Aktualisierung vom 16. Mai / 16:51 Uhr
Gestern fand im Seeforum in Rottach-Egern eine Informationsveranstaltung für die Tal-Bürgermeister und Gemeinderäte statt, in der noch einmal die Fusion der Tourismusverbände TTT und ATS zur Debatte stand.
Besonders im Mittelpunkt stand dabei die Frage nach dem eigentliche Sinn des Zusammenschlusses und wie die Kosten verteilt werden sollen.
Seit rund einem Monat sind die Pläne rund um die Fusion der Tourismusverbände so weit vorangeschritten, dass sie der Öffentlichkeit und den Gemeinderäten vorgestellt werden konnten. Und seitdem sind TTT-Chef Georg Overs und seine Kollegen gut damit beschäftigt, ihr neues Projekt immer wieder zu erklären.
So auch gestern Abend. Besonders die geplante Premiummarke Tegernsee wurde intensiv diskutiert. Viele Vertreter der Gemeinden konnten nicht recht den Sinn des Zusammenschlusses erkennen. Was für ein Vorteil soll die Fusion eigentlich für das Tegernseer Tal haben?
Viele, unter ihnen auch der eine oder andere Bürgermeister, argumentieren, dass der neue große Verband die Entwicklung im Tal nicht fördern, sondern sogar beeinträchtigen könnte.
Die Kostenfrage
Darüber hinaus wollten die Gemeindevertreter in dem Zusammenhang natürlich auch wissen, ob sich die neue Marke negativ auf ihre Haushaltskassen auswirken würde.
In diesem Punkt konnte Over jedoch beruhigen. Dies sei nicht der Fall, wie er bestätigt. „Es fallen kein zusätzlichen Kosten für die Gemeinden an“, so Overs heute. Es bleibe bei einem Betrag rund um 500.000 Euro, was dem entspricht, was auch bereits jetzt an die TTT gezahlt wird.
Schlüssel aus den 50er-Jahren
Allerdings wird sich die Kostenverteilung innerhalb des Tals ändern. Denn der Schlüssel, nach dem die Kosten bisher aufgeteilt wurden, stamme noch aus den 50er-Jahren. „Das muss sich ändern“, so Overs.
Schließlich seien die Übernachtungs- und Gästezahlen ja heute ganz andere als damals. Wie diese jedoch zukünftig aufgeteilt werden, das müssen Overs und die Bürgermeister in den nächsten Wochen und Monaten erst noch ausarbeiten.
Geplant ist danach, dass der Schlüssel alle drei Jahre modifiziert werden soll. Der TTT-Chef erklärt warum:
„So ist gewährleistet, dass man keinen fest zementierten Schlüssel hat, aber auch nicht jedes Jahr neu verhandeln muss.“
Insgesamt findet Overs, dass der Abend gut verlaufen sei und man sich auf einem guten Weg befände. Und dies muss man auch. Denn bis zur Sommerpause müssen die Grundsatzentscheidungen der Gemeinderäte für das Projekt getroffen sein.
Sonst kann man den angestrebten Starttermin für Januar 2014 nicht einhalten. Tegernsee und Rottach gehen deswegen dahin gehend bereits voran und haben die Angelegenheit für den 11. Juni auf die Tagesordnung gesetzt.
Ursprünglicher Artikel vom 18. April mit der Überschrift: Dem Tal drohen Extrakosten”
Gestern stellten die Verantwortlichen im Landkreis ihr neues Tourismusprojekt vor: Die Zusammenführung der beiden großen Dachorganisationen TTT und ATS, sowie der kleineren Organisationen im Landkreis. Diese hat viele Vor-, aber auch Nachteile.
Denn dafür, dass das Tal auch weiterhin als Premiummarke dient, müssen die Gemeinden nun einen Sonderzuschlag hinnehmen.
