“Es geht um unsere Existenz”

Schocknachricht für Robert Kirmse – dem Besitzer des Wiesseer “Mundschenk” wurde der Vertrag gekündigt. Der Grund: Das Gebäude am Lindenplatz samt Raiffeisenbank ist verkauft worden. Ist das das Ende des Traditionslokals und was passiert mit den anderen Läden?

10 Jahre lang waren Robert Kirmse und seine Frau Zdenka die Betreiber des Wiesseer Lokals "Zum Mundschenk"
Zehn Jahre lang waren Robert Kirmse und seine Frau Zdenka die Betreiber des Wiesseer Lokals “Zum Mundschenk”

„Es ist wirklich traurig, schließlich gab es die Wirtschaft jetzt schon seit 40 Jahren“, erzählt Robert Kirmse niedergeschlagen. Seit zehn Jahren betreiben er und seine Frau das Traditionslokal Zum Mundschenk in Bad Wiessee. Doch damit ist bald Schluss: Vor einer Woche flatterte die Kündigung bei dem Gastronom ein.

Obwohl noch ein zweijähriger Pachtvertrag besteht, wurde uns gekündigt.

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Das Gebäude am Lindenplatz, in dem sich der Mundschenk befindet, wurde laut Kirmse an eine große Baufirma in München verkauft. „Das Haus soll wohl abgerissen und was Neues gebaut werden – soweit ich weiß, irgendwelche Wohnungen.“

Was passiert mit den anderen Geschäften?

Hans Estner, der in dem Gebäude ebenfalls Räumlichkeiten für sein Sportgeschäft gemietet hat, weiß von dem Besitzerwechsel: “Wir haben eine Mitteilung bekommen, dass es verkauft wurde.” Eine Kündigung habe er allerdings noch nicht erhalten.

So soll demnächst ein persönliches Gespräch stattfinden, allerdings gebe es dafür noch keinen Termin. “Wir hoffen, dass wir zumindest den Winter noch überbrücken können, weil wir in dem Haus unsere Werkstatt und den Skiverleih untergebracht haben”, so Estner.

Auch Mirko Gmeineder, Vorstand der Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee, der in dem Gebäude eine Zweigstelle betreibt und damit ebenfalls betroffen ist, weiß von dem Verkauf:

Wir wurden von den bisherigen Besitzern auch schon über den Verkauf in Kenntnis gesetzt. Mir ist schon zu Ohren gekommen, dass mehreren Pächtern bis zum März 2017 bereits gekündigt wurde.

Die Zweigstelle der Raiffeisenbank habe eine solche Kündigung aber bisher nicht erhalten. Die neuen Besitzer seien mit ihm auch noch nicht in Kontakt getreten, so Gmeineder. Dass das Haus abgerissen werden soll, hatte er schon geahnt: „Ich kenne ja nicht nur unsere Räumlichkeiten, sondern die allgemeine Bausubstanz und ich sehe einen dringenden Handlungsbedarf. Ich glaube eine grundlegende Neuerrichtung ist unumgänglich.“

Auch die anderen Geschäfte in dem Gebäude wissen bereits von dem Hausverkauf.
Auch die anderen Geschäfte, die in dem Gebäude untergebracht sind, wissen bereits von dem Hausverkauf.

Bisher weiß Gmeineder aber noch nichts von einem Auszug der Bank. Anders Mundschenk-Betreiber Kirmse: „Wir haben noch ein knappes halbes Jahr in dem Haus am Lindenplatz.“ Was danach mit seiner Wirtschaft passiert, das weiß der Gastronom derzeit nicht:

Es geht um unsere Existenz. Meine Frau und ich wollen auf jeden Fall weiter machen, allerdings gibt es ja nicht an jeder Straßenecke eine Wirtschaft zum Mieten.

Die Beiden haben sich vor Kurzem ein Haus gekauft und sind damit auf gewisse Weise an das Tegernseer Tal gebunden. Doch nicht nur er privat ist überrascht über diese Nachricht: „Es gibt viele Stammkunden, da der Mundschenk wirklich ein Traditionstreffpunkt ist. Die Gäste sind dementsprechend auch geschockt.“

Aufgeben ist keine Option

Der Gastronom erkennt am Beispiel seines eigenen Betriebs einen Trend: „Hier schließt eine Wirtschaft nach der Anderen. Was die Gastronomie betrifft, stirbt Wiessee immer weiter aus.“ Das liege eben daran, dass immer mehr Häuser verkauft und in irgendwelche Wohnungen umgebaut werden.

Doch Kirmse gibt die Hoffnung noch nicht auf. Er stehe in engem Kontakt mit einigen Gemeinderäten. Und bisher sei für das Gebäude scheinbar auch noch kein Bauantrag eingereicht worden. „Deshalb bleibe ich jetzt so lange wie es geht in Wiessee – vielleicht bleiben mir ja doch noch mehr als fünf Monate.“

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