“Entlasten, aber nicht entlassen”

Die Frischeküche in Holzkirchen stand im vergangenen Jahr finanziell eher schlecht da. Ein Sanierer soll Abhilfe schaffen und “den Laden in Ordnung bringen”. Klar ist, bevor Besserung eintritt, muss erst einmal investiert werden.

Die Frischeküche in Holzkirchen soll wieder auf Erfolgskurs gebracht werden
Die Frischeküche in Holzkirchen soll wieder auf Erfolgskurs gebracht werden

Das richtige Rezept zur finanziellen Sanierung des defizitären Kommunalunternehmens (KU) präsentierte offenbar dessen Sanierer Wolfgang Salewski am Donnerstag dem Kreistag. Statt kritischer Fragen gab es längeren Applaus für seine „Situationsanalyse“.

Vor allem aus dem Kreistag gab es schon lange kritische Stimmen angesichts des jährlichen Defizits der Großküche von zuletzt 400.000 Euro, das Landkreis und Gemeinde tragen. Dies soll sich ändern. Dafür ist seit 1. Mai Prof. Wolfgang Salewski im Amt, der für die Paulaner-Brauerei einst auch den Nockherberg saniert hatte. Nun stürzt er sich voller Elan auf die Frischeküche am Holzkirchner Bahnhof. Zunächst sei ihm Misstrauen begegnet, als er als Sanierer in der Frischeküche auftauchte, berichtete Salweski im Kreistag.

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Denn ich wollte nur sehen, was die dort arbeiten und wie die Abläufe sind.

Eine Kritik an den vorgefundenen Missständen wolle er nicht üben, denn „das bringt uns nicht weiter. Ich sehe aber eine Chance für nachhaltige Veränderungen, wie diese Küche in relativ kurzer Zeit wieder flott gemacht werden kann, damit daraus ein florierendes Unternehmen wird“.

Salewskis „Situationsanalyse“: „Ich habe eine absolut unzureichende Planung in der Technik und Organisation vorgefunden“. Als Beispiel nannte er das Energiesparsystem der Küche, das bereits abschalte, bevor das Essen fertig sei. Auch die Kühlschränke, die für 180.000 Euro angeschafft wurden, seien viel zu klein. „Das muss total überarbeitet werden“. Man habe in Holzkirchen zwar eine Spülmaschine, dennoch müssten bis zu sechs Mitarbeiter das Geschirr anschließend per Hand über drei Stunden trockenreiben. „Das kostet richtig Geld, so kann ein Betrieb aber nicht wirtschaftlich funktionieren“.

Zur „aufwändigen Logistik“ meinte Salewski, dass mit dem Ausfahren des Essens zwei Mitarbeiter benötigt werden, weil die zu verteilenden Kisten etwa 50 Kilogramm wiegen. Das sei für einen Fahrer zu schwer, daher der zweite. Deshalb schlägt er Hebebühnen für den Fuhrpark vor. Mit der Investition von 5.000 Euro pro Fahrzeug könnte der zweite Fahrer dafür eingespart werden und niemand müsse mehr schwere Essenskisten schleppen.

„Mitarbeiter entlasten, aber nicht entlassen“

Es fehle auch ein funktionierendes Warenwirtschaftssystem, das die täglichen Ausgaben anzeige. Die gut ausgebildeten Mitarbeiter würden viel Zeit mit Handlangerdienste vertun. „Sie arbeiten alle viel, aber die Organisation stimmt einfach nicht“. In Zukunft soll dies rationalisiert werden, damit auch die Ertragslage wieder stimmt. Bisher beträgt das jährliche Defizit der Großküche, die derzeit täglich 850 Essen an Kitas und Schulen liefert, knapp 400.000 Euro, bei einem Umsatz im vergangenen Jahr von nur 412.000 Euro.

80 Prozent davon verschlingen allein die Personalkosten. Der „Benchmark“, der Vergleichswert liege üblicherweise nur bei 30 Prozent. Die bisherigen Abläufe würden einen Kostenblock ergeben, der „einfach zu viel ist“. Um dies nachhaltig zu ändern, schlägt Salewski ergonomische Arbeitsplätze und eine vollautomatische Spülküche für 99.000 Euro vor. Damit spare man im Jahr 46.000 Euro an Personalkosten. Bei dem gesteckten Ziel von 2.000 Essen pro Tag, würden „wir 94.000 Euro pro Jahr sparen“, rechnete Salewski vor. In der Abschreibungszeit von acht Jahren für die neue Küche könnten sogar 720.000 Euro eingespart werden.

Mit diesen Automatisierungsprozessen werden wir die Mitarbeiter entlasten, aber keinen einzigen entlassen.

Die brauche man, wenn der Absatz gesteigert werden soll, da es großes Akquisitions-Potenzial gebe. Um dies zu schaffen, setzt Salewski auf eine vollautomatische Küche. „Da stellt man den Schweinebraten auf kross und mehr muss man nicht machen“. Dafür seien aber 295.000 Euro an Investitionen nötig.

Dennoch glaubt Salewski für das Jahr 2018 an die schwarze Null. Zunächst aber müsse man „den Laden in Ordnung bringen“. Lang anhaltender Beifall der sichtlich positiv gestimmten Kreisräte. Denen mit diesem Bericht „einige Steine vom Herzen gefallen seien“, vermutete Landrat Wolfgang Rzehak. Die Frischeküche habe angesichts der aufgezeigten Perspektiven eine „Zukunft“.

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