Oben Wohnungen, unten Fuhrpark. Das Feuerwehrhaus in Tegernsee kann sich sehen lassen, auch wenn der eine oder andere Raum noch nicht ganz fertig ist. Letzten Mittwoch waren wir zu Besuch.
“Das Gebäude ist auf Zukunft ausgelegt, dass das wieder 100 Jahre hebt, wie das Oide”, spricht Feuerwehr-Chef, Wolfgang Winkler, der durch das neue Haus führt. Hier haben acht Fahrzeuge der Feuerwehr Platz und im Notfall auch das Tegernseer Rathaus – etwa bei Hochwasser. Immerhin auf 753 Metern liegt das neue Feuerwehrhaus. Ein Raum für die Unterstützung der Krisenleitstelle Rosenheim ist ebenso vorgesehen wie ein Reinigungsraum für Atemschutzgeräte und Zubehör. Der erste Stock mit Besprechungsraum ist noch in der Mache. Über dem Haus befinden sich fünf Wohnungen. Hier wohnen Feuerwehrler.
Feuerwehr von Herzen
70 Menschen engagieren sich bei der Tegernseer Feuerwehr, darunter zwei Feuerwehrfrauen. Wer nachts zum Feuerlöschen muss, kann jetzt seitlich vorm Feuerhaus parken. Die Türen zu den Umkleiden sind somit fast im Schlaf zu erreichen. “Was viele net auf dem Schirm haben, nachts um zwei kommen da dreißig Leute, die ham vor zwei Minuten noch im Bett g’legen, die stehen unter Adrenalin.”
Gerade beim alten Feuerwehrhaus, das 2021 abgerissen wurde, hatte Winkler bis zuletzt Bauchschmerzen. Er spricht von “nicht tragbaren Sicherheitsproblemen” und erklärt auf Nachfrage, “die ganzen Abstände; Tordurchfahrten, Fahrzeugstellplätze, das war alles nicht erfüllt, die Einsatzkräfte haben vor der Halle geparkt und sind bei den viel zu engen Toren in die Halle reingelaufen. Das war wirklich gefährlich. Ich war immer froh, wenn wir auf der Straß draußen waren.”
Im neuen Feuerwehrhaus ist viel Platz, auch zum Umziehen: Es gibt eine Tür für die Herren und eine für die Damen. In den Umkleiden stehen feuerrote Spinds. Darin hängt die schwere Schutzkleidung der Ehrenamtlichen, oben drüber sitzen die Helme. “Wir haben gesagt, wir machen einen Trakt, weil wir nicht wissen, wie es in 30 Jahren ausschaut, sind wir dann fifty-fifty?”, erklärt der 51-Jährige, der hauptberuflich bei der Berufsfeuerwehr München arbeitet. Getrennt wird der Umkleide-Trakt einfach durch ein paar Schränke.
Hat Feuer gefangen
Marie Bernhardt ist eine der beiden Feuerwehrfrauen. Sie ist seit fünf Jahren bei der Feuerwehr Tegernsee: “Ich wollte schon seit der Grundschule zur Feuerwehr”, sagt die 20-Jährige, die hauptberuflich als medizinische Fachangestellte arbeitet. Bei einem ‘Mitmach’-Tag sei es dann klar gewesen, sagt sie. Auch dass bei der Tegernseer Feuerwehr der Frauenanteil schon größer war, erzählt sie, dass dann das Studium und die Ausbildung bei einigen dazwischengekommen sei.
Wer umgezogen ist, läuft wenige Schritte zum Fuhrpark. Da stehen die frisch geputzten und neu eingerichteten Einsatzwagen und Spezial-Mobile. Winkler schiebt die Seitentür eines Einsatzleitwagens auf, deutet auf PC-Arbeitsplätze hinter der Fahrerkabine. Dahinter leuchten Lämpchen im Serverschrank. “Da läuft alles zam, das ist das Herz der Einsatzstelle”, so Winkler über das vernetzte Fahrzeug. Hier werde mit der Einsatzleitung kommuniziert, dokumentiert oder ein Funkprotokoll geschrieben.
Das Feuerwehrhaus lockt Neugierige an. Plötzlich steht ein Rettungswagen samt Besatzung vor der Tür. Alle wollen sehen, wie es mit dem Haus und der Fertigstellung aussieht. Winkler steht bereitwillig Rede und Antwort. Er zeigt wie ein klassisches Feuerwehrwagen bepackt ist, zeigt auf Rollschläuche, einen Wasserkanister mit 3.000 Liter. Der kann auch mal zehn Minuten auf einen kleinen Brandherd halten, etwa “für einen Pkw-Brand oder einen Zimmerbrand” sei das vollkommen ausreichend. Auf der anderen Seite ist ein Hight-Tech-Wassersauger verstaut, der bei Hochwasser hilft, vollgelaufenen Keller zu reinigen. Löschrucksäcke für kleinere Waldbrände stehen auch bereit.
Wer mag, bekommt jetzt ein Strahlrohr in die Hand gedrückt, auf die beim Einsatz ein Wasserschlauch aufgezogen wird. Die Rohre gibt es in verschiedenen Größen. Der hier ist für einen sogenannten C-Schlauch. Ein vielseitiger Druckschlauch, der Wasser oder auch ein Schaumgemisch transportiert. Auch ohne Wasserdruck ist das Ding schwer – etwa wie ein gusseiserner Kochtopf von Oma, nur dass es eben mehr einer Art Pistole ähnelt. Passenderweise gibt es auch hier einen Rückstoß, der das Feuerlöschen zum Ganzkörper-Workout befördert.
Ein Feuerwehrboot zählt ebenfalls zum Fuhrpark. Das sei in sechs Minuten auf dem Wasser. Denn die Feuerwehr Tegernsee ist eben nicht nur für die Stadt Tegernsee zuständig, sondern eben auch für den Tegernsee selbst. Bei größeren Einsätzen der DLRG oder wenn die Einsatzzentrale nicht besetzt sei, gehe das Feuerwehrboot zu Wasser, erklärt Winkler die Sachlage. Und weil es eben nicht nur am Tegernsee zum Einsatz käme, steht es auf Rollen. Einsatzbereit im Notfall auch für die Seen in der Region.
Wohlfühlfaktor Brotzeitstüberl
Auch ein Brotzeitstüberl haben sie sich eingerichtet und “selbst bezahlt”, betont Winkler: holzvertäfelt, oberbayerischer Look. Von einer Deckenlampe baumeln Feuerwehrschläuche als Deko. So einen Ort brauche es, sagt Winkler und dass das nicht immer alle Politiker verstehen würden, dass sich die Helferinnen und Helfer auch in ihrer Feuerwehr wohlfühlen müssen. Die Stadt Tegernsee habe das zum Glück verstanden.
Bei den Kosten rechnet man mit einer Summe von um die 16 Millionen Euro.
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