„Ihr derfts des Bier ruhig tringa, drin ist mit Sicherheit koa (verschmutztes) Wasser aus Gmund“, frotzelte der Fastenprediger beim Starkbieranstich der Tegernseer Brauerei in Gmund. Über 200 Vergnügungssüchtige drängten sich wieder im Gasthof am Gasteig. Einzig Alfons Besel als neuer Tal-Bürgermeister stellte sich dem Derblecken, die anderen glänzten durch Abwesenheit. Ihnen dürften die Ohren geklungen haben, verschont blieb keiner. Er will nur „bellen und nicht beißen“, machte Oberlechner zu Beginn klar. „Und wenn’s dir Besel zu brenzlig wird, mach‘s einfach so wie dein Vorgänger und stell dich schlafend“. Damit geriet der „Preysing Schorsch“ genauso ins Ziel, wie Peter Janssen und Peter Höß, der eine vorübergehende Auszeit nehme.
Sie seien bisher der Nährboden seiner Fastenpredigt gewesen. Aber durch deren Wegfall würden ihm die „Konfliktsubtraten“ fehlen. Sie waren für ihn die „Saat-Tiere der Satire“. Deren Nachfolger oder Ersatz würden ihm wie ein koffeinreiner Kaffee vorkommen, „mit laktosefreier Milch und Süßstoff“. Denn ein richtiges Erdbeben habe Besel „bis jetzt noch nicht ausgelöst“. Doch für ihn würden noch Sachen kommen, für die er vielleicht einen „Vorschlaghammer braucht“. Ob das Bahnhofsareal, das eine beliebte Filmkulisse für Nachkriegsfilme sei oder das geplante Parkhaus dort, als Blickfang am Ortseingang. Immerhin hätte es der Alfons aber schon geschafft, dass die „Kircha-Leid nochm Gottesdienst sog’n, ein neia Besel kehrt hoid guad“.
Bad Wiessee
Das konnte der „Flickä“ vom „Simultan-Bürgermeister“ in Wiessee nicht behaupten. Wenn Huber eine Ansprache halte, würden die Leute nicht zuhören, wenn sie auf Kosten der Gemeinde essen und trinken. Deswegen lade „da Huaba Robert“ seine Wiesseer zum Neujahrsempfang lieber aus. Vielleicht liege es daran, dass der Zusammenhalt in diesem Teil vom Tal „nur in homöopathischen Dosen vorkommt“, und der Huber hoffnungslos an einem Schuldenberg hänge. Dieser sei so hoch, dass die Tiroler schon längst eine Ski-Schaukel draufgebaut hätten. Huber versuche Geld einzusparen, „das er nicht hat“.
Oberlechner wäre sowieso dafür, wenn es für Wiessee eine eigene Zeitung geben würde. „Dann kriegen wir das ganze Brimborium von da drüben einfach nicht mit“. Jetzt soll auch deren Rathaus umgebaut werden, „weil man neuerdings bei 20 Gemeinderäten einen Freilauf-Sitzungs-Saal“ braucht. Wiessee komme ihm wie ein Schnellkochtopf vor, „bei dem das ganze Jahr der Deckel pfeift“. Im Rathaus würden sie jetzt um sich schießen, ob bei der Erhöhung der Zweitwohnungssteuer und den Parkgebühren. Und bei der Kurtaxe: „Peng – Puff – Blattschuss“. Wenn im Gasthof Post jemand nach einer schönen Surhaxe frage, denke man im Rathaus schon an eine Erhöhung der Kurtaxe.
Tegernse
„Jetzt Adää liabes Wiessää – jetzt schau ma auf Dägansää“. Das Mekka für Stegliebhaber im „Herzen herzoglicher Liegenschaften“. 1270 Jahre habe Tegernsee schon auf dem Buckel. „Mit genauso vielen Bürgerbegehren in der gesamten Zeit“. Es sei die einzige Kommune in Bayern, „in der Bürgerbegehren ein eigenes Fach schon in der Grundschule ist“. Ob das neue Feuerwehrhaus oder der Brandschutz im Bastenhaus, beim „Hagn Johannes ist alles, was mit dem Brennen zu tun hat, in seiner Schubladen drin“. Seine Stadt sei schon immer ein „Brennpunkt der Mitbestimmung“. Beim „Janssen Peter würde das Feuerwehrhaus längst schon stehen: Als Pfahlbau vor der Länd“.
