Fasching-Wettergott ist Kreuther:
Festumzug zieht Hunderte an

Die Wettervorhersage verhieß nichts Gutes. Noch am Vormittag fegten Böen durchs Tal. Den Freunden des Faschings war’s wurscht. Sie zogen durch. Und hatten recht damit – fast.

Alle  zwei Jahre findet im Tegernseer Tal der Faschingszug statt. Gmund, Kreuth und Tegernsee wechseln sich dabei ab. In diesem Jahr zogen die Narren durch die südlichste Talgemeinde .

Fast durch das gesamte Scharling schlängelte sich der Faschings-Lindwurm. Um 13.13 Uhr setzten sich die Wagen und Fußgruppen von der Nördlichen Hauptstraße aus in Richtung Kreuth in Bewegung. Buntgemischte Themen und Wagen waren dabei: Alberne Hochzeitofferten, harte Baugier-Kritik und aufwändige Rutschbahnen. Die Faschingsfreunde ließen es nach Jahren der trostlosen Pandemie heuer schön krachen. Über 45 Wagen und Fußgruppen, kleine und große, begeisterten die Zuschauer. Feuerwehr und Polizei hatten die Ortsdurchfahrt Scharling wie auch die Bundesstraße durch Kreuth-Ortsmitte weiträumig gesperrt. Geschätzt 500 Zuschauer, viele Eltern mit ihren Kindern säumten die Bürgersteige, wärmten sich mit dem ein oder anderen Schnapsangebot.

Was waren die Themen?

Eindeutig wurde heuer wieder die Gier der Reichen und der Ausverkauf der Heimat mit Motiven und Aussagen angeprangert. Ein Dauerbrenner, der die Bürger und Faschingsfeiernden seit Jahren beschäftigt. Auch ein Beton-Unternehmer (“Hashit – Sau Force one” und “Baust Du schon, oder genehmigst du noch?”) mit seiner Schickimicki-Gastronomie (“Saupreissn-Alm”) bekam sein Fett ab. Aber auch aktuelle Themen wurden aufgegriffen: Die Klimakleber in den deutschen Großstädten wurden gleich bei mehreren Wagen (“Lasst uns lieber einen heben, als uns auf die Straße kleben”)  thematisiert. Klar, auch die örtliche Bautätigkeit der Bürgermeister war dabei: Ob das sündteure Feuerwehrhaus in Tegernsee (“Ohne Hirn und Taug’ werd in Tegernsee as Geld rausghaut”) oder der Rathaus-Neubau (“Fassadenplanung haben wir noch nicht, Hauptsach skriagt da Orsch a Gsicht”). Auch die Größtbaustelle am Westufer bekam den notwendigen Spott ab: “Bau Wiessee” hieß es, und vorne am Traktor saß dann auch der örtliche Bürgermeister und lächelte vergnügt auf einem roten Sofa.

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Die härteste Nummer?     

Die Tegernseer Tal Tourismus war den Narren ein Wagen wert. TTT steht für “Teure Tegernseer Taugenix”, und die Tourismus-Großkopferten wurden als Peter Rieläx und Christian auf da Kausch verspottet. In Kreuth, wo einige Ratsmitglieder die Sinnhaftigkeit der örtlichen TTT-Info infrage gestellt hatten, kam das besonders gut an.

Der witzigste Wagen

Die Position teilen sich zwei Wagen. Ist natürlich rein subjektiv. Aber die Herren, die bei sechs Grad Außentemperatur auf einem Wagen über eine Rutsche in einen hot tub sausten, verdienen Respekt, was auch für die Kritiker am Herzoglichen Wucher gilt. Die hatten gleich mal eine komplette Hütte im Schlepp, inklusive klarer Worte: “De Oimo loss ma uns vo de Einheimischen sanier’n, damit ma bei de Nachpächter richtig ko kassier’n” und “Einheimische ausse, geldige Auswärtige nei, so soi des jedz bei de herzoglichen Oima sei”.

Das ist eine feine Anspielung auf die Verpachtungspraktiken des in Tegernsee so hochverehrten herzoglichen Hauses.

Als der Umzug dann mit seinem letzten Wagen Kreuth-City erreichte, setzten sich die dunklen Wolken am Himmel durch, ein fieser Regen schob sich über Kreuth-Scharling. Hartgesottene Karnevalisten zuckten nur mit den Schultern. Der erste Umzug nach der Pandemie war gelungen, hatte Hunderten Spaß und Abwechslung bereitet. Selbst eine Gruppe afghanischer Flüchtlinge stand begeistert am Rand, erfreute sich an diesem einheimischen Brauch, machten Handyfotos, die jetzt irgendwo in Kabul Staunen auslösen dürften.

Hier sind die schönsten Eindrücke von Sonntag:

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