Der Tourismus nimmt wirtschaftlich im Landkreis eine herausragende Stellung ein. Das betont Landrat Jakob Kreidl in seiner Rede am gestrigen Abend mehrmals. Daher sei es auch wichtig, sich diesem Gebiet sehr intensiv zu widmen.
Derzeit nicht konkurrenzfähig
Und so habe man die Consulting Firma Project M beauftragt, dabei zu helfen, eine Trendwende bei den rückläufigen Gästezahlen zu erreichen. Und diese hat die Defizite im Landkreis nun schonungslos aufgedeckt.
Ihr Fazit: Mit der derzeitigen Struktur ist man in der Alpenregion nicht konkurrenzfähig. Zu kleinteilig ist die Vermarktung aufgestellt. Also sollen die beiden Dachverbände ATS und TTT zusammengeführt werden und zukünftig eine schlagkräftige Organisation bilden.
Tegernsee als Vorbild
Als Vorbild soll dabei der Tegernsee dienen. Mit der dortigen Integration habe die TTT bereits einen wesentlichen Schritt zur Kompensation der Wettbewerbsnachteile betrieben, so Project M Geschäftsführer Cornelius Obier.
Daher will man sich laut Obier auch an dem bewährten Muster der Zusammenführung im Tegernseer Tal orientieren. „Genau dieses Modell wollen wir nutzen und die Erfahrung aus dem Tal mitnehmen“, so Obier.
Ziel sei laut Obier vor allem die Vermeidung von Reibungsverlusten. „Sie können sich nicht vorstellen wie viel Energie bei der Abstimmung untereinander verloren geht“, so Obier. Zwischen 30 und 40 Prozent Arbeitsleistung beziffert er grob diesen Wert.
Premiummarke kostet mehr
Dies soll nun durch die Lösung mit einer zentralen Organisation endgültig behoben werden. Doch durch die Neuregelung entsteht natürlich auch die Frage der Kostenübernahme. Und hier gibt es für die Tal Gemeinden durchaus einen negativen Punkt.
Denn da der Tegernsee als Premiummarke im Marketing weiter eine Sonderstellung einnehmen soll, müssen die Gemeinden voraussichtlich auch einen zusätzlichen Premiumbeitrag bezahlen. Dieser soll 16,7 Prozent der Gesamtkosten betragen. Den Rest übernehmen dann alle Gemeinden und der Landkreis gemeinsam.
Und auch für die Mitarbeiter könnte die Zusammenführung nicht nur Vorteile bringen. Denn wie Obier betont, muss es gelingen, sich auf qualifizierte Mitarbeiter zu stützen. „Wie man vielleicht beim FC Bayern sagen würde: Wir müssen Qualität auf den Platz bringen“, so Obier.
Wenn dies nicht gelingen sollte, so macht Obier auch ganz klar deutlich, müsse man sich gegebenenfalls an der ein oder anderen Stelle auch von Mitarbeitern trennen. TTT-Chef Georg Overs erklärte auf Nachfrage allerdings, dass Entlassungen derzeit nicht in Frage kommen. “Dies war auch bei der Umstrukturierung der TTT, die gestern ja immer als Vorbild genannt wurde, nicht der Fall”, so Overs heute.
Start 2014
Dennoch überwiegen für Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider die Vorteile eines Zusammenschlusses. Daher appelliert er auch an seine Kollegen und Gemeinderäte diese Gelegenheit nicht verstreichen zu lassen. „Ich denke es wird dadurch überall Gewinner geben. Diese Chance sollten wir nutzen“, so Bierschneider als Vertreter des Tegernseer Tals.
Wie sich die Gemeinderäte schlussendlich entscheiden, wird auf den nächsten Gemeinderatssitzungen zu beobachten sein. Denn es ist Eile geboten. Bis zum Sommer müssen alle Gemeinden sich grundsätzlich für das Projekt aussprechen. Sonst ist der angepeilte Start für die neue Tourismusorganisation zum ersten Januar 2014 nicht zu halten.
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