Gymnasiasten sammeln für Biogas in Afrika

Dritte Ergänzung vom 9. Oktober / 10:05 Uhr
Im vergangenen Jahr war die talweit erste Biogasanlage in Finsterwald ein vieldiskutiertes Thema. Einige Bürger zeigten sich nach der Entscheidung des Gmunder Gemeinderates im Februar 2011 verunsichtert und planten größere Aktionen gegen die Errichtung der Anlage. Mittlerweile ist die Aufregung, auch aufgrund der umfangreichen Auflagen des Landratsamtes, wieder abgeebt.

Ganz aktuell zeigt eine Gruppe Tegernseer Gymnasiasten, dass Biogas-Anlagen auch positiv behaftet sein können. Dabei geht der Blick der Schüler nach Kenia.

Biogasanlagen erfüllen den Zweck natürliche Ressourcen in elektrischen Strom umzuwandeln. Somit wird der Ausstoß von gesundheitsschädlichen Gasen verringert, die sonst bei bisher üblicher Energieerzeugung entstehen.

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Durch den Bau einer Biogasanlage an der St. Mary´s – Highschool in Kenia wollen wir nicht nur die dortigen Lebensumstände verbessern und so den Schülern eine bessere Zukunft ermöglichen, sondern auch die Alltagssituation durch die neue, umweltfreundliche Energiequelle erleichtern.

Im Rahmen eines praxisorientierten Seminars haben die Gymnasiasten nun eine Benefizveranstaltung an der Schule organisiert. Unterstützt werden soll dabei die Stiftung “SOFIs WORLD – Social Finance”. Im Rahmen der Aktion werden Spenden für den Bau einer Biogas-Anlage an der St. Mary`s Highschool gesammelt.

Die Benefizveranstaltung geht bereits in zwei Tagen am 11. Oktober 2012 in der Aula des Gymnasiums über die Bühne. Neben Informationen zu Biogas-Anlagen soll dabei ab 19:00 Uhr auch Musik und landestypische Gerichte einen Einblick in die afrikanische Lebensweise bieten. Das Team freut sich auf viele Besucher.

Zweite Ergänzung vom 21. Oktober 2011:
Viele Diskussionen hatte es im Vorfeld gegeben. Einige Bürger in Finsterwald liefen Sturm gegen die talweit erste Biogasanlage. Doch die endgültige Freigabe durch das Landratsamt konnten auch sie nicht verhindern.

Im August kam das OK aus Miesbach. Landwirt Josef Patzlsperger muss zwar einige Auflagen beachten. Vor allem die Lärm- und Geruchsbelästigung machte nicht nur den Bürgern Sorgern, sondern auch den Beamten. Seit aber die Finsterwalder die umfangreichen Auflagen gesehen haben, ist der größte Protest verstummt.

Ein Anwohner meint: “Da gab es im Vorfeld schon einige Reibereien. Viel böses Blut. Aber jetzt warten wir eigentlich nur darauf, wie es wird, wenn die Anlage in Betrieb geht. So schlimm wird`s schon nicht werden.”

Die Biogas-Anlage ist fast fertig

Patzlsperger ist währenddessen mit dem Bau seiner Biogas-Anlage gut vorangekommen. Einer umfassenden Inbetriebnahme steht eigentlich nichts mehr im Weg. Denn auch von seiten der Gemeinde kann nun nichts mehr nachkommen. Bauamtsleiterin Christine Lang betont auf Nachfrage, dass nun alles über das Landratsamt läuft.

Ergänzung vom 16. Mai:
Die Finsterwalder Bürger sind seit der Entscheidung des Gmunder Gemeinderates im Februar verunsichtert und planen größere Aktionen gegen die Errichtung der geplanten Biogasanlage.

Zwar hatte sich der Gemeinderat bei seiner Abstimmung vor drei Monaten mehrheitlich für die Anlage von Landwirt Josef Patzlsperger ausgesprochen. Allerdings war auch damals bei der entscheidenden Diskussion nicht viel von großem Enthusiasmus zu spüren. Bürgermeister von Preysing verwies auf das landwirtschaftlich priviligierte Vorhaben, welches man als Gemeinde bei Einhaltung von gewissen Grenzwerten einfach nicht verhindern könne. Und die Mitglieder stimmten mit 7:4 für die Errichtung der ersten Biogasanlage im Tegernseer Tal.

Die Anwohner befürchten nun weniger Gäste und eine mögliche Wertminderung ihres Wohneigentums, wenn Lärm und Gestank Einzug halten in ihre Idylle. Um das zu verhindern sind einige scheinbar bereit von einfachen Unterschriftensammlungen bis zu einer Petition im Landtag ihre Ablehnung auch öffentlich zu machen.

Bereits im März hatten wir von Georg Biechl, einem Imker aus Gmund, eine ausführliche Leserstimme zur geplanten Biogasanlage erhalten. Unter der Überschrift “Biogasanlage in Finsterwald – Da wird Essen in die Odelgrube geschüttet” beschreibt Biechl dabei die aus seine Sicht schädlichen indirekten Folgen von Biogasanlagen.

Von Georg Biechl
Biogasanlage in Finsterwald – Da wird Essen in die Odelgrube geschüttet

Völlig überrascht hat mich der Artikel, dass Biogasanlagen jetzt auch im Tegernseer Tal Einzug halten. Der Gemeinderat Marinus Dießl hat da völlig Recht, wenn er sagt: Da wird Essen in die Odelgrube geschüttet.

