Erbitterter Kampf um den Seesteg

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Der Termin für den Bürgerentscheid um den geplanten Seesteg zwischen Länd und August Macke-Anlage rückt immer näher. Beide Seiten – Befürworter wie Gegner – versuchen mit viel Leidenschaft für ihre Position Stimmung zu machen. Dabei scheint es, als ob einige der Protagonisten zu viel des Guten wollen. Plakate werden abgerissen, Geschäftsleute eingeschüchtert und auch Mitglieder des Stadtrates schießen teilweise übers Ziel hinaus.

Alles für den 7. April

Der geplante Seesteg zwischen Länd und August Macke-Anlage in Tegernsee erhitzt auch weiterhin die Gemüter. Sowohl die Stegbefürworter, als auch die Gegner haben sich formiert und ihre Argumente zu recht gelegt. Neben der Werbung in den Medien und Aktionsseiten in Sozialen Netzwerken, haben beide Seiten mittlerweile die Stadt mit Plakaten behängt.

Es geht darum, dem Bürger seine jeweilige Position nahezubringen, Informationen zu vermitteln oder die Argumente der anderen Seite zu entkräften. Das Ziel beider Gruppen: Am 7. April soviele Unterstützer wie möglich zu aktivieren. Denn die Tegernseer haben schließlich das letzte Wort und entscheiden mit ihrer Stimme, ob der Steg noch in diesem Jahr gebaut wird oder eventuell gar nicht kommt.

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Plakate werden entfernt

Doch um so näher der Termin der Abstimmung rückt, um so hitziger wird die Stimmung in Tegernsee. Gerade einige der Befürworter scheinen den Kampf um die Meinungshoheit in diesen Tagen besonders verbissen zu führen. “Es werden Plakate, die wir aufgehängt haben, systematisch wieder runter gerissen und das im gesamten Stadtgebiet”, so Albrecht von Perponcher, Initiator des Bürgerentscheides gegen den Steg

Ein Plakat der Steggegner am Guggemos
Ein Plakat der Steggegner am Guggemos

Die Gegner haben, wie auch die Befürworter, in den letzten Wochen an verschiedenen Stellen in Tegernsee Plakate platziert. Immer in Abstimmung mit den Eigentümern der Anwesen, wie Perponcher betont. Doch in den letzten Tagen würden sich die Beschädigungen an den Postern der Steggegner häufen. Für den Initiator ist das nicht akzeptabel: “Anders als die Gegenseite lassen wir beide Seiten zu Wort kommen und bedienen uns eben nicht solcher Methoden.”

Auf dem Rücken der Geschäftsleute?

Auch einige Tegernseer Geschäftsleute berichten auf Nachfrage von einer mittlerweile sehr aufgeheizten Stimmung. “Ein Thema, das so polarisiert, ist immer heikel. Es herrscht auch Uneinigkeit unter unter Kunden”, weiß Gertraudt Eberwein von der gleichnamigen Bäckerei in Tegernsee Süd. Aus diesem Grund habe sie sich zwischenzeitlich auch dagegen entschieden, ein Plakat der Gegner in ihrem Laden aufzuhängen. “In dem Moment als das Poster hing, kamen viele Kunden und haben sich darüber aufgeregt, daher habe ich es wieder abgehängt,” so Eberwein weiter.

Geht der Streit also nun auch zu Lasten der Geschäftsleute? Viele trauen sich nicht, offen für die eine oder die andere Seite Stellung zu beziehen, so das Ergebnis unserer Gespräche in diversen Tegernseer Geschäften.

Die Geschäfte in Tegernsee sind wichtige Multiplikatoren für Gegner und Befürworter des Stegs

Um eine Spaltung Tegernsees in zwei Lager mit den damit verbundenen Nachteilen für die Geschäftswelt im Ort zu vermeiden, dürfte eines besonders wichtig sein: die Verantwortlichen im Tegernseer Rathaus und die Stadträte sollten dem Thema kurz vor dem Bürgerentscheid einigermaßen objektiv gegenüber stehen und gegebenenfalls deeskaliered einwirken. Das macht auch Bürgermeister Peter Janssen auf Nachfrage deutlich.

Jeder darf natürlich seine eigene Meinung haben, aber ich erwarte von den Stadträten ein moderates Verhalten, das gilt sowohl für diejenigen, die für den Steg sind, als auch für die Gegenseite.

Zudem spricht sich Janssen ganz klar dagegen aus, jemanden unter Druck zu setzen und somit bei der geheimen Wahl zu einem bestimmten Abstimmungsverhalten zu bewegen.

Indirekte Drohungen

Doch das, so scheint es derzeit, wird nicht von allen Verantwortlichen gleich gesehen. Auf Nachfrage erzählt Doris Gollé-Leidreiter, Inhaberin des traditionsreichen Hutgeschäftes Schätz in der Rosenstraße von einem unangenehmen Erlebnis, das Sie mit Norbert Schußmann von der Tegernseer CSU gehabt hatte:

Als ich eine Liste der Steggegner in meinem Laden ausgelegt habe, rief mich Norbert Schußmann von der CSU an und fragte, weshalb ich das tue. Als ich ihm meine Gründe darlegte, sprach er mir die Fähigkeit ab, das gesamte Thema Seesteg überhaupt objektiv beurteilen zu können. Am Ende sagte er gar, dann muss ich mir in Zukunft halt überlegen, wo ich meinen nächsten Hut kaufe.

Gollé-Leidreiter zeigt sich vor allem verwundert über den Verlauf des gesamten Gesprächs mit dem bekannten Tegernseer Stadtrat. “So ein Verhalten finde ich einfach nicht in Ordnung.”

Norbert Schußmann wollte sich auf Nachfrage zu dem konkreten Vorfall nicht äußern und betonte, dass es “jedem offen stehe wie er abstimmt und wo er einkauft.”

Auch die Gegner arbeiten mit unlauteren Mitteln

Dass auch die Steggeger im Tegernseer Stadtrat zuweilen nicht ganz sauber agieren, zeigte sich in der letzten Woche. Nachdem bekannt wurde, dass ein anonymer Bürger 80.000 Euro zugunsten des Stegbaus spenden will, hatte Andreas Obermüller, Fraktionssprecher der Freien Wählern daraufhin gegenüber dem Merkur die Beweggründe des Spenders in Frage gestellt.

“Wenn eine Spende an eine bestimmte politische Entscheidung gebunden ist, so habe dies ein Gschmäckle”. Der Tegernseer Bürgermeister hadert mit der Einschätzung Obermüllers, die dieser nach der Stadtratssitzung abgegeben hatte und stellt gleichzeitig klar:

Ich finde diese Aussage so nicht in Ordnung. Einen Spender, der nicht im Vordergrund stehen will, gleich dem Verdacht auszusetzen, er wolle sich einen persönlichen Vorteil verschaffen, ist unter der Gürtellinie.

Dass es zu weilen aber auch sachlicher zugeht in Tegernsee zeigt das Beispiel Radio Leobner. “Ich habe in meinem Laden beide Prospekte ausgelegt und mit der Vorgehensweise keinerlei negative Erfahrungen gemacht,” so Thomas Leobner im Gespräch. Bei ihm könnten sich die Kunden über beide Seiten informieren.

Das einzige womit er zu kämpfen habe sei der Umstand, dass ihm derzeit die Broschüren der Stegbefürworter ausgegangen sind. “Wann wieder Nachschub kommt, weiß ich nicht,” so Leobner leicht schmunzelnd.

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