Und von Hagns CSU käme jetzt der „topaktuelle Vorschlag, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“. Niemand auf Erden, außer seiner CSU, habe bisher an so etwas gedacht. „Die glauben, sie haben gerade das Rad neu erfunden“. Die Fläche für den sozialen Wohnungsbau wäre ja vorhanden, am Amerikanerfeld am Leeberg. „Doch boarisch lernen de Kinder dann in dera Nachbarschaft nur bedingt“. Die „G’soggaten und die Gspickten, die oiwei weida auffe auf den Leeberg baun, die sind in a paar Jahr die ersten Bauherrn, die auf’n Tegernsee obe und auf’n Schliersee umme schaun“.
Rottach-Egern
Von denen würde auch der Köck Christian in Rottach träumen. Deswegen wolle er in seinem Besprechungszimmer zweierlei Sitzgarnituren. Bezogene Ledersessel für die Einheimischen und wacklige Hocker für die Zweitwohnungsbesitzer mit Eskalationshintergrund. Das sind die „Bürger auf Zeit, kurz: BaZ“. „Bürger mit Zeit sind die, die bei der AOK versichert sind“. Der „BaZ“ , Besitzer einer Zweitvilla, teile in der Regel nicht einen Willen, „er setzt ihn mit seinen zwei Anwaltskanzleien durch“. Der Begriff „Kompromiss kommt in seinem Vokabular nicht vor“, zetert der Fastenprediger und begreift Köck als Don Quichotte, der sich mit seinem Gemeinderat zum Schutz der Baukultur einsetze.
Dennoch strebe man jetzt, 50 Jahre nach der Mondlandung, in Rottach beim Bau von fünfstöckigen Tiefgaragen in „Richtung Erdinneres“. Die Erdbewegungen dort würden den Vesuv „wia kloane Nasenbohrer ausschaun“ lassen. Im Ort gebe es auch inzwischen Biblisches, den neuen Lazarus Effekt. „Totgesagte Heustadl aus dem gesamten Alpenland erwachen an den Zweitwohnungsfassaden bis hin zu den Gästeklos zu neuem Leben“. Mit der Veralterung der Umgebung soll das eigene Erscheinungsbild kaschiert werden, glaubt Oberlechner. Sein Trost als Prediger: „In Rottach fressen grod d’Hoizwürm de ganzen Oidhoizfassad’n zamm“.
Kreuth
„Da Biber – de Bergsteiger – de AfD“ brachte Kreuth ins Derblecken. Im Berg-Biber-Dorf sei kürzlich „a mord’s Konvoi von Polizeibussen“ durchgefahren. Aber „neg´d zwengs da AfD (-Klausur), de hätten ja d’Wehrmacht oder d’SS dabei g’habt“, sondern wegen dem Schnee „obschaufen am Wuidbad“. Damit nahm Oberlechner die anwesende Herzogin Helene in Bayern auf die Schaufel. Er wünsche Kreuth, dass die „Hochgeschätzte“ bald mal ein Karnickel aus dem Zylinder zieht, dass ihr schönes Wildbad nicht irgendwann „bloß no a Stoanahauff’n is“. Nicht dass aus dem majestätischen Ort mit Ruhe und Frieden ein „Ruhe in Frieden“ werde.
Die CSU habe sich dort in der Hanns-Seidel-Stiftung auch deswegen über Jahrzehnte eingenistet, weil die Kinder in der Grundschule schon lange vor dem ABC auswendig CSU aufsagen konnten. Wenn da hinten jemand in die Schule gekommen sei, dessen Eltern nicht nachweislich CSU gewählt hätten, sei ihm eine Schulbank zugewiesen worden, „wo man die Tafel nur erahnen konnte“. „Wia’s heid is, – woaß i ned“. Im gleichen Atemzug lästert er: Während die Briten über ihren EU-Austritt diskutieren, „wissen manche do hinten no need amoi – dass sie do aa dabei san“. Kreuth sei „ein Dorf, „do wo de Forellen in da Weissach nachweislich de oanzigen Lebewesen san, de wo ab und zua gegan Strom schwimmen“.
Dies rühre daher, dass der Bierschneider Seppi „koane Gegner hat“. Im Gemeinderat gebe es mehr SPD-Mitglieder als SPD-Wähler im Ort. Doch seit der Leo Hansi von der Naturkäserei sich öffentlich als Grün-Wähler geoutet habe, komme jetzt das „Ilsi-Hasi (Aigner) nimma auf Leonhardi. Wo doch der „Bierschneider immer so schee sogt: Ilse – Du ziagst imma“.
Gut eine Stunde frotzelte sich Oberlechner so durch den Abend, der heute und morgen seine Wiederholung findet.
Eindrücke vom gestrigen Abend – Fotos: Klaus Wiendl:
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