Am 15. Marz nächsten Jahres ist Kommunalwahl. Manche Parteien bringen sich schon in Stellung. In Bad Wiessee ist es bislang einzig die CSU, die frühzeitig einen Bewerber um den Chefsessel im Rathaus kürt. Denn Amtsinhaber Peter Höß kann aus Altergründen nicht mehr antreten. Außerdem muss der Gemeinderat von derzeit 17 auf 20 Mitglieder aufgestockt werden, da Bad Wiessee inzwischen mehr als 5.000 Einwohner hat. Die Orts-CSU versucht daher, sich rechtzeitig in Stellung zu bringen.
Die Nominierung des Kandidaten im Gasthof zur Post war auch der offizielle Startschuss für den Kommunalwahlkampf. Denn es sei schon früh wichtig, „für personelle Klarheit“ zu sorgen, um sich den Themen der nächsten Monate widmen zu können. Dafür nannte Sareiter drei Schlagworte: Kommunikation, Information und Transformation. Damit wolle man näher ran an die Bürger, um zu erfahren, „was die Leute im Ort wollen“. Sebastian Dürbeck vom CSU-Vorstand warb für Sareiter, er könnte nach 12 Jahren frischen Wind ins Rathaus bringen. Der Ort bräuchte jemanden an der Spitze, der Bad Wiessee wieder zu einer „Mitmach-Gemeinde“ mache, der mit und nicht gegen die Bürger arbeite. Denn die Gemeinde stehe vor großen Herausforderungen, „die alle Generationen betreffen“. Auch die CSU-Fraktion „steht voll“ hinter dem Kandidaten, so Gemeinderat Georg Erlacher. Das Ziel seiner Partei sei, „möglichst viele Gemeinderäte zu stellen“.
Rathaus- statt Parteienpolitik
Sareiters anschließende Bewerbungsrede glich dann schon mehr der Vorstellung seines Wahlprogramms, das er aber mit Bürgern und Vereinen noch ausarbeiten wolle. Doch einige Schlagworte zur künftigen Ausrichtung Wiessees seien jetzt schon klar. Beispielsweise, dass Kommunalpolitik keinesfalls von Parteipolitik betrieben werden dürfe. Gleichwohl sieht er sich als langjähriger Gemeinderat und CSU-Ortvorsitzender als „Netzwerker“ für eine talweite Zusammenarbeit. Diese würde in den nächsten Jahren vor allem beim Tourismus entscheidend sein, „ob wir überleben können oder nicht“.
Sein Ziel sei es, „den Ort jeden Tag ein kleines bisschen besser zu machen“. Für ihn, so Sareiter, sei eine Bürgerversammlung, die derzeit nicht stattfinde, zu wenig. Er wolle mehr Kommunikation. Dafür denke er eine App, auf der alle Fraktionen Fragen an die Bürger stellen könnten. Damit will Sareiter einen aktuellen Zugang zur örtlichen Politik erreichen und alle Generationen ansprechen. Denn zur Seniorenbeauftragten soll sich noch jemand auch um die Jugend kümmern. Nach seinen zahlreichen Gesprächen mit Gastronomen möchte Sareiter auch einen Wirtesprecher installieren.
In seiner Rubrik „bewahren“ denkt er an den Badepark, denn ein Schwimmbad im Tal sei für Kinder und Wasserwacht unverzichtbar, auch wenn das viel Geld koste. Wie eine künftige Lösung des betagten Baus für mehr als 20 Millionen Euro aussehen könne, darüber wolle er die Bevölkerung mit ins Boot holen. „Ist es das, was sie will?“ Es müssten nicht immer Superlativen sein. Die Pläne dafür würden im Rathaus liegen, dort aber unter Verschluss gehalten werden. „Das darf nicht sein“.
Mehr 30 Millionen Euro Schulden von Bad Wiessee?
Alles aber stehe in Wiessee unter dem Vorbehalt der „angespannten Haushaltslage“. Derzeit habe die Gemeinde ohne das Kommunalunternehmen einen Schuldenstand von 25 Millionen Euro, „am Jahresende werden es bereits 30 Millionen Euro sein“, prognostiziert der gelernte Betriebswirt. Mit der Sanierung des Badeparks würden es entsprechend mehr sein. Aus dieser „Schuldenspirale“ komme man nur raus, wenn sich ein Gemeindeoberhaupt nur auf seine „Pflichtaufgaben“ konzentriere, wie „intakte“ Straßen, Kindergärten, die Wasserversorgung und die Nachrüstung der Feuerwehr. „Bei solchen Dingen wird immer der Finger draufgehalten“. Wiessee brauche eine bessere „Priorisierung“ von anstehenden Maßnahmen.
„Bewegen“ war ein weiteres Stichwort, „wir müssen nach vorne schauen“. Dabei denkt Sareiter an bezahlbaren Wohnraum und ein Verkehrskonzept, „denn die Lage erdrückt das ganze Tal“. Daher brauche es Lösungen im Freizeitverhalten der Talbesucher. „Sie liegt auf dem See“, postuliert Sareiter. Dies sei machbar, da die Schifffahrt dem ÖPNV angeschlossen werden soll. Verhandlungen dazu würden bereits diese Woche stattfinden. Erreicht werden sollen günstigere Tarife der Schifffahrt. „Zukunftsmusik“ sei noch ein ständiger Pendelverkehr zwischen Wiessee und Tegernsee, um die „Leute vom Auto wegzubekommen“. Beim innerörtlichen Quellverkehr müssten sich alle „an die Nase fassen“ und mehr aufs Rad umsteigen. Dafür müssten aber mehr Radwege fernab des Sees ausgewiesen werden.
„Wohnungstauschbörse“ für jung und alt
Sareiter spricht sich auch gegen einen „sinnlosen Flächenfraß“ aus, wie er im Brenner-Park passiert sei. „So etwas darf sich nicht wiederholen“, daher brauche Wiessee mehr Bebauungspläne, um den Investoren Grenzen aufzuzeigen. Vorstellen könne Sareiter sich auch eine „Tauschbörse“ für Wohnungen. Ältere Menschen in großen Häusern oder Wohnungen würden sich oftmals gerne verkleinern. Hier sollte die Gemeinde behilflich sein, zwischen jungen Familien und der älteren Generation Kontakte zu vermitteln.
Nichts sollte über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden werden. Als Beispiel dafür nannte Sareiter die Erhöhung der Kurtaxe im Alleingang von 2 auf 3,30 Euro. Er beklagte die „Uneinsichtigkeit“ gegenüber denen, die „den Ort als Touristiker am Laufen“ halten. „Hier werden wir an der Seite der Vermieter weiterkämpfen“, betonte Sareiter, Sollte kein Kompromiss möglich sein, könne man diese Entscheidung auch im Mai nächsten Jahres im neuen Gemeinderat „revidieren“. Für das Amt des Bürgermeisters sei er „hoch motiviert“.
Entsprechend fiel das Wahlergebnis aus: Alle 23 Stimmberechtigten votierten für Florian Sareiter, verkündete Wahlleiterin Isabelle Schaebbicke, Kreisvorsitzende der Frauen-Union Miesbach. Sareiter bedankte sich für den einstimmigen Vertrauensbeweis.
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