Es knallt am See. Noch.

„Heute lässt ja schon jeder, der sich scheiden lässt, ein Feuerwerk los.“ Angela Brogsitter-Finck, Mit-Gründerin einer Initiative gegen Feuerwerke, reicht`s. Die Gmunderin will private Feuerwerke im Tegernseer Tal verbieten lassen. Dafür geht sie bis zur Regierung von Oberbayern.

Beeindruckend, bunt und laut: Talbewohner wollen gegen private Feuerwerke vorgehen.
Beeindruckend, bunt und laut: Eine Initiative will gegen private Feuerwerke am Tegernsee vorgehen.

Rottach-Egern sollte eigentlich heute als erste Gemeinde die Seefest-Saison eröffnen. Doch daraus wird nichts. Und damit auch nichts aus dem Feuerwerk das traditionell den Höhepunkt eines jeden Seefestes bildet.

Wenn hoch über dem See die Böller in bunten Farben explodieren, wird so manchem Zuschauer warm ums Herz. Andere wiederum können das Schauspiel nicht genießen, weil ihnen die Knaller zu laut sind.

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Zu laut und umweltschädlich

Mit dieser Tradition kann sich die Initiative „Feiern statt Feuern – Stoppt private Feuerwerke“ noch anfreunden, obwohl der Feinstaub der Knaller den See belastet. Nicht aber mit privat veranstalteten Feuerwerken, wie sie vermehrt bei Hochzeiten, Firmenfeierlichkeiten oder Geburtstagen durchgeführt werden.

Gerade Tiere erschrecken sich zu Tode, wenn es in der Berghütte nebenan plötzlich fürchterlich kracht, weiß Angela Brogsitter-Finck, Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal und Mit-Gründerin der 15-Mitglieder starken Initiative.

Fritz Joachim, Sprecher der Initiative gegen Feuerwerke, bemängelt die Lärmschutzverordnungen der Gemeinden:

Wenn ich nach 22:00 Uhr Klavier spiele, muss ich das Fenster schließen. Wenn ich aber ein privates Feuerwerk entzünde, greift keine Verordnung.

Man wolle keine Seefeste verhindern, beteuert Joachim. Den Machern sei es aber wichtig, dass bei solchen Veranstaltungen auf lautstarke Anfangsböller verzichtet wird. „Wir wollen Verständnis wecken. Der Lärm vertreibt die Seevögel, die in Ruhe brüten wollen. Im Winter füttern wir die Vögel, im Sommer verjagen wir sie. Das darf nicht sein.“

“Stoppt private Feuerwerke im Tal”

Um Mensch, Tiere und Umwelt vor diesem Lärmpegel zu schützen hat sich die Initiative nun an die Regierung von Oberbayern gewandt. Ihre Forderung: „Stoppt private Feuerwerke im Tal!“ Die Antwort der Regierung fiel kurz und knapp aus: Jede Gemeinde müsse selbst entscheiden, ob sie Feuerwerke verbieten wolle oder nicht.

Dabei haben die Tal-Gemeinden Bereits 2012 eine freiwillige Vereinbarung mit den Gastronomen getroffen. In dieser garantieren Hoteliers und Restaurantbesitzer auf besonders laute Feuerwerkskörper verzichten zu wollen. Darüberhinaus soll nur bis 22 Uhr geschossen werden. Das Ergebnis: Bereits im Folgejahr wurden statt 28 nur noch zwölf private Feuerwerke angemeldet.

Für die Bürgermeister ein Erfolg. Dabei betonen sie auf Nachfrage nur wenig Einfluss auf die Feuerwerke im Tal zu haben. Wir haben mit allen fünf gesprochen.

Christian Köck, Rottach-Egern

Bei Seefesten und an Silvester bin ich grundsätzlich dafür, dass ein Feuerwerk abgeschossen werden darf. Das obligatorische Brillantfeuerwerk als krönender Abschluss eines gelungenen Seefestes erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit bei unseren Urlaubsgästen und einheimischen Besuchern.

Problematisch sehe ich hingegen eine inflationäre Handhabung in Bezug auf private Feierlichkeiten, wie Hochzeiten oder Geburtstage. Das haben wir aber bereits in den letzten Jahren heruntergefahren und – soweit es die Einflussmöglichkeiten einer Gemeinde erlauben – auch erfolgreich unterbinden können. Ein Feuerwerk sollte etwas Besonderes, die Rücksicht auf Anlieger, Tiere und Erholungssuchende unser Ziel bleiben.

Johannes Hagn, Tegernsee

Ein generelles Verbot von Feuerwerken ist nicht möglich. Die freiwillige Selbstverpflichtung ist meines Erachtens jedoch ausreichend, die rückläufigen Zahlen sprechen für sich. Zwischenzeitlich werden „leise Feuerwerke“ eingesetzt, Blitzknallbomben sind nicht mehr gestattet.

Florian Ruml, Gmund – im Auftrag von Georg von Preysing

Die Diskussion darüber ist müßig, weil wir als Gemeinde keine Rechtsgrundlage haben, Feuerwerke zu verbieten. Bis jetzt ist bei uns noch keine Beschwerde von Bürgern eingegangen. Die Frage ist, wie sich das künftig mit Kaltenbrunn entwickeln wird. Wenn dort mehr Veranstaltungen stattfinden, bedeutet das auch mehr Feuerwerke?!

Peter Höß, Bad Wiessee

Wir kennen die Problematik, haben aber keinen Einfluss darauf. Als Auftraggeber der Seefeste reden wir aber mit unseren Feuerwehrlern, um das Feuerwerk etwas kleiner und naturverträglicher zu machen, und nicht die maximale Höhe auszureizen.

Josef Bierschneider, Kreuth

Nach meinem Kenntnisstand gibt es keine gesetzliche Regelung, die es den Gemeinden ermöglichen würde, ein solches Feuerwerksverbot auszusprechen. In einem aktuellen Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes vom 13.5.2016 wurde eine Verordnung einer Gemeinde aufgehoben, die Feuerwerke durch eine Gemeindeverordnung generell untersagt hat. Nach diesem Urteil fehlt den Gemeinden die Zuständigkeit, da diese allein beim Bund liegt.

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