Kleine Feuerwerke als heißes Eisen

Wird Feuerwerken künftig die Lunte ganz abgedreht? Zumindest bestimmte „Dreckschleudern“ soll es nach dem Beschluss des Stadtrats in Tegernsee nicht mehr geben. Doch was ist mit den Ballereien an Neujahr und dem Seefest?

Beeindruckend, bunt und laut- doch helfen Feuerwerke dem Tourismus?

Was für viele Betrachter ein Spektakel am nächtlichen Himmel ist, ist für andere Bewohner schlicht eine Umweltsünde. Mensch und Tiere würden aufgeschreckt und einer „enormen Feinstaubbelastung“ ausgesetzt, erklärte Rudolf Gritsch (CSU) am Donnerstagabend als erklärter Gegner von Feuerwerken. Auf dem Tisch des Stadtrates lag bereits ein Kompromissvorschlag des Verwaltungsausschusses.

Dieser sah laut 2. Bürgermeister Heino von Hammerstein (BürgerListe) vor, der Amtsinhaber Johannes Hagn vertrat, „dass Feuerwerke der Kategorie 2 unter den Voraussetzungen genehmigt werden, dass sie ein zugelassener Pyrotechniker abbrennt und auf Knalleffekte verzichtet werden“. Genau diese würden ja viele Menschen belasten. Insgesamt gibt es vier verschiedene Kategorien bei Feuerwerken. Von weniger gefährlichen bis hin zu Feuerwerkskörpern der Klasse 4, die eine „große Gefahr“ darstellen.

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Drei „Sylvester-Feuerwerke“ während des Jahres

„Bei Feuerwerken der Kategorie 2 handelt es sich um sogenannte Sylvester-Feuerwerke“, erläuterte Tegernsees Geschäftsleiter Hans Staudacher die Klassifizierung, „die in der Zeit vom 1. Januar bis 28. Dezember nicht an den Verbraucher verkauft werden dürfen. Es sei denn, er besitzt eine Ausnahmegenehmigung nach Paragraf 24 des Sprengstoff-Gesetzes“. Dann könne die Kommune bei begründetem Anlass auch eine Ausnahmegenehmigung erteilen, beispielsweise bei Hochzeits- und Geburtstagsfeiern in Gaststätten.

Die Profi-Feuerwerke der Kategorie 3 und 4 dürften nur von einem Pyrotechniker abgebrannt werden und müssten von der Regierung von Oberbayern genehmigt werden. Die Stadt Tegernsee wollte aber geregelt wissen, ob und unter welchen Bedingungen Feuerwerke der Klasse 2 in Einzelfällen weiterhin zugelassen werden. Und die Einzelfälle sind überschaubar. Laut Staudacher gab es in den letzten zwei Jahren jeweils drei Anfragen für die Kategorie 2.

Rottach-Egern habe diese inzwischen ganz verboten. Bislang legte die Stadt nicht nur die zeitliche Begrenzung auf 22 Uhr fest, auch ein Abstand von 30 Metern zu Personen musste gewährleistet sein. Nach 22 Uhr bräuchten die Feuerwerke, die oft bis zu acht Minuten dauern würden, eine Ausnahmegenehmigung der Regierung.

„Seid doch realistisch“

In der Zwickmühle sah sich Peter Schiffmann (SPD): „Während ein Feuerwerk der Kategorie 2 eine Ermessensentscheidung der Stadt ist und abgelehnt werden kann“, könne ein Veranstalter mit Genehmigung der Regierung dann auf die Klasse 3 ausweichen, ohne dass die Stadt darauf Einfluss habe. „Diese Verlagerung wäre nicht in unserem Sinn“, pflichtete Parteifreund Thomas Mandl bei. Auf gleicher Linie war auch Florian Widmann (CSU):

Da sagt sich doch ein Veranstalter, wenn ich sowieso einen Pyrotechniker beschäftigen muss, dann soll der doch gleich sein besseres Zeug für die Kategorie 3 mitnehmen.

„Im Prinzip könnten 100 Feuerwerke der Klasse 2 angemeldet werden“, so Mandl darauf, wenn sie ein Pyrotechniker abbrenne. Diese explosionsartige Zunahme sah Peter-Friedrich Sieben (FWG) nicht. „Seid doch realistisch. Die Feuerwerke werden eingeschränkt und nicht mehr“.

Feuerwerk als Touristenattraktion

Mehr als deutlich war die Kritik an dem Kompromissvorschlag von Rudolf Gritsch (CSU). Er hält eine Genehmigung von Feuerwerke der Klasse 2 für „den verkehrten Weg. Wir sollten jede Möglichkeit nutzen, dem Ganzen einen Riegel vorzuschieben“. Fakt sei, Feuerwerke „sind reine Dreckschleudern“. Ein normales Feuerwerk enthalte „Bleinitrat, Bleioxyd, Borsäure, Kaliumchlorat, Kupferchlorid, Kupferoxyd, Natriumchlorat und Zink“.

Ein weiterer Fakt sei, „dass Feuerwerke zusammen über das Jahr gesehen, die gleiche Feinstaubbelastung erzeugen, wie 15 Prozent des gesamten Straßenverkehrs“. Daher finde er es ein „Unding, wenn wir als Luftkurort irgendwelche Tore aufmachen“. Deshalb halte er die vorgeschlagene Regelung für falsch. „Denn wir sind der breiten Öffentlichkeit verpflichtet und nicht einzelnen Gästen, die ihr Geld verpulvern“, untermauerte Gritsch seinen Standpunkt.

Sieben brach eine Lanze für den Tourismus. Meist würden die Feuerwerke von Hotels abgebrannt werden. Die wenigsten Spektakel gingen von Einheimische aus. Da Tegernsee mit anderen Destinationen konkurrieren müsse, könne man nicht sagen, wer Feiern will, soll woanders hingehen.

Hier bewegen wir aus auf einem ganz schmalen Grat, wenn wir sagen, die wollen wir und die wollen wir nicht. Wir sind ein Tourismusort und sollten an die Hotels denken, die das Geld mit Übernachtungen bringen.

Schließlich spreche man ja nur von drei bis fünf Feuerwerken im Jahr. „Ich schaue sie mir gerne an, für mich sind sie eine Attraktion“. Unterstützung bekam Sieben von Andreas Obermüller (FWG). Wenn man der Argumentation von Gritsch folgen würden, müssten „wir auch das Feuerwerk vom Seefest absagen oder die ganzen Sylvester-Feuerwerke“. Man sollte „den Ball flacher halten“, empfahl auch Florian Kohler (BürgerListe).

„Wir als Luftkurort sollten unsere Gäste unterstützen und diese Feuerwerke ablehnen“, erklärte Hammerstein abschließend. Dies betreffe nicht die anderen großen Feuerwerke, die wie bisher von der Regierung von Oberbayern genehmigt würden. Dazu gehören die Silvester-Feuerwerke oder auch das Seefest in Tegernsee. Grundsätzlich aber wolle er die Entwicklung „bremsen und zurückfahren“. So lautete dann auch der Beschluss: keine Genehmigung künftig für Feuerwerke der Kategorie 2. Dafür gab es nur eine knappe Mehrheit von 6:5 Stimmen.

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