Es ist vorbei. Endlich. Hoffentlich.

Der Steg wird gebaut. So hat es die Mehrheit der Tegernseer Bürger entschieden. Der Weg dahin war schwer. Schwer, weil man schon seit Jahren am Planen ist, und schwer, weil es seit Jahren im Stadtrat und im Ort Streit um den Weg am See gab.

Die Argumente dafür oder dagegen konnten viele zum Schluss auswendig aufsagen. Und haben das auch bis zum bitteren Ende wieder und wieder getan.

kampf um steg

Ein Bürgerentscheid ist das letzte Mittel, wenn sich Politik und Bürger nicht einigen können. Ein Ratsbegehren ist das letzte Mittel, wenn sich die Politik in ihren Gremien untereinander nicht einigen kann. In Tegernsee kam es zu beidem gleichzeitig. Weil sich keiner mehr irgendwie einigen konnte.

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Streit statt Diskussionen und Debatten

Ein Streit ohne Einigung waren auch die letzten Wochen vor dem heutigen Wahlsonntag. Zeitungsanzeigen, Plakate, Infoveranstaltungen. Schifffahrten, Stammtischdiskussionen und Kommentarstreitereien. Man kann nicht behaupten, dass nicht ausführlich über den Steg kommuniziert wurde. Was bei all der Kommunikation vor allem zum Ende hin auf der Strecke blieb, waren dabei echte Diskussionen und Debatten. Und teilweise ein fairer Umgang untereinander.

Im Ort wurden Plakate abgerissen – in Wahlkampfzeiten wäre das Abreißen übrigens eine demokratiefeindliche Straftat, mit der sich der Staatsschutz befassen würde. Es wurden Geschäfte boykottiert, die sich klar für eine der beiden Seiten aussprachen. Stadträte haben sich im Ton vergriffen, genauso wie einige Kommentatoren im Internet. Irgendwann fiel das Wort „Bürgerkrieg“, um die Situation zugespitzt zu beschreiben. Die Süddeutsche titelte „Glaubenskrieg um eine Promenade“.

Ob ein Steg im See das alles wert ist?

Egal, ob man dafür oder dagegen war: Es ist erschreckend, wie sehr sich ein Ort spalten kann an der Frage über ein – je nach Sichtweise – mehr oder minder kleines Bauvorhaben. Jetzt ist also endlich eine Entscheidung gefallen: Der Steg wird gebaut, und die Tegernseer Stadträte haben dazu nun auch die „höchstinstanzliche“ Freigabe der Bürger.

Bei der Verkündung des Ergebnisses im Tegernseer Rathaus.
Bei der Verkündung des Ergebnisses im Tegernseer Rathaus.

Hoffentlich kehrt aber mit dieser Entscheidung auch wieder etwas Ruhe im Ort ein. Nicht Ruhe in Hinsicht auf weniger Debatten – davon werden in Tegernsee noch viele geführt werden müssen. Einige wichtige Themen stehen an in den nächsten Jahren. Und es wird auch wieder grundsätzliche Diskussionen geben, die mit harten Bandagen geführt werden.

Doch bei der Hoffnung nach etwas mehr Ruhe geht es vor allem um die offenen Anfeindungen und Streitereien. Die haben weder jetzt geholfen, noch werden sie es in Zukunft tun.

Gefährliche Rachegelüste

Gestritten wird in jeder Beziehung und in jeder Demokratie. Das Gefährliche am Streiten ist auch nicht der Streit an sich, sondern die Rachegelüste, die daraus entstehen können. Man kann Tegernsee nur wünschen, dass im Nachgang des Bürgerbegehrens genau solche Gefühle nicht zutage treten. Dass nicht versucht wird, durch die Hintertür, vielleicht bei anderen Themen und anderen Entscheidungen, der Gegenseite eins reinzuwürgen.

Wie hieß es doch gleich in den Argumenten beider Seiten? „Es geht um die Zukunft Tegernsees“ – genau das sollten sich jetzt alle wieder bewusst machen.

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