„Einst hätten die Mitglieder in eine Rottacher Telefonzelle gepasst“, witzelt Thomas Tomaschek bei der Einführung. Heuer ist der Raum im ersten Stock der Naturkäserei in Kreuth sehr gut mit Kandidaten und Unterstützern gefüllt. Aus fünf Gemeinden sind die grünen Kandidaten gekommen. Anders als manch eher männerbündisch wirkender CSU-Ortsverein, ist hier alles grün-kunterbunt. Frauen, Junge und Alte, Veteranen aus den Gründungstagen der Öko-Partei wie auch Neulinge, die zum ersten Mal mit Kommunalpolitik zu tun haben, sind da.
„Angefangen hat es so vor anderthalb Jahren. Es sind mehr und mehr Leute zu uns gestoßen, die vormals nie mit der Politik zu tun haben wollten, daraus wurde fast eine Lawine, wie ein kleiner Schneeball, der langsam größer wird“, erzählt Landrat Wolfgang Rzehak, der als Ehrengast und fleischgewordener Beweis für einen grünen Machtanspruch einige Begrüßungsworte spricht. Und weil Wahlkampf ist, gibt’s von ihm auch gleich was gegen den politischen Gegner. „Früher, da hat die CSU gesagt: ‚das ist unser Land hier, das gehört uns.’ Damit ist es nun vorbei. Dumm nur: Die haben es nur noch nicht verstanden.“ Später sagt er:
Wir sind gekommen, um zu bleiben. Wir werden in die Gemeinderäte kommen, vielleicht stellen wir auch einen Bürgermeister.
Ihre Forderungen sind moderat bis üblich wolkig. Sanfter Tourismus statt „alles, was geht“-Gastronomie. Bezahlbarer Wohnraum, weniger Flächenfraß. Mit Mühe werden noch hier und da alte Grünen-Rituale gepflegt. Kindergeschrei hier und da, der Musiker kommt aus dem Senegal, lebt in Holzkirchen und beschallt, wo bei der CSU der Zitherspieler aufspielt, mit Bongo-Trommeln den Saal. Tomaschek bringt eine Power Point Präsentation, die in deutschen Unternehmen im letzten Jahrhundert wegen Wegdämmer-Gefahr verboten wurden, und zum Schluss werden Sonnenblumen verteilt. Naja, Öko-Folklore eben, einer, das sieht man, wenn man die Anwesenden betrachtet, rein bürgerlichen Partei.
Aber als sich Johannes von Miller, der grüne Bürgermeisterkandidat in Bad Wiessee vorstellt, bringt er einen für das Tal durchaus sehenswerten Vorschlag mit: Zusammenarbeit, jenseits von opaken Bürgermeistertreffen. „Wenn wir einen neuen Badepark haben wollen, von dem alle Gemeinden im Tal profitieren, dann müssen auch alle Gemeinden in diese Entscheidung eingebunden werden. Das gilt vor allem, wenn sie dafür zahlen sollen. Da hilft keine Hinterzimmerpolitik. Das muss transparent und talweit diskutiert und entschieden werden.“ So ein Vorgehen fordert sein erster Mann Karl Schönbauer auch bei Themen wie Zweitwohnungssteuer und Bauordnungen.
Es ist eine Abkehr der üblichen Kirchturmpolitik der Altparteien. Ob das zu einem gemeinsamen Talbürgermeister führt, scheint bei vielen Teilnehmern noch nicht klar. Ein Unterstützer murmelte neben mir:
Eher werden alle Protestanten hier, als dass ein Kreuther mit einem Tegernseer zusammenarbeitet.
Die Grünen bringen mit diesem Ansatz ein neues Thema in den Wahlkampf. Inhaltlich ist der diskussionswürdig, aber emotional wird es ein dickes Brett. Aber Grün ist eben selten „Weiter so.“
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