Biogas heißt ja immer, daß der Landwirt Getreide und Grünland nicht als Nahrungsmittel für Mensch und Tier anbaut, sondern zur Erzeugung von Strom. Die nötige Silage wird auf dem eigenen Grund angebaut und die Versuchung ist groß durch überhöhte Düngung das Gras “schön” hoch wachsen zu lassen. Die Hälfte seines Grund und Boden (25 von seinen 50 Ha) will der Bauer Patzlsperger dafür ver(sch)wenden. 25 Ha, das heißt ein Feld von 250 m x 1000 m. Eine enorme Fläche.

Der zusätzlich nötige Mais wird zugekauft und dass hier auf maximalen Ertrag gewirtschaftet wird, liegt nahe. Maximaler Ertrag bedeutet aber oft übermäßig hoher Spritzmitteleinsatz. Diese Böden wären dann auf Jahre hinaus nicht mehr für die normale Landwirtschaft (Nahrung für Mensch und Tier) zu gebrauchen. Auch das Grundwasser würde dabei belastet.

Möglicherweise wird noch zusätzlicher Odel von Betrieben mit zu intensiver Viehwirtschaft zum “Füttern” der Anlage angekarrt. Ich gebe zu, etwas gewagt, aber nicht unmöglich.
Ich denke auf dem Oichtlhof wird vermietet. Was sagen da wohl seine Feriengäste zu der Anlage?

Schuld an der Misere hat meiner Meinung nach aber der Staat, der diesen Irrweg auch noch finanziell fördert. Das ganze ist eine völlig falsche Entwicklung. Mit großer Sorge beobachte nicht nur ich als Imker diese Entwicklung der Verarmung und Versteppung unserer Natur und wünschte mir wieder mehr Blumen auf unseren Feldern, nicht nur für meine Bienen.
Man sollte sich wieder mehr auf das Hegen und Pflegen der Natur besinnen. Wie heißt doch ein wahrer Spruch: Schere die Natur, aber schinde sie nicht.

Ursprünglicher Artikel vom 17. Februar:
In Gmund soll die erste Biogasanlage des gesamten Tegernseer Tals entstehen. Genauer gesagt in Finsterwald. Der Landwirt Josef Patzlsperger möchte dort zukünftig mithilfe von Gülle, Mist sowie der Hälfte seiner Maisernte die Anlage speisen und damit Strom für den Eigengebrauch produzieren.

Auf dem Grundstück hinter der ersten Baumreihe soll die Anlage entstehen. Rechts befindet sich der Hof von Landwirt Patzlsperger.

Über mögliche Probleme, die mit einem solchen Bau einhergehen könnten, musste sich am Dienstag Abend der Bauausschuss der Gemeinde befassen. Und die Mitglieder hatten die gleichen Fragen parat, die sich auch die Anwohner stellen würden:
1. Was ist eine Biogasanlage?
2. Wie groß wird diese?
3. Stinkt das?
4. Fördert so eine Anlage Monokulturen?

Zu 1: Eine Biogasanlage dient der Erzeugung von Biogas durch Vergärung von Biomasse. Dabei werden in landwirtschaftlichen Anlagen meist tierische Exkremente (Gülle, Festmist) und Energiepflanzen eingesetzt. Bei den meisten Biogasanlagen wird das entstandene Gas vor Ort in einem Blockheizkraftwerk zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. Dies ist auch bei der geplanten Anlage am Patzelsberger Hof in Finsterwald der Fall.

Gut erklärt wird das Prinzip im folgenden Film. Auch die Größe kommt grob hin. Leider durften wir die konkreten Pläne nicht veröffentlichen.

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Zu 2: Die zu errichtende Anlage besteht aus Fermenter und HKW-Raum. Der Fermenter hat dabei alleine einen Durchmesser von 14 Metern und eine Gesamthöhe von 6 Metern. Dabei schaut das Gebäude, in dem der Gärvorgang hermetisch abgeschlossen läuft, 1,80 Meter aus dem Erdboden heraus. Der Raum mit dem Heizkraftwerk hat eine zusätzliche Größe von 8 mal 6 meter und wird an das bestehende Gebäude rangebaut.

Zu 3: Nein. Es hilft sogar noch, da die Gülle, die entsteht und danach auf das Feld ausgebracht werden kann, vollkommen geruchsneutral ist.

Zu 4: Bei einer Anlage, wie im vorliegenden Fall, eher nicht. Dafür sind die Vorgaben, dass ein Großteil der Biomasse aus der eigenen produzierenden Landwirtschaft stammen muss, zu rigide.

Da die geplante “kleine” Biogasanlage ein sogenanntes priviligiertes Bauvorhaben darstellt, hatte der Gmunder Bauausschuss keine große Handhabe gegen das Vorhaben zu stimmen. Trotzdem hatten die Mitglieder große Befürchtungen bezüglich der tatsächlichen Geruchsbelastung. Aber auch die Ängste gegenüber der zukünftigen Entwicklung (“was wenn das Schule macht”) waren relativ groß.

Und Bürgermeister von Preysing fand dafür die eigenen passenden Worte:

Grundsätzlich wäre es mir auch lieber gewesen, wenn die Anlage weiter weg wäre von der Bebauung. Andererseits ist bei Biogasanlagen vorgeschrieben, dass diese nah am Hof stehen.

Am Ende stimmten 7 Mitglieder des Ausschusses für den Bauantrag, 4 waren dagegen.

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