Der Ausbau des Moosbachs wird geringer ausfallen als gedacht. So wie es die Anlieger gehofft hatten, hat nun der Gmunder Gemeinderat abgestimmt. Viel Wasser ist in dieser Zeit den Moosbach hinuntergeflossen. Transparenz war manchmal Fehlanzeige. Was die Zeit über gefehlt hatte, soll nun langsam wieder reifen – Vertrauen.
„Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.“ Josef Stöckl wirkt gelöst. Seit Jahren kämpft er gemeinsam mit weiteren Anliegern der Schaftlacher Straße in Moosrain für einen entsprechenden Hochwasserausbau. Wie wird der Moosbach angelegt? Nach den Vorstellungen der Gemeinde oder nach denen der Anrainer – das war die zentrale Frage, die in den vergangenen Jahren im Raum stand.
Anrainer können aufatmen
In der gestrigen Gemeinderatssitzung haben sich die Gremiumsmitglieder offiziell für die auch von den Anliegern bevorzugte Hochwasserausbau-Variante 4 ausgesprochen. Das Ingenieurbüro SKI hatte diese erarbeitet. Während eines Infoabends waren alle vier Varianten vorgestellt und diskutiert worden.
Anregungen der Anrainer am Infoabend hatte das Ingenieurbüro zusätzlich geprüft. Bürgermeister Georg von Preysing las die Ergebnisse vor. Nach Meinung von SKI ist die Errichtung eines zusätzlichen Rückhalteraums in Georgenried aus ingenieurfachlicher Sicht nicht empfehlenswert. Dagegen erscheint eine Erweiterung des Moosbachs östlich der Bundesstraße durchaus sinnvoll. Eine Stauerhöhung des bestehenden Freibords am Becken Moosrain kann SKI ebenfalls nicht empfehlen.
Auch wenn im Detail noch keine Planungen vorliegen, sondern nur die grobe Variantenbeschreibung 4, so ist man nun auf dem richtigen Weg, meint Josef Stöckl.
Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht vom ganzen Ausbau her – wir haben wieder Vertrauen zum Ingenieurbüro gefasst.
Ursprünglich war ein anderes Ingenieurbüro davon ausgegangen, dass ein weitaus krasserer Ausbau des Moosbachs erfolgen müsste, um Moosrain vor einem hundertjährigen Hochwasser zu schützen. Nicht zuletzt dadurch, dass das Pfingsthochwasser 2013 neue Erkenntnisse gebracht hatte, konnte SKI Rechenfehler korrigieren und eine neue, anrainerfreundlichere Berechnung erstellen.
Auch wenn man jetzt noch warten muss, was die detaillierten Pläne hergeben. Es muss weniger Moosbach ausgebaut werden. Eine Enteignung der Anrainer ist in weite Ferne gerückt. Allein das ungute Gefühl bleibt, ob ein so heftiger Kampf zwischen Bürgern und Gemeinde notwendig war, um dieses Ziel zu erreichen. Josef Stöckl würde sich wünschen, dass bei zukünftigen Projekten die Bürger früher mit eingebunden werden.
Ursprünglicher Artikel vom 18. Februar 2015 mit der Überschrift: „Es geht in die richtige Richtung“
Für das Szenario eines hundertjährigen Hochwassers soll der Moosbach gerüstet werden. Gestern stellte die Gemeinde Gmund zusammen mit dem Planungsbüro SKI die genauen Hochwasserschutzmaßnahmen vor. Diese wurden zu den ersten Entwürfen deutlich reduziert. Doch nicht alle Anwohner konnten zufrieden sein.
Um Moosrain künftig besser vor Hochwasser zu schützen, wird der Moosbach ausgebaut. Bis gestern mussten einige Anlieger fürchten, Teile ihrer Grundstücke an die Gemeinde abgeben zu müssen. In der gestrigen Bürgerversammlung stellten Bürgermeister Georg von Preysing und Frank Kleist vom Ingenieurbüro SKI vier mögliche Lösungsvarianten vor.
Schnell wurde deutlich, dass die Gemeinde auf Empfehlung von Kleist die Lösungsvariante vier bevorzugt. Dieser nannte die Vorteile gegenüber den anderen möglichen Schutzmaßnahmen: „Durch die Baumaßnahmen werden die umliegenden ökologischen Flächen kaum beeinträchtigt. Auch wirtschaftlich betrachtet, ist diese Variante für die Gemeinde Gmund die günstigste.“
Moderate Baumaßnahmen
Ein weiterer Vorteil wäre, dass die Planungen innerhalb von Moosrain geringer ausfallen, als ursprünglich gedacht. Wie im Juli 2014 berichtet, sahen vor allem die direkten Anrainer am Moosbach den Ausbau kritisch. Damals stand die Frage noch offen, ob sie Teile ihrer Grundstücke abgeben müssten.
Von den Hochwasserschutzmaßnahmen sind insgesamt rund 100 Grundstücksbesitzer betroffen. Würden sich Gemeinde und Anlieger auf Variante vier einigen, so müssten wohl 30 bis 40 Anrainer mit baulichen Maßnahmen rechnen. Die Variante vier sieht vor, den Moosbach von der Bundesstraße bis zur Brücke Schaftlachstraße grundlegend zu vertiefen.
Auf Höhe der Brücke Schaftlachstraße und Eisenweiher wird der Bach vertieft und das Ufer um rund einen halben Meter durch Stützmauern erhöht. Diese sollen das Wasser bei Starkregen und Windböen zurückhalten. Am Unterstrom der Brücke Eisenweiher sind nach neuesten Planungen keine Mauern mehr vorgesehen.
Streitpunkt Gasthof Eder
Doch vor allem der umstrittene Überbau vom Gasthof Eder wurde gestern hitzig diskutiert. Diesen Abschnitt sieht der Ingenieur Kleist als schwierigsten Abschnitt an. Daher stand es durchaus im Raum, Eder diesen Teil seines Gebäudes abzukaufen und so die Wasserschutzmaßnahmen deutlich günstiger zu machen.
Gemeinde und Planer gehen derzeit jedoch davon aus, dass der Besitzer nicht bereit ist, den besagten Teil seines Gebäudes für einen angemessenen Preis zu verkaufen. Um sich jedoch nicht der Unsicherheit eines Enteignungsverfahrens auszusetzen, hat sich Kleist etwas anderes ausgedacht.
So plant man massive Vertiefungen vor und unter dem Gebäude. Der Moosbach soll in diesem Abschnitt um 70 bis 80 Zentimeter gesenkt werden. Diese Maßnahme sei mit hohem Aufwand und enormen Kosten verbunden, aber unumgänglich, findet Kleist.
Bauern plagen Existenzängste
Die Bauern in Moosrain wiederum fühlen sich von der Gemeinde im Stich gelassen. Sie würden vom Hochwasserschutz ausgenommen. „Die Felder liegen hier ständig unter Wasser. Dafür reicht schon ein normaler Regen aus. Durch den Damm kann das Grundwasser nicht mehr richtig abfließen“, beklagt sich eine Bäuerin.
Bürgermeister von Preysing wies allerdings darauf hin, dass diese Problematik nichts mit den neuen Hochwasserschutzmaßnahmen zu tun habe. Auch Andreas Holderer vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim konnte den Bauern keine Entlastung versprechen.
Landwirtschaftliche Flächen werden nicht mehr vor Hochwasser geschützt. Seine Antwort lautete: „An ihrer jetzigen Situation wird sich auch nach den Baumaßnahmen für den Hochwasserschutz nichts ändern.“
Grundsätzlich konnten sich die Bürger nach der gestrigen Diskussion jedoch auf die geplanten Maßnahmen einigen. Anlieger Josef Stöckl atmete auf: „Ich denke, es geht alles in die richtige Richtung. Am wichtigsten ist, dass durch die aktuelle Planung keiner Grundstücke abgeben muss oder enteignet wird.“ Die Anlieger forderten aber noch von der Gemeinde, weitere Optionen vom Ingenieurbüro Kleist prüfen zu lassen. Unter anderem soll nachgeprüft werden, ob sich eine Erweiterung des Moosbachs östlich der Bundesstraße als sinnvoll erweist.
Stöckl wies ebenfalls darauf hin, das Freibord am Damm nochmals neu berechnen zu lassen. „Außerdem sollte man überlegen, ob man nicht auch den Fischweiher vom Kloster Tegernsee in Georgenried als zusätzliches Rückhaltebecken nutzen könnte“, so Stöckl. Wenn Kleist die möglichen Optionen geprüft hat, will man über weitere Schritte nachdenken.
Das Fazit scheint nicht für alle Betroffenen zufriedenstellend zu sein: Die Gemeinde kann die Gefahr bei einem hundertjährigen Hochwasser zwar künftig für die Moosrainer Bürger eindämmen. Die umliegenden Landwirte scheint man bei den Planungen zum Hochwasserschutz aber außen vor zu lassen.
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