Coca-Cola Weihnachtstruck oder kitschig bunter Weihnachtsschmuck aus China: Viele können sich Weihnachten gar nicht mehr anders vorstellen. Dabei war Weihnachten längst nicht immer so: Statt dem heutigen Geschenke-Wahnsinn, ließ man sich früher vom Vorweihnachtsstress nicht aus der Ruhe bringen. Einfach, beschaulich und besinnlich ging es in den Familien zu. Maria Prenzel, Vorsitzende des Vereins Heimatfreunde Gmund, erinnert sich noch gut:
Wir haben damals in meiner Familie viel gesungen und musiziert. Es waren ruhige und besinnliche Momente. Heute ist das leider in den Hintergrund gerückt.
Sie erinnert sich auch noch an den Barbaratag am 4. Dezember. Nach alter christlicher Tradition werden an diesem Tag Zweige von einem Obstbaum wie Kirsche, Apfel oder Schlehe gezwickt und einen Tag lang in einen ungeheizten Raum gestellt.
Am nächsten Tag kommen die Zweige in ein warmes Zimmer gestellt, bewässert und gezwickt. „Am Heiligabend ist es dann soweit und die Zweige blühen auf. Das mache ich heute immer noch. Doch leider kennen viele junge Menschen diese Tradition nicht mehr“, erklärt Prenzel.
Symbolische Herbergssuche von Maria und Josef
Das sogenannte „Anklöpfeln“ kennt wiederum sogar Prenzel nicht mehr. Arme Leute gingen früher von Haustür zu Haustür, klopften an und baten um Essen für die Festtage. Als Gegenleistung trugen sie weihnachtliche Geschichten und Gedichte vor. Der Brauch symbolisiert die Herbergssuche von Maria und Josef.
Der Brauch war früher vor allem in Tirol oder dem Salzburger Land üblich. Heute wird er nur noch in wenigen Gemeinden, wie etwa in Kreuth oder Valley praktiziert. Dann ziehen Kinder von Haus zu Haus, fragen nach Süßigkeiten und singen ihre Klöpfellieder.
Ebenfalls Brauch waren die sogenannten Rauhnächste. Sie waren früher gefürchtet. Der Gmunder Archivar Beni Eisenburg weiß weshalb:
Früher hat man um die Jahreswende das Haus ausgeräuchert, um Hexen und Unholde zu vertreiben.
Im Zeitraum vom 25. Dezember bis 6. Januar fand das Weihnachtsritual statt. “Meinst nach dem Heiligabend und am Dreikönigstag”, so Eisenburg weiter. Aus einer Kohlenpfanne steigt Rauch auf, der im ganzen Haus verteilt wurde.
Es werden auch Kräuter verbrannt, die durch ihre Aromen, die bösen Geister vertreiben sollen. Die Kräuterpädagogin Ulla Menke erklärt: “Es sind meist Kräuter die im Sommer gesammelt, geweiht und getrocknet werden. Dann verbrennt man sie an insgesamt zwölf Raunächten über die Jahreswende.”
Vom Alltag am Heiligabend
Früher gab es kaum eine Familie, die nicht die Christmette an Heiligabend besuchte. Nach der Kirche wartete etwas Besonders auf die Bauern und Talbewohner. “Meistens ist man früher in die Kirche gelaufen. Als man Abends wieder nach Hause kam, hatte man Hunger. Dann gab es die Mettensuppe, um sich zu stärken. Auch das Kletzenbrot galt als beliebte traditionelle Weihnachtsspeise.”
Im Gegensatz zu heute, war Fleisch damals zur Nachkriegszeit etwas Außergewöhnliches. Deshalb kam es meist nur einmal während den Feiertagen auf den Teller. Auch die Geschenke fielen noch vor einigen Jahrzehnten kleiner aus. “Hausherren haben ihren Bediensteten meist praktische Sachen geschenkt”, so Eisenburg. Für die Frauen gab es Stoff oder Schürzen. Den Männern hat man beispielsweise Socken oder Pfeifentabak geschenkt. Für die Kinder gab es Süßigkeiten.
Auch wenn alte Weihnachtstraditionen langsam immer mehr in Vergessenheit geraten, ist es doch wichtig sich an sie zu erinnern. Am Ende ist es aber egal wie jede Familie ihren Heiligabend verbringt. Das wichtigste ist, die Weihnachtszeit besinnlich und entspannt zu genießen.
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