Damit Wiessee an den Sommerwochenenden künftig nicht mehr „überquillt“, sollen teure Parktickets die Autofahrer zum Umsteigen auf den ÖPNV animieren, um den „Individualverkehr zu reduzieren“, so Geschäftsleiter Hilmar Danzinger bei der Vorlage der neuen Parkgebühren-Verordnung. Dennoch sollen für die Bürger keine Mehrbelastungen entstehen. Noch müssten alle die gleichen Parkgebühren bezahlen, auch die Einheimischen, die zum Einkaufen fahren. „Zugeparkt“ würden dagegen die Straßen von den „Tagestouristen“. Die neue Verordnung unterteilt den Ort auch in vier Parkzonen.
Die Zone I mit der „Ortsmitte“. Diese Zone umfasst den Zentralparkplatz, Dourdanplatz, Prinzenruhweg, Hirschbergstraße und die südliche Adrian-Stoop-Straße. Hier ist die Parkdauer auf jedem Stellplatz auf längstens vier Stunden begrenzt. Die ersten 30 Minuten sind kostenlos. Ab einer Parkzeit von 30 Minuten betragen die Parkgebühren 0,50 Euro je angefangener halben Stunde.
Die Zone II ist das „Kurviertel“. Sie umfasst die Parkflächen Strandbad, nördliche und südliche Wilhelminastraße, nördliche Adrian-Stoop-Straße. Hier ist die Parkdauer unbegrenzt. Die Gebühren betragen ab 30 Minuten 0,50 Euro je angefangener halben Stunde. Dort besteht die Möglichkeit, ein Tagesticket für fünf Euro zu lösen.
Die Zone III „Abwinkl“ besteht aus Freibad, Überfahrtweg (Aquadome) und Im Sapplfeld. Hier kann neben den Kurzzeit- auch ein Tagesticket gelöst werden. Fünf Euro sind vom 1. September bis zum 30. April des Folgejahres fällig. Zehn Euro sind es dagegen vom 1. Mai bis 31. August.
Die Zone IV „Wanderparkplätze“ umfasst die Parkflächen Söllbachtal, Sonnenbichl und Sonnenbichl-Skilift. Hier kostet das Tagesticket künftig von 1. Mai bis 30. September acht Euro.
Parkraumbewirtschaftung auch in der 30er Zone gefordert
Vor allem die Parkplätze am Strandbad seien sehr kostbar, sagte Danzinger zur Begründung der neuen Gebühren. Ein Brennpunkt sei zwischen Mai und Oktober Abwinkl um den Medical Park. Zumal die Klinik für ihre Patienten „sehr hohe Parkgebühren von 15 Euro pro Tag verlangt“. Die Folge sei, dass deren Parkflächen nahezu leer seien und Mitarbeiter wie Patienten die gemeindlichen Flächen zuparken würden.
„Das kann es nicht sein, dass wir das unterstützen“. Beate Meister (fraktionslos) wünschte sich als Seniorenbeauftragte für ihr Klientel andere Zeiten der Gebührenpflicht am Strandbad, damit die Badebegeisterten morgens noch umsonst parken könnten. „Wenn eine neue Satzung aufgestellt wird, können wir nicht auf jeden Einzelfall eingehen“, entgegnete Danzinger.
Birgit Trinkl (FWG) geht die Satzung nicht weit genug. Sie beobachte in den markierten Parkflächen um die Freihausstraße, dass nicht nur Biker ihre Autos abstellten, sondern Hotels, die Alpenüberquerungen im Programm hätten, „ihren Gästen für mehrere Tage dort eine Abstellmöglichkeit anbieten“. Es würde auch Eigentümer von Ferienwohnungen geben, die ihre Tiefgaragenplätze vermieten und dann selbst auf der Straße parken. „Ich möchte auch eine Bewirtschaftung der ausgewiesenen Parkplätze in der 30er Zone“, so Trinkl. Dies könne er nachvollziehen, meinte Danzinger, „aber es macht keinen Sinn wegen fünf Parkfeldern immer Automaten aufzustellen“.
Mehr Geld für Tagestickets schrecke Wanderer ab
„Schon die Einführung gebührenpflichtiger Wanderparkplätze mit vier Euro haben uns vor Jahren einen riesigen Ärger beschert“, meinte Kurt Sareiter (CSU), deshalb sei er gegen drei verschiedene Preise beim Tagesticket. Hier müsse eine einheitliche Lösung im Tal gefunden werden. Während in der Klamm von Kreuth das Tagesticket nur drei Euro koste, wolle Wiessee nun acht Euro. „Das mache ich nicht mit“, so Sareiter. Auch auf der Auer-Alm sei man darüber nicht erfreut, da eine Erhöhung weitere Gäste abschrecken würde.
Ihr würde der Vorschlag der Verwaltung „einleuchten“, meinte Klaudia Martini (SPD). Da man sich die Gemeinde auch „ökologischer aufstellen will“. Daher müsse man nun „schleunigst“ handeln, da das Ordnungsamt eine „Rechtsgrundlage“ brauche. Martini machte den Vorschlag von Anwohnerparkausweisen, ähnlich wie in München. Damit könnten die beklagten Auswüchse eingedämmt werden. „Das wäre sinnvoll“. Auch Klaus Schuschke vom Ordnungsamt fand die Idee mit den Ausweisen gut, „das haben wir schon ausgearbeitet“. Das sei ein „klar umgrenzter Bereich“ und es sei „rechtlich“ wie „technisch“ kein Problem.
Neue Gebühren noch „zu moderat“
Florian Sareiter (CSU) warb für ein absolutes Halteverbot für Wildparker, „dann werden gleich 30 bis 35 Euro am Tag fällig“. Doch im Moment sei eine Erhöhung über Gebühr nach Ansicht Sareiters ein ungünstiger Moment, da Wiessee mit vielen Baustellen in der „Umbruchphase“ sei. „Moderate Erhöhung ja, aber nicht in der vorgeschlagenen Höhe“. Fritz Niedermaier (FWG): „Bei neuen Parkgebühren wird man als Gemeinderat immer beschimpft, egal in welcher Höhe“. Er forderte, dass die Tagesausflügler mehr Fahrgemeinschaften bilden sollten. Niedermaier sprach sich für das Heraufsetzen der Parkgebühren aus, weil damit der „Individualverkehr eingedämmt“ werden könne. Für ihn seien die neuen Gebühren noch „zu moderat“. Niedermaier: „Wir werden immer die Bösen sein“.
Für Georg Erlacher (CSU) sieht die Realität anders aus, denn des Deutschen Liebstes sei sein Auto. „Das gibt er partout nicht her“. Man wolle doch die Leute „da haben“. Wenn man aber die Parkgebühren in Wiessee verdreifache, „dann fahren sie woanders hin“. Dieser Schritt gehe ihm „zu weit“, so Erlacher. Bernd Kuntze-Fechner (SPD) schlug vor, dass die Tagestickets von örtlichen Betrieben angenommen werden. „Damit das Geld hierbleibt“. Doch dem Gremium müsse auch bei einer drastischen Gebührenerhöhung bewusst sein, warnte Markus Trinkl (FWG), dass dann in den Nebenstraßen „ein ungeheurer Druck entsteht“.
Die Gefahr, dass Gäste möglicherweise „verschreckt“ würden, sah Rolf Neresheimer (ranBW). Man sollte die Tickets mit einer Vergünstigung kombinieren, so sein Vorschlag. Mit diesen Mehreinnahmen sollte auch der ÖPNV „querfinanziert“ werden. „Wir müssen was Positives daraus machen“. Eine Erhöhung sei zwar richtig, so Thomas Erler (CSU), doch sie „ist exorbitant zu hoch“. Familien mit Kindern hätten im Sommer mit dem ÖPNV große Probleme in Wiessee an den See zu kommen. Für die „sind zehn Euro viel zu hoch“. Doch gegen die CSU-Fraktion stimmte die Mehrheit mit 10:5 Stimmen für die deutliche Parkgebührenerhöhung ab 1. März.
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