Vor zwei Jahren gab es einen kleinen Rekord: 29 junge Mädchen nahmen am Tageskurs Babysitting der Holzkirchner Kolpingfamilie teil. Sogar aus benachbarten Landkreisen reisten die Teilnehmerinnen an. In den Folgejahren kam der Einbruch mit nur 13 und 16 Anmeldungen.
Tegernsee und Schliersee ziehen nach
Darüber sind die Holzkirchner gar nicht traurig. „Babysitter aus Tegernsee und Schliersee kann ich hier eh nicht vermitteln“, sagt Christiane Freudenstein. Sie darf stolz sein, dass das Holzkirchner Modell in weitere Gemeinden exportiert wurde. 2014 haben die Kolpingfamilien in Tegernsee und Schliersee bereits eigene Kurse angeboten.
Sie vermittelt bisher ausschließlich Mädchen. Männliche Kinderhüter sind erst am Horizont erkennbar. „Es gab mal ein Vorgespräch. Und heuer kam eine Teilnahme wegen familiärer Gründe nicht zustande“, berichtet die Vermittlerin.
Der Vermittlungsvorgang ist denkbar unkompliziert. Bei einer Anfrage gibt Andrea Freudenstein drei Telefonnummern weiter. Dabei achtet sie unter anderem auf die räumliche Nähe der Wohnorte von Familien und Betreuerin. Die Kontaktgespräche, Honorarverhandlungen, Terminierung und alle weiteren Engagements liegen dann in der Verantwortung der Mädchen und der jeweiligen Eltern. Bisher gab es weder weitere Nachfragen noch negative Rückmeldungen. „Also gehe ich davon aus, dass alles passt“, sagt die Vermittlerin.
Ein Babysitter ist keine Supernanny
Als Kolping-Vorstandsmitglied organisiert sie seit rund drei Jahren die Samstagskurse mit der Erzieherin Andrea Liebert als Referentin. Das Angebot existiert allerdings schon seit mehr als zehn Jahren. Natürlich wird in der fünfstündigen Veranstaltung keine Supernanny ausgebildet. „Bei solchen Erwartungen müssten die Eltern schon jemanden fest anstellen“, sagt die erfahrene Mutter und Großmutter.
Allerdings bekommen die 14- bis 15-jährigen Teilnehmerinnen wichtige Grundlagen für ihren Job vermittelt: Rechte und Pflichten, Unfallverhütung, vertragliche Vereinbarungen, Säuglings- und Kleinkindpflege inklusive Wickelübungen. Dazu gibt es Antworten auf drängende Fragen: Wie stelle ich mich vor? Was dürfen die Kinder genau? Wie sehen Bettgeh-Rituale aus? Wer ist mein Ansprechpartner, wenn mal etwas schief läuft?
Außerdem liefert der Kurs Basiswissen über kindliche Entwicklungsschritte und Hilfestellungen dazu. Leitfaden ist mehrseitiges Skript. Damit bekommen die angehenden Kinderhüter Einblick in Trotzphasen, altersgemäße Spiele und Beschäftigungstipps. Am Ende winkt eine Urkunde.
„Service muss sich herumsprechen“
Damit ist das Wichtigste noch nicht erledigt; das gemeinsame Kennenlernen von Kindern, Eltern und Babysitter. Die Chemie muss stimmen, dann kommt es auch zu regelmäßigen Einsätzen. „Die enden meistens erst, wenn die Mädchen in den Beruf oder ins Studium gehen“, weiß Christiane Freudenstein.
Sie hat derzeit über 40 Babysitter in der Kartei. Die geringe Zahl der Anfragen kann sie sich nur schwer erklären. Vermuten die Eltern die kostenlose Vermittlung nicht bei einer kirchlichen Einrichtung? Finden sich Familien und Kinderhüter mehrheitlich durch Mundpropaganda? Darüber möchte sie nicht spekulieren. Das Angebot wird schließlich angenommen: „Wir verstehen das als Service für die Holzkirchner Eltern. Das muss sich nur noch mehr herumsprechen.“
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