslegung im Tal

Dabei spielen die Satzungen der Gemeinden beim Thema Energiewende eine nicht unwichtige Rolle. In ihnen wird explizit geregelt, wie viel Dachfläche für die Gewinnung von Sonnenenergie verwendet werden darf. Rund um den Tegernsee sind in der letzten Zeit einige Passagen in den Satzungen zugunsten einer größeren Fläche geändert worden.

Solarzellen-Dachkonstruktion legal
Eine Solaranlage wie hier in Kreuth wäre in Tegernsee nicht umsetzbar.

Dabei geht Tegernsee einen eigenen Weg. Zumindest im Tal haben sich die übrigen Gemeinden eigentlich zugunsten von mehr Dachflächen für Sonnenenergie und gegen ein streng konsistentes Ortsbild ausgesprochen. Sie unterstützen damit die Energiewende vor allem mit konkreten Beschlüssen, die es ihren Bürgern erlauben, die ambitionierten Ziele hin zu einer landkreisweiten Energieautarkie mit zu fördern.

Ob Rottach, Wiessee, Gmund und Kreuth dabei einfach übersehen, wie bedeutsam der Erhalt der örtlichen Dachlandschaft für den Tourismus ist, oder ob Tegernsee diesem Punkt zu viel Einfluss beimisst, ist dabei unklar. Man könnte es auch mit den Worten Peter Janssens aus dem Mai 2012 formulieren: „Über Geschmack lässt sich streiten“ – vor allem beim Dach.

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