Beteiligte sehen Optimierungsbedarf

Die verschiedenen Rettungsdienste im Tegernseer Tal wollen stets für den Ernstfall bereit sein. Aus diesem Grund wurde im November 2012 eine gemeinsame Katastrophenschutzübung mit über 300 Rettungskräften aus dem gesamten Oberland durchgeführt. Einsatzkräfte der Feuerwehr, Wasserwacht, DLRG, THW oder Polizei – viele von ihnen direkt auf dem Schiff.

Mittlerweile sind die Ergebnisse ausgewertet und veröffentlicht. Dabei ist auch einiges aufgefallen, was es noch zu verbessern gilt.

Im November wurde auf dem Tegernsee eine Katastrophenschutzübung abgehalten, nun sind die Ergebnisse da
Im November wurde auf dem Tegernsee eine Katastrophenschutzübung abgehalten, nun sind die Ergebnisse da

Am 11. November um neun Uhr morgens war es so weit. Die Rettungsdienste im gesamten Oberland, darunter unter anderem Wasserwacht, Feuerwehr und Polizei aus dem Tal, erprobten den Ernstfall. Das Szenario: ein Brand im Maschinenraum der MS Tegernsee. 100 Fahrgäste mussten evakuiert werden. Die ersten befanden sich bereits im Wasser. Nun ging es um Minuten.

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300 Rettungskräfte proben den Ernstfall

Insgesamt 300 Rettungskräfte waren auf den Beinen. Die örtliche Einsatzleitung formierte sich schnell in den Gebäuden der Tegernseer Seenschifffahrt. Das Auffanglager für die vielen Verletzten und Opfer des Unglücks lag unter anderem an der Wiesseer Seepromenade. Bei aller Inszenierung war viel Professionalität gefragt, um die Verletzten trotz des kontrollierten Unglücksszenarios vom Schiff zu bekommen.

Doch das Szenario wurde extra so gewählt. Es sollte schwierig sein. Und so liefen die Schiedsrichter durch die Gänge und bewerteten die Leistung der Einsatzkräfte. Dabei war auf dem Schiff selbst die Stimmung eher ausgelassen: Es gab Bier und Brezn. Das Ganze erinnerte gewollt an einen Betriebsausflug. Einige der „Verunglückten“ rauchten auf dem Promenadendeck.

An Bord des Schiffes mussten zahlreiche Verletzte versorgt werden, so ein Ziel der Übung
An Bord des Schiffes mussten zahlreiche Verletzte versorgt werden, so ein Ziel der Übung

Eine Auswertung nach der Übung sollte zeigen, ob das Ganze ein Erfolg war oder nicht. Und mit eben dieser ließen sich die Verantwortlichen viel Zeit. Fast fünf Monate vergingen seit unserer ersten Anfrage im Dezember bis zum fertigen Bericht. „Die beteiligten Organisationen haben zunächst für sich ihre Schlüsse gezogen, im Anschluss hat ein gemeinsames Gespräch stattgefunden“, so der Sprecher des Landratsamtes Ernst Diekmann im April auf Nachfrage. Kurze Zeit später war der Bericht dann fertig. Die Ziele seien grundsätzlich erreicht worden, so Diekmann weiter.

Wie laufen Zusammenarbeit und Rettung der Verletzten?

So sollte die Zusammenarbeit innerhalb der örtlichen Einsatzleitung ebenso erprobt werden wie die Leistung der Sanitäter auf dem Boot und die Übergabe der Patienten aus den Rettungsbooten an die Landrettung. Und dabei konnten die Beteiligten offenbar einige wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Dazu Erich Schröck, der für das Landratsamt Miesbach die Übung begleitet hat.

„Mit einer Übung ist man nie zu 100 Prozent zufrieden, es ist ja gerade Sinn und Zweck, zu erfahren wo es noch Defizite gibt.“

Die Räumlichkeiten der Schifffahrt Tegernsee können zwar, wie im Erstfall vorgeschrieben, von den Führungskräften der einzelnen Organisationen genutzt werden, sind aber vom Platzbedarf sehr beengt, heißt es in dem Bericht. Aus diesem Grund müsse versucht werden, in der Nähe der örtlichen Einsatzleitung einen Raum zu finden. Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Einsatzkräften wurde grundsätzlich positiv bewertet. Es wurde jedoch festgestellt, dass bei derartigen Großeinsätzen der gemeinsame Funkkanal überlastet ist.

Aus diesem Grund wird zukünftig eine Trennung der Funkkanäle empfohlen. Auch bei der Betreuung der Verletzten gibt es einige Erkenntnisse: Gerade die Übernahme von Patienten aus kleineren Booten an den großen Stegen bereitete den Einsatzkräften große Schwierigkeiten. Daher wurden zukünftig auch kleinere Privatstege als Übergabestellen ins Gespräch gebracht.

Probe der Erstversorgung an Bord kommt zu kurz

Und auch die Simulation der Erstversorgung an Bord der MS Tegernsee konnte nicht wie erwünscht erprobt werden, diese sei etwas zu kurz gekommen, aber grundsätzlich auch schwer zu proben, gestand Erich Schröck vom Landratsamt Miesbach ein. Im Großen und Ganzen waren die Beteiligten dann aber doch zufrieden mit der ersten Katastrophenschutzübung, die laut gemeinsamem Fazit „eine große Einsatzbereitschaft aller Beteiligter erkennen ließ“.

Nichtsdestotrotz mussten die Leiter sich eingestehen, dass nicht alles optimal gelaufen ist und in einigen Bereichen noch Optimierungsbedarf besteht. „Es ist aber grundsätzlich wichtig, dass es eine solche Übung gibt und alle Beteiligten mal unter solchen Bedingungen zusammenarbeiten können“, so Paul Knott von der Polizei Bad Wiessee. Bestimmte Bereiche könne man in einer Übung eben nicht völlig realistisch darstellen.

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