Ernüchterung nach Welle der Hilfsbereitschaft

Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle 2015 bildeten sich landkreisweit viele Helferkreise. Doch nicht wenige gingen inzwischen von der Fahne. Dieser Negativtrend lag nun dem Kreisausschuss auf dem Tisch.

Die Angebote des Helferkreises werden gut angenommen. V.l.n.r.: Francis Omerion, Eddy Biyogho (Verein Mensch zu Mensch), Friederike Enders und Ursula Janssen (Helferkreis).
Tegernseer Helferkreis / Archivbild

Vordergründig ging es in Miesbach am Mittwoch um die Fortführung der Finanzierung einer Vollzeitstelle. Diese soll die Koordination der etwa 150 ehrenamtlichen Helfer in der Flüchtlingsarbeit der Caritas Miesbach übernehmen. Befristet für das Jahr 2020 will sich der Landkreis weiterhin mit 50 Prozent an den Kosten von über 96.000 Euro beteiligen.

Die Zuwendung von knapp 50.000 Euro sei notwendig, da der Umgang mit den derzeit 760 Geflüchteten trotz sinkender Zahlen „auch weiterhin eine große Herausforderung für alle beteiligten Akteure darstelle“. Vier Jahre später zieht die Caritas nun aber eine ernüchternde Bilanz.

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Helfer kommen an Belastungsgrenzen

In einigen Gebieten sind laut dem Bericht der Caritas von „vielen Helfern nur noch Einzelne übrig“, weshalb die Belastung für die verbliebenen Helfer erheblich angestiegen sei. „Es ist eine der wichtigsten Aufgaben der Ehrenamtskoordinatoren, die Ehrenamtlichen zu beraten und zu schulen. Die freiwilligen Helfer stoßen bei ihrer Arbeit häufig an die eigene Belastungsgrenze und sind gleichzeitig starken Frustrationen ausgesetzt. Der persönliche Kontakt zu Geflüchteten, deren Asylverfahren abgelehnt wurde und denen daher eine Abschiebung droht, stellt die Ehrenamtlichen vor eine große emotionale Herausforderung.”

Es würden dabei enge Bindungen zwischen Asylbewerbern und Helfern entstehen und somit besteht auch eine hohe Anteilnahme für das jeweilige Schicksal. “Um die ehrenamtliche Tätigkeit in der Flüchtlingsarbeit dauerhaft zu gewährleisten, ist es daher unbedingt notwendig, den Helfern ein hohes Maß an Unterstützung und Wertschätzung zu teil werden zu lassen“.

Ehrenamtliche leisten Hauptarbeit

Neben den bisherigen Aufgaben, sollen sich die zukünftigen Projekte der Ehrenamtskoordinatoren wandeln. Einerseits würden auch weiterhin Neuzuweisungen in den Landkreis erfolgen, andererseits gebe es auch schon einige anerkannte Flüchtlinge. Diese würden von den Ehrenamtlichen unter anderem bei der Arbeits- und Wohnungssuche unterstützt. Aufgabe der Ehrenamtskoordinatoren sei es, die Freiwilligen in ihrer Rolle zu stärken. Interkulturelle Beratung und Kommunikation seien wichtige Bestandteile um Missverständnissen und Frustrationen auf allen Seiten vorzubeugen.

Auch Mieterqualifizierung soll wieder von den Koordinatoren angeboten werden, zusätzlich zu neu geplanten Projekten, wie beispielsweise die Qualifizierung von Kulturdolmetschern. Auch Kurse für Frauen und Kinder sind in Planung, um Integration in allen gesellschaftlichen Bereichen voran zu treiben. Neben Helfer-Stammtischen sollen wöchentlich stattfindende, interkulturelle Sprechstunden Bestandteile der Ehrenamtskoordination sein.

Aufruf nach mehr freiwilligen Helfern

Die Caritas-Ehrenamtskoordinatoren würden dabei Strukturen schaffen, beispielsweise mit Stammtischen, um die freiwilligen Helfer zu unterstützen und zu leiten. Die Begleitung der Ehrenamtlichen ziele darauf ab, „deren wichtiges Engagement zu fördern und langfristig sicher zu stellen“. Man würde sich sehr freuen, so Birgit Landthaler, Leiterin des Caritas Zentrums Miesbach, „wenn sich wieder mehr Menschen ehrenamtlich engagieren würden“. Ohne sie wäre die Integration von Flüchtlingen nicht zu leisten.

Einstimmig befürwortete der Kreisausschuss die Arbeit der Ehrenamtskoordinatoren, die sie mit Unterstützung des Landkreises weiterführen sollen. Ob finanziell befristet oder nicht soll demnächst ein Runder Tisch des Kreistages entscheiden